Jonathan Banks: "Vielleicht sollte ich die Fans verprügeln"

Bis zu seinem 68. Lebensjahr musste Jonathan Banks auf die Rolle seines Lebens warten. Erst als Mike in den Serien-Hits "Breaking Bad" und nun "Better Call Saul" wurde er weltweit berühmt. Warum Fans dennoch manchmal enttäuscht sind, wenn sie ihn auf der Straße antreffen, verriet er spot on news.
Er ist nicht sonderlich groß, nicht sonderlich stark und mit seinen 68 Jahren alles andere als ein Jungspund. Dennoch war Jonathan Banks alias Mike Ehrmantraut die vielleicht imposanteste Figur aus "Breaking Bad" . Und auch im Ableger "Better Call Saul" hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt, auch wenn Banks in dieser Hinsicht selbst starke Bedenken hatte, wie er spot on news verriet.
Sehen Sie in diesem Clip auf MyVideo den Star aus "Better Call Saul", Bob Odenkirk, im Interview.
Herr Banks, warum ist Ihre Figur Mike Ehrmantraut trotz all seiner Abgründe so beliebt bei den Zuschauern?
Jonathan Banks: Mike ist ein gebrochener Mann. Und ich glaube, dass viele von uns gebrochene Menschen sind und ihn daher verstehen können. Im Laufe des Leben. wird man unweigerlich verletzt, emotional beschädigt, auch wenn es wohl selten so heftig wie bei Mike geschieht. Dennoch hat er sich eine Art Ehrenkodex bewahrt, auch wenn dieser ebenfalls zusehends in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich denke, dass wir alle ein Stückchen von uns in ihm wiedererkennen. Mike macht keine Umwege, wenn er sich einer Aufgabe widmet. Darin liegt eine angenehme Einfachheit. Vielleicht wünschen wir uns insgeheim auch manchmal, Situationen wie Mike zu lösen.
Aber Mike war in "Breaking Bad" gerade deshalb so beliebt, weil er mysteriös war. Hatten Sie denn keine Angst, dass sich diese Faszination auflösen könnte, wenn wie etwa in der Folge "Five-O" von "Better Call Saul" zu viel über seine Figur bekannt wird?
Banks: Genau diese Angst hatte ich auch. Ich mag das Mysterium, das Mike umgibt. Und so sehr ich die Episode "Five-O" auch liebe, hatte ich zunächst Bedenken, dass sie ihm das Geheimnisvolle rauben könnte. Aber es gibt zu jeder Vorgeschichte noch eine Vorgeschichte. Mike war schließlich kein junger Mann mehr, als er seinen Sohn verlor. Er war schon lange zuvor dieser harte Kerl. Es gibt also noch immer genug offene Fragen, die noch nicht beantwortet wurden.
Apropos "harter Kerl": Sie sind inzwischen 68 Jahre alt, dennoch in beiden Serien das Paradebeispiel eines "Bad Ass". Wie machen Sie das?
Banks: Wie ich fit bleibe? Keine Ahnung, Mann! Ich glaube, es ist einfach nur Glück. Ich versuche, in Form zu bleiben. Meiner Mutter habe ich auch viel zu verdanken. Aber insgesamt bin ich einfach nur ein Typ mit verdammt viel Glück.
Ihre Mutter hatte selbst ein sehr interessantes Leben. Stimmt es, dass sie für die CIA gearbeitet hat?
Banks: Das ist richtig. Meine Mutter war die Privatsekretärin von Admiral Wilson im Zweiten Weltkrieg. Sie hatte dabei unterschiedliche Jobs, unter anderem musste sie auch Transkripte von den Nürnberger Prozessen abtippen. In den 50er Jahren, nach dem Krieg, wurde sie gefragt, ob sie nicht bei der CIA als Büromanagerin anfangen wolle.
Zurück zu "Better Call Saul": Vor dem Start waren viele Menschen besorgt, die Serie könnte den hohen Erwartungen nicht gerecht werden, die nach "Breaking Bad" entstanden. Wie zufrieden sind Sie bislang mit der Serie und Ihrer Beteiligung?
Banks: Ich bin absolut zufrieden. Was mich anbelangt, freue ich mich natürlich, dass ich aus dem Parkwächter-Häuschen raus durfte und etwas zu tun bekommen habe. Das war großartig für mich. Und was die Serie anbelangt, die ist genauso, wie sie sein soll. Ich bin sehr zufrieden. Wie die Serie am Ende bewertet werden wird, können wir natürlich nicht wissen. Wir versuchen einfach alle, unseren besten Job abzuliefern. Aber man muss sich nur die Autoren ansehen, die wir haben. Wir haben kreatives Talent im Überfluss.
Wie tritt man an die Arbeit heran, wenn man die Figur eigentlich schon sterben sah?
Banks: Ich werde mich noch in 20 Jahren mit seiner Figur auseinandersetzen. Ich werde nie ganz zufrieden sein. Die einfache Antwort wäre, dass Mike in "Better Call Saul" schon lange Mike ist und natürlich nicht weiß, dass er bald sterben wird. Aber ich will betonen: Mike ist seit langer Zeit ein harter Hund - sogar schon vor dem Tod seines Sohnes. Es ist einfach ein wundervolles Abenteuer, wenn man sich als Schauspieler so intensiv mit seinem Charakter auseinandersetzen und sich auf so tolle Autoren verlassen kann.
Sind die Leute eigentlich enttäuscht, wenn sie Sie auf der Straße treffen und sie nicht so finster dreinschauen wie Mike?
Banks: Durch die Rolle hat sich wirklich viel in meinem Leben getan. Ich bin nun seit 48 Jahren im Geschäft und das ist der Part, für den ich bisher am meisten Anerkennung bekommen habe. Es passiert tatsächlich, dass mich die Leute auf der Straße für Mike halten. Sobald ich aber anfange, mit ihnen zu plaudern, verfliegt diese Illusion und dann sind sie zuweilen wirklich etwas enttäuscht. Vielleicht sollte ich die Fans verprügeln, dann wären sie glücklicher (lacht).