Skandalöse Filme: von schlüpfig bis gewalttätig
Immer wieder gelingt es Filmen, hohe Wellen zu schlagen. Schuld daran ist nicht immer die Freizügigkeit, auch übermäßige Gewaltdarstellungen ernten oft Kritik. Wir zeigen Beispiele aus knapp 100 Jahren Filmgeschichte.
Der blaue Engel (1930)
Einer der frühesten deutschen Tonfilme wurde zum Ausgangspunkt für Marlene Dietrichs internationale Karriere als Femme fatale, was bei den Sittenwächtern überhaupt nicht gut ankam. Aber schon damals wusste man, dass man mit „sex sells“ die Besucher ins Kino locken würde. Der Plan ging auf, der Film gilt heute als Klassiker.
Benedetta (2021)
Das französische Filmdrama handelt von der italienischen Nonne Benedetta Carlini und basiert auf der Biografie „Schändliche Leidenschaften: das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance“. Der Film schwankt zwischen Frömmigkeit und Frivolität und wird von Kirchenvertretern als Provokation gesehen.
Das Schweigen (1963)
Der Film von Ingmar Bergman führte wegen der für die Entstehungszeit offenen Darstellung sexueller Handlungen zu einem der größten Filmskandale der 1960er Jahre und löste eine breite Zensurdebatte aus. Deutschland und Schweden zählten zu den wenigen Nationen, in denen der Film damals ungekürzt gezeigt wurde – was einen Sturm der Entrüstung auslöste.
Uhrwerk Orange (1971)
Stanley Kubricks Verfilmung des gleichnamigen Zukunftsromans von Anthony Burgess sorgte durch die moralisch zweifelhaften Werte der Protagonisten für viel Kritik von allen Seiten. Der Film ist gespickt mit Szenen voll sadistischer, brutaler Gewalt, die effektvoll und schockierend zugleich inszeniert wurden.
Nymphomaniac (2013)
Der Film von Regisseur Lars von Trier zeigt die mit harten Sexszenen angereicherte Lebensgeschichte einer unter ihrem eigenen Wesen leidenden Nymphomanin. Der Film ist nichts für zart besaitete Gemüter und hat zwei Teile, von denen es jeweils noch einen wesentlich längeren Director’s Cut gibt.
Die Sünderin (1951)
Der deutsche Film wurde bei Erscheinen Anlass eines Skandals und war monatelang Thema in Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem wegen angeblicher Glorifizierung von Prostitution, Sterbehilfe, Euthanasie und Suizid. Hauptdarstellerin Hildegard Knef feierte mit dem Film ihren Durchbruch.
Fifty Shades of Grey (2015)
Verfilmung der Romanreihe „Shades of Grey“, die bei ihrer Veröffentlichung in den 2010er Jahren für großes Aufsehen sorgte. Darin verfällt eine unerfahrene 21-Jährige einem Milliardär, der sie in BDSM-Praktiken einführt. Vor allem die BDSM-Szene kritisierte den Film harsch, da die Szenen als unrealistisch bezeichnet wurden.
Barbarella (1968)
In dem Film reist Hauptfigur Barbarella durch die Galaxis und erlebt zahlreiche überwiegend erotische Abenteuer. Für Schauspielerin Jane Fonda bedeutete die Rolle den Durchbruch, auch wenn sie sich später von dem Film, den nicht wenige Kritiker als „Porno-Komödie“ bezeichneten, distanzierte.
Freaks (1932)
Der amerikanische Horrorfilm von Regisseur Tod Browning sorgte bei Erscheinen für Unverständnis und Ablehnung bei einem Großteil des Publikums, weil die Darsteller echte Fehlbildungen oder sonstigen Behinderungen hatten. Das wurde als moralisch verwerflich und anstößig empfunden.
Caligula (1979)
Der Film des italienischen Regisseurs Tinto Brass über den römischen Imperator Caligula basiert auf einem Buch von Gore Vidal und wurde vom Erotik-Magazin Penthouse finanziert. Der Film fiel bei Kritikern und Zuschauern gleichermaßen durch, ihm wurde vorgeworfen, ein pornografisches und spekulatives Machwerk zu sein.
9 1/2 Wochen (1996)
Der Film mit Mickey Rourke und Kim Basinger in den Hauptrollen ist bekannt für seinen erotischen Inhalt, unter anderem eine Liebesszene mit Lebensmitteln. Obwohl der Film bei den Kritikern durchfiel, wurde er vor allem in Europa ein großer Erfolg und die beiden Hauptdarsteller große Stars.
Anders als die anderen (1919)
Der deutsche Film ist der erste, der das Thema Homosexualität offen behandelte. Er entfachte einen Skandal und eine Kulturdebatte über die Wiedereinführung der Zensur in Deutschland.
Der letzte Tango in Paris (1972)
Der Film erzählt von einem Amerikaner und einer jungen Französin, die sich in einer Pariser Wohnung zu Gesprächen und Sex treffen. Das Werk polarisierte, denn während einige die Sexszenen als inakzeptabel und erniedrigend empfanden, bewerteten andere den Film als Meisterwerk.
Lolita (1962)
Der Film, basierend auf dem Roman von Vladimir Nabokov, handelt von Professor Humbert, der eine obsessive und ungesunde Leidenschaft für die junge Dolores Haze, genannt Lolita, entwickelt. Gekennzeichnet von illegalen und moralisch verwerflichen Handlungen, sorgte der Film von Regisseur Stanley Kubrick bei Erscheinen für einen Skandal.
Kids (1995)
Larry Clark zeigt in seinem Film die Jugendkultur der 1990er Jahre in New York zwischen Hip-Hop, Partys, Sex und Drogen. Auch das Thema AIDS wird in dem Film, der weitgehend mit Laiendarstellern gedreht wurde, behandelt. Einige der jungen Schauspieler kamen später zu Ruhm, andere machten durch ihr frühes Ableben Schlagzeilen.
Die letzte Versuchung Christi (1988)
Martin Scorsese hat einen Film über einen Jesus vorgelegt, der an seiner Berufung als Sohn Gottes zweifelt, mit den Römern kollaboriert und eine Frau begehrt. Unter konservativen Christen wurde dies als Blasphemie gesehen und sorgte für einen Sturm der Entrüstung.
Das große Fressen (1973)
Der französisch-italienische Satirefilm zeigt eine Gruppe von Freunden, die planen, sich zu Tode zu essen und sexuellen Ausschweifungen hinzugeben und persifliert das Konsumverhalten und die Dekadenz der Bourgeoisie. Bei seinem Erscheinen wurde der Film kontrovers aufgenommen, erlangte aber später Kultstatus.
Feuchtgebiete (2013)
Basierend auf dem ersten Roman von Charlotte Roche, zählte die Verfilmung zu den erfolgreichsten deutschen Filmen des Jahres 2013. Sie wurde bekannt durch den sehr offenen Umgang der Protagonistin mit ihrem eigenen Körper und verschiedenen Sexualpraktiken wie der Masturbation mit Gemüse.
La Dolce Vita (1960)
Unter dem Druck der katholischen Kirche wurde Federico Fellinis Meisterwerk in verschiedenen Ländern zensiert. Heute gilt der Film als eines der wichtigsten Werke der Filmgeschichte, vor allem die Szene von Anita Ekberg im Trevi-Brunnen ist ikonisch.
365 Days (2020)
Das polnische Erotikdrama erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die von einem Gangsterboss entführt wird, der ihr 365 Tage Zeit gibt, sich in ihn zu verlieben. Die Handlung spielt mit diversen Tabus, u.a. SM-Sex. Der Film erschien auf Netflix, was ihm weltweite Aufmerksamkeit einbrachte, und für eine Fortsetzung sorgte.
Die 120 Tage von Sodom (1975)
Der Film basiert auf dem Buch „Die 120 Tage von Sodom“ des Marquis de Sade und gilt bis heute als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. In vielen Ländern ist er wegen seiner offenen Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord im Spannungsfeld von Macht und Gewalt bis heute verboten.
Ein andalusischer Hund (1929)
Der Kurzfilm von Luis Buñuel und Salvador Dalí gilt heute als Meisterwerk des surrealistischen Films. Er enthält u.a. eine Szene, in der ein Mann einer Frau mit einem Messer durchs Auge schneidet. Aus Angst vor der Reaktion des Publikums hatte Buñuel bei der Premiere seine Taschen mit Steinen gefüllt, um sich verteidigen zu können.
Love (2015)
Der Film von Gaspar Noé erzählt die leidenschaftliche und turbulente Liebesgeschichte zwischen Murphy und Electra, die sich durch ihre intensive sexuelle Beziehung inklusive emotionaler Konflikte definiert. Die expliziten Sexszenen sind nicht simuliert und werden durch 3D-Effekte verstärkt.
Die Blaue Lagune (1980)
Als „Die Blaue Lagune“ in die Kinos kam, erregte der Film viel Aufmerksamkeit, da er Nacktszenen zwischen den jugendlichen Liebenden, gespielt von Brooke Shields von Christopher Atkins enthielt, die in einem abgelegenen Tropenparadies stranden. Trotz negativer Kritiken wurde der Film ein popkulturelles Phänomen.
Schulmädchen-Report (1970)
Die erste Verfilmung des gleichnamigen Buches mit Interviews über das Sexualverhalten moderner junger Frauen war der Auftakt einer ganzen Filmreihe, die in Deutschland für ordentlich Gesprächsstoff und einen handfesten Skandal sorgte: Bis 1980 wurden zwölf Fortsetzungen des Schulmädchen-Reports produziert.
The Story of Temple Drake (1933)
Der Film, basierend auf einem Roman von William Faulkner, sorgte aufgrund von Gewalt- und Sexdarstellungen in den USA für einen Skandal. Daraufhin führte die Filmbranche 1934 den Hays Code als verpflichtend ein, in dem strenge Zensurregeln gelistet wurden. Erst 1967 wurde er wieder abgeschafft.
Baise-moi (2000)
Der französische Film fand starke Beachtung wegen seiner Mischung aus Gewalt und expliziten, nicht gestellten Sexszenen. Da neben den Hauptdarstellerinnen auch mehrere männliche Nebendarsteller früher selbst als Pornodarsteller gearbeitet hatten, kritisierten einige den Film als schlecht verschleierte Pornographie.
o.k. (1970)
Der deutsche Film thematisierte die wahre Begebenheit eines Kriegsverbrechens von amerikanischen Soldaten im Vietnamkrieg und sorgte für einen Eklat: Nachdem es zum Streit in der Jury der Berlinale um die Teilnahme des Films kam, wurde das Filmfest zum einzigen Mal in seiner Geschichte abgebrochen (Bild der Berlinale-Jury bei der Pressekonferenz).
Shortbus (2006)
Der amerikanische Film enthält eine Reihe von expliziten Szenen mit nicht simuliertem Geschlechtsverkehr und löste dadurch eine Kontroverse aus, obwohl der Film auf diversen Festivals lief. Die Macher distanzieren sich allerdings explizit von pornographischen Inhalten, auch wenn sie die Provokation der Zuschauer durchaus im Kopf hatten.
Die Geschichte der O (1975)
Der französische Erotikfilm basiert auf dem sadomasochistischen Roman von Dominique Aury und schildert die Geschichte einer freiwilligen weiblichen Unterwerfung. Obwohl der Film vollkommen ohne die detaillierte Darstellung von Geschlechtsverkehr oder verbale Obszönitäten auskommt, sorgte er nach seinem Erscheinen für einen Skandal.
Idioten (1998)
Der Film von Lars von Trier hinterfragt gesellschaftliche Normen und zeigt den radikalen Bruch mit sozialen Konventionen. Dazu gibt sich eine Gruppe von Erwachsenen als "Idioten" aus und legt absichtlich geistig behindertes Verhalten an den Tag. Neben den freizügigen Inhalten sorgten auch die Dogma-Regeln für Unverständnis unter den Zuschauern.
Die Reifeprüfung (1967)
Der Film machte Hauptdarsteller Dustin Hoffmann zum Star, sorgte aufgrund der Darstellung zweier „verbotener“ Beziehungen jedoch für einen Skandal: Ein College-Absolvent geht zunächst eine Beziehung mit einer verheirateten, älteren Frau ein, anschließend mit ihrer Tochter. Die Moralvorstellungen der prüden 1960er wurden damit auf den Kopf gestellt.
Texas Chainsaw Massacre (1974)
Der Horrorfilm erzählt von einer Gruppe fünf junger Leute, die im ländlichen Texas einer Familie von Kannibalen in die Hände fällt und ist für seine exzessive Gewalt bekannt. Trotz einiger als verstörend wahrgenommenen Szenen, entwickelte sich der Film zum Kassenschlager und zog mehrere Fortsetzungen nach sich.
Das Leben des Brian (1979)
Der Monthy-Python-Film sorgte für laute Proteste unter christlichen und jüdischen Vereinigungen. Die folgenden Aufführungsboykotte und -verbote fachten eine Kontroverse um Meinungsfreiheit und Blasphemie an. Heute gilt der Film als Klassiker und einer der besten britischen Filme aller Zeiten.
Im Reich der Sinne (1976)
Der japanische Film, der die Liebesbeziehung einer Geisha und eines Bordellbesitzers zeigt, wurde nach seiner Aufführung auf der Berlinale von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Die Frage, ob es sich bei dem Film um Pornographie handelt, wurde anschließend vor einigen Gerichten verhandelt - und letztlich verneint.
The Interview (2014)
Die Slapstick-Filmkomödie handelt von einem Mordkomplott der CIA gegen Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-un im Rahmen eines Interviews durch einen US-amerikanischen Showmaster und löste eine politische Kontroverse und Anschlagsdrohungen auf Kinogänger aus, die zu einer zeitweiligen Absage des Kinostarts führten.
Basic Instinct (1992)
Der Triller sorgte mit seinen erotischen Szenen für Aufsehen und machte Hauptdarstellerin Sharon Stone weltbekannt. Boykottaufrufe und Demonstrationen begleiteten den Kinostart vor allem in den USA, wo der Film trotzdem die 100-Millionen-Dollar-Marke durchbrach. Weltweit spielte er mehr als 350 Millionen US-Dollar ein.
Irreversibel (2002)
Eine fast zehn Minuten lange Vergewaltigungsszene und weitere Darstellungen exzessiver Gewalt sorgten für kontroverse Kritiken. Die unvorbereiteten Zuschauer verließen die Premierenvorstellung in Scharen, es gab allerdings auch Kritiker, die den Film für seine Erzählweise lobten.
Die Passion Christi (2004)
Mel Gibsons Verfilmung des letzten Lebensabschnitts von Jesus polarisierte aufgrund seiner sehr gewalttätigen Darstellung. Während in den USA der Vorwurf des Antisemitismus aufkam, diskutierte man in Europa vor allem über das Gewaltausmaß. Auch in islamischen Ländern rief der Film heftige Kontroversen hervor.
The House That Jack Built (2018)
Lars von Triers Horror-Thriller zeigt die Lebensgeschichte eines Serienkillers und zeichnet sich durch extreme Brutalität und Gewalt aus. Als Tabubruch wird außerdem gezeigt, wie Kinder ermordet werden.
