Kreuzverhör Tatort Bremen: Bist Du wirklich echt?
Vor zehn Jahren verschwand die kleine Fiona spurlos. Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) können es kaum glauben... © Radio Bremen/Jörg Landsberg
Inga Lürsen und ihr Kollege Nils Stedefreund werden in ihre eigene Vergangenheit zurückkatapultiert. Der Tatort "Die Wiederkehr" ist weniger Krimi, dafür mehr ein hochkomplexes und emotionales Beziehungsdrama zwischen den Mitgliedern einer Familie und den beiden Ermittlern.
Worum geht's?
Die siebenjährige Fiona ist verschwunden. Die Bremer Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) und ihr Kollege Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) sind sich sicher, dass sie ermordet wurde und verdächtigen den Vater des Mädchens, der sich daraufhin selbst tötet. Fionas Mutter (Gabriela Maria Schmeide) erhebt schwere Vorwürfe gegen Inga Lürsen, der sie die Schuld am Tod ihres Mannes gibt.
Zehn Jahre später taucht eine junge Frau (Gro Swantje Kohlhof) auf und behauptet, Fiona zu sein. Ihre Familie ist überglücklich, die Tochter und Schwester wieder in die Arme zu schließen. Doch die Kommissare sind misstrauisch. Ist es wirklich Fiona, oder gibt sich der Teenager nur für das verschwundene Mädchen aus?
Problem-Krimi oder Spaß-Tatort?
Die beherrschenden Themen in diesem Tatort sind Schuldgefühle und Zweifel. Inga Lürsen ist geplagt von der Vorstellung, dass Fiona tatsächlich wieder aufgetaucht ist und sich ihr Vater damals völlig sinnlos das Leben nahm. Daran hat sie schwer zu knabbern und wird auch alle Naselang von Fionas Mutter daran erinnert. Und dann die ewige Frage: Kann es möglich sein, dass sich die Polizei damals so irrte und das Mädchen tatsächlich die verschollene Fiona ist?
Ist die Handlung glaubwürdig?
Das Ganze wirkt schon sehr konstruiert und im Drehbuch (Matthias Tuchmann, Stefanie Veith) gibt es die eine oder andere Logik-Lücke. Insgesamt ist die Story aber gut und spannend von Regisseur Florian Baxmeyer inszeniert und die tollen Schauspieler machen so manchen Makel wieder wett.
Bester Auftritt
Ganz klar Gro Swantje Kohlhof in der Rolle der Fiona. Die 20-jährige Hamburgerin, die derzeit noch ihre Schauspielausbildung an der Universität der Künste in Berlin absolviert, spielt mit großer Intensität. Ihr Schwanken zwischen Manipulation und Berechnung auf der einen und ihre Sehnsucht nach Familie und Wärme auf der anderen Seite ist toll. Auf die Frage, was ihr beim Dreh besonders wichtig war, sagte Gro Swantje Kohlhof: "Ich wollte eine Figur spielen, die zwischendurch wie ein ganz normales Mädchen wirkt und mit ihrem Bruder Blödsinn macht. Eine Figur, der man ihre psychische Störung die ganze Zeit ansehen kann, wird schnell langweilig und berechenbar, das wollte ich auf keinen Fall."
Was muss man sich merken?
Der Tatort Bremen ist in letzter Zeit schon öfter durch seine gute Musikauswahl aufgefallen. Auch im Tatort "Die Wiederkehr" passen die gewählten Stücke perfekt zur Szenerie. Von Stromae über The Soulboy Collective bis hin zur Band ALT-J ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Von der Handlung her muss man sich nichts für spätere Episoden merken. Es geschehen keine Ereignisse oder Wendungen, die in einem späteren Fall noch einmal von Relevanz sein werden.
Soll man gucken?
Der Tatort ist – wie eingangs schon geschrieben – kein harter Action-Krimi oder ermittlungstechnisch anspruchsvoll. Es ist mehr eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der die Beziehungen zwischen den handelnden Personen im Vordergrund stehen. Wir finden die Episode durchaus gelungen. Empfehlung lautet also: Einschalten!