Udo Dirkschneider: Ein lauter Schlussstrich unter Accept

Eine metallische Ära geht zu Ende: Udo Dirkschneider wirft die Songs seiner alten Band Accept aus seinem Programm. Doch vorher bekommen die Fans auf einer ganz besonderen Tour die Gelegenheit, Abschied zu nehmen.
Als Frontmann der Metal-Heroen Accept ("Balls to the Wall") hat Udo Dirkschneider (63) ein wichtiges Kapitel der deutschen Rock-Geschichte mitgeschrieben. Nachdem er sich von der Band im Unguten getrennt hatte, gründete er 1987 seine eigene Band U.D.O. ( "Nailed to Metal"), mit der er seitdem viele Erfolge feierte. Nun geht Dirkschneider ein letztes Mal mit einem Accept-Programm auf Tournee, bevor er mit diesem Kapitel endgültig abschließt. In über 20 Ländern dürfen die Headbanger noch einmal ihre Häupter senken, der Startschuss dazu fällt heute im norwegischen Drammen. Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich zuvor mit Dirkschneider über seine Beweggründe für diesen Abschied unterhalten.
Warum haben Sie sich entschieden, nun auf diese Weise den Schlussstrich unter das Kapitel Accept zu ziehen?
Udo Dirkschneider: Die Idee, eine Tour mit Accept-Songs zu machen, ist nicht ganz neu, passte aber nie ins U.D.O.-Programm. Da wir in den letzten Jahren ziemlich viel mit U.D.O. unterwegs waren und auch viel veröffentlicht haben, hatten wir sowieso vor, dieses Jahr eine Pause einzulegen. Aber zuhause rumsitzen ist auch nicht unbedingt das Wahre für alle. Darum hat sich das Management mal umgehört, wie diese Idee denn draußen ankommt, und die Resonanz war überwältigend. Ich persönlich ziehe da jetzt auch einen Schlussstrich, und das wird einen Höllenspaß machen, das weiß ich jetzt schon. Das wird es dann auch in der Form nie wieder geben. Damit ist dann für mich das Kapitel Accept endgültig beendet.
Hat die Tatsache, dass Accept mittlerweile auch wieder aktiv sind, bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt?
Dirkschneider: Im Prinzip nicht. Auch wenn sich das irgendwie blöd anhört, aber zu Accept habe ich keinen Kontakt. Ich habe mir das einmal in Hamburg angekuckt, um mir eine Meinung zu bilden. Ich habe auch gar keines von ihren neuen Alben. Das ist alles weit weg von mir, das ist für mich irgendeine Band. Mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen und so weiter hatte ich innerlich sowieso schon abgeschlossen. Da ist schon längst ein Schlussstrich gezogen worden.
Wie haben die Fans auf die Ankündigung reagiert, dass es die letzte Chance sein wird, von Ihnen Accept-Material zu hören?
Dirkschneider: Viele finden es traurig, aber irgendwann muss ich sagen, ich habe keinen Bock mehr auf diese ewigen Fragen. Die einen fragen, warum ich überhaupt noch Accept-Songs spiele, die anderen sagen, spiel mal mehr Accept-Songs, und so weiter. Soweit ich gehört habe, spielen ja Accept selber auch nur 40 Prozent alte Sachen. Das finden die Fans auch nicht so gut, wie ich von einigen gehört habe. Aber das ist nicht mein Problem. Ich meine, U.D.O. gibt es jetzt seit über 25 Jahren und wir haben damit unsere eigenen Fans. Die fanden das immer ganz toll, wenn wir am Schluss noch drei Accept-Songs gespielt haben, aber ich mache das jetzt noch einmal und dann müssen sie sich an Accept wenden, wenn sie die Songs irgendwo hören wollen.
Ist die Besetzung für die Tournee die gleiche wie sonst bei U.D.O., oder kommen irgendwelche Gäste dazu?
Dirkschneider: Mich haben schon viele Leute gefragt, ob ich dazu jetzt Leute von früher ranhole, aber das würde keinen Sinn machen. Ich habe eine eingespielte Band, das sind auch alles riesige Accept-Fans, die die Nummern im Schlaf können. Mein Sohn (Anm.: Sven Dirkschneider, Schlagzeug) ist mit Accept großgeworden, warum soll ich da jetzt plötzlich mit anderen Musikern ankommen? Alte Accept-Musiker, die noch irgendwie live aktiv sind, gibt es in dem Sinn auch gar nicht mehr. Das ist so für mich die praktischste Lösung und das wird auch mit Sicherheit die beste Lösung sein.
Was können die Fans von der Show erwarten?
Dirkschneider: Eine sehr interessante Zusammenstellung! Darüber werde ich nichts sagen, da sollen sich die Leute auch ein bisschen überraschen lassen. Da werden auf jeden Fall ein paar Überraschungen dabei sein.
Als Support sind die kanadischen Metal-Veteranen Anvil dabei. Warum haben Sie sich für die entschieden?
Ich glaube, dass das ein gutes, klassisches Heavy-Metal-Lineup auf der Bühne sein wird. Wir sind gute Freunde, ich habe die im Studio besucht in Deutschland, und sie haben sich angeboten. Und warum sollten wir das nicht tun, wir kennen uns gut und das wird viel Spaß machen. Und die Reaktionen auf die Ankündigung, dass Anvil der Special Guest sind, waren mehr als gut. Daher glaube ich, wir haben die richtige Wahl getroffen.
Termine im deutschsprachigen Raum: 11.03 Leipzig (Hellraiser) +++ 12.03. Markneukirchen (Music Hall) +++ 13.03. Ludwigsburg (Rockfabrik) +++ 22.03. Köln (Essigfabrik) +++ 23.03. Bochum (Zeche) +++ 31.03. München (Backstage) 01.04. Burglengenfeld (VAZ) +++ 02.04. Memmingen (Kaminwerk) +++ 03.04. CH-Pratteln (Z7) +++ 21.04. Hamburg (Markthalle) +++ 22.04. Heidelberg (Halle 02) +++ 23.04. Geiselwind (Music Hall) +++ 24.04. Berlin (Postbahnhof) +++ 26.08. Wörrstadt (NOAF Festival) +++ 27.08. Schleswig (Baltic Open Air)