"The Times They Are A Changin'": Bob Dylan wird 75

Bob Dylan weiß aufzurütteln, er weiß zu rühren, er weiß zu schocken: Am 24. Mai feiert der Mann mit den vielen Gesichtern seinen 75. Geburtstag.
Folk-Musiker, Rock'n'Roller, Blues-Sänger: Bob Dylan ("Fallen Angels") hat viele musikalische Gesichter und zeigte sie in seiner langen Karriere immer und immer wieder. Kein Wunder, dass der Film "I'm not There" eher einem Experimentalfilm ähnelt, als einer Biografie des Masterminds. Jede seiner Persönlichkeiten wird darin von einem anderen Schauspieler dargestellt, von Heath Ledger über Richard Gere bis hin zu (und vielleicht am überzeugendsten) Cate Blanchett. Anlässlich seines 75. Geburtstages sollen auch hier noch einmal die vielen Facetten des Sängers beleuchtet werden.
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Große Vorbilder
Unter dem Namen Bob Zimmerman aufgewachsen, fand der spätere Superstar schnell seine musikalischen Wurzeln: Hank Williams hatte es ihm angetan, ebenso wie Chuck Berry und Buddy Holly. Aus einem bodenständigen Haus stammend war sein Karrierewunsch unüblich, aber nicht verpönt: Seine Eltern unterstützen ihn so gut es ging, über einen Cousin lernte Dylan zunächst Klavier spielen, danach folgte die Gitarre. Ab der High School trat er bereits unter dem Namen Bobby Zimmerman auf, verdiente sich erste Sporen auf den Bühnen der USA.
Die Folk-Anfänge
Gleich zu Beginn seines Schaffens entdeckte Dylan seine politische Stimme. Als er in den New Yorker Stadtteil Greenwich Village zog - damals eine Gegend, die durch ihre geringen Mieten viele Mitglieder der "brotlosen Kunst" anzog - fand er viele Gleichgesinnte. Ihre Einflüsse sog er auf wie ein Schwamm und formte sie zu seinem ganz eigenen musikalischen Mischmasch aus Folk, Blues und Beatnik. Eine Kombination, die sehr gut ankam: 1964 veröffentlichte er sein Hit-Album "The Times They Are A Changin'", das neben Liebesliedern mit Ohrwurm-Garantie auch sozialkritische Meisterwerke wie "Blowin' in the Wind" enthielt - die Hymne einer ganzen Generation.
Dylan der Rocker
Doch Dylan wusste auch zu schocken. Sein Drang, sich stetig neu zu erfinden, sorgte bei seinen Fans für einen regelrechten Aufruhr: Was fiel dem Folk-Star Mitte der 60er Jahre ein, seine akustische Gitarre plötzlich durch eine elektrische zu ersetzen? Bei einem Auftritt beim Newport Folk Festival soll sogar damit gedroht worden sein, die Verkabelung mit einer Axt zu durchtrennen, um dem verzerrten Krach Dylans Einhalt zu gebieten. Der Musiker floh daraufhin regelrecht von der Bühne. Äußert widerwillig habe er noch ein zwei Stücke in gewohnter, akustischer Manier zum Besten gegeben. Noch etwas heftiger traf es ihn bei einer Tour in England: Als Verräter an der Folkmusik wurde er dort mal eben zum "Judas" ernannt.
Der Einsiedler
Bereits 1966 musste er sich die erste größere Auszeit gönnen. Nach einem Motorradunfall war er für zwei Jahre überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. Dafür entdeckte er in dieser Zeit seine Liebe für die Country-Musik. In Nashville, der Hochburg dieser Musikgattung, nahm er zwei Alben auf, arbeitete dabei mit Country-Legende Johnny Cash ("The Man Comes Around") zusammen. Kommerziell feierte er damit seinen bis zu diesem Zeitpunkt größten Erfolg.
Auch religiös erfand sich Dylan in den 70er Jahren neu. Als Nachkomme deutscher Juden sorgte seine Konversion zum christlichen Glauben 1979 für verständliches Aufsehen. Ein besonderes Erlebnis habe ihn zu diesem Schritt bewegt, ließ Dylan später verlauten: Bei einem Aufritt auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg warf ein Zuschauer ein silbernes Kreuz auf die Bühne. Eine Entwicklung, die auch auf seinen nächsten Alben und bei Auftritten mehr als deutlich werden sollte, als er zwischen den Songs auch gerne mal die eine oder andere Predigt hielt.
Never Ending Tour
Wenn die Rolling Stones und Bob Dylan etwas gemein haben, dann ihre nicht enden wollende Abschiedstournee. Im Fall von Dylan zieht sich diese tatsächlich bereits seit bald 30 Jahren: 1989, ein Jahr nachdem Dylan in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, prägte ein Kritiker den Begriff der "Never Ending Tour" - wohl nicht ahnend, wie recht er damit haben sollte. Am 16. Oktober 2007, so munkelt man, habe Dylan sein 2000. Konzert dieser Tour gespielt. Dylan weiß eben: rollende Steine setzen kein Moos an...