Sex-Oper schlägt weiter hohe Wellen

Sex-Oper schlägt weiter hohe Wellen
Splitternackte Sänger, schwüle Duschszenen, Leichenschändungen und viel Blut: Die Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Entführung aus dem Serail" an der Komischen Oper Berlin hat einen Eklat ausgelöst.
Was die "Komische Oper Berlin" aus der Geschichte um die in den
Orient entführte Edeldame Konstanze gemacht hat, ist nichts für
schwache Nerven. Die Handlung auf der Bühne: ein Wechsel von Sex-
und Gewaltorgien, Sadomaso und Vergewaltigungen. Noch vor der
Premiere des Stücks rechtfertigte sich Regisseur Calixto Bieto
gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Sex spielt immer eine Rolle. Mozart
dachte nur an Sex."
Aber ist das ein Grund, aus der Oper direkt einen Porno zu
machen? Besuchern der Aufführung wird einiges zugemutet: In drei
Szenen müssen sich die Darsteller anpinkeln lassen und die
"Ergüsse" trinken. In einer anderen Szene wird einer Darstellerin
die Brustwarze "abgeschnitten". Alles täuschend echt. Es fließen
Unmengen Theaterblut. Kann man dieses Theaterstück wirklich noch
unter dem Deckmantel "Kunst" rechtfertigen?
Jens Larsen, einer der Hauptdarsteller: "Das ist die reine
Realität, die wir hier abbilden. Leider." Kultursenator Thomas
Flierl von der PDS drückt es so aus: "Die Darstellung von Blut, Sex
und Gewalt spiegelt gesellschaftliche Phänomene wider."
Nach der Premiere liefen am Dienstag die Telefone in der
Komischen Oper heiß. Freunde und Förderer des Schauspielhauses sind
entsetzt. Manfred Hütter, Geschäftsführer des Freundeskreises sagte
der "BZ": "Viele Mitglieder des Freundeskreises haben unter Protest
die Vorstellung verlassen."
Auch DaimlerChrysler, einer der größten Geldgeber springt
möglicherweise ab. Daimler-Berater Matthias Kleinert, einer der
sieben Kuratoren im Förderkreis der Komischen Oper, erklärte in der
"Berliner Morgenpost", er wolle den Daimler-Vorstand bitten, das
Engagement des Unternehmens von jährlich 10.000 Euro zu überprüfen.
Die Inszenierung könne man nicht "diskussionslos über die Bühne
gehen lassen".
Doch die Veranstalter bleiben hart. Das subventionierte
Theatersystem sei Ausdruck einer freien Gesellschaft, die auch
unbequeme Kunst als notwendig begreife, erklärte Intendant Andreas
Homoki.
Jede verkaufte Eintrittskarte wird vom Berliner Senat mit 165 Euro subventioniert. Geld also, welches letztlich vom Steuerzahler stammt.