Oster-Tatort im Kreuzverhör: Hasen außer Kontrolle
Sein Ostern hatte sich Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) anders vorgestellt. © NDR/Christine Schroeder
Auch an Ostern beglückt uns die ARD mit einem Event-Tatort: In "Frohe Ostern, Falke" werden die Hamburger Ermittler von einer Bande in Hasen-Kostümen auf Trab gehalten. Das lässt unschöne Erinnerungen an den Saarländer Weihnachts-Blödsinn wach werden. Doch Regisseur und Autor Thomas Stiller macht aus dieser Ausgangsituation einen spannenden Thriller mit doppeltem Boden.
Worum geht’s?
Die "Bad Easter Bunnies" tragen schmuddelige Kostüme, sehen aus wie eine Mischung aus Duracell-Häschen und Ork und haben eine Mission: Jedes Jahr zum Osterfest mischen sie Wohltätigkeits-Veranstaltungen auf. Sie wollen die Verlogenheit der Gönner zur Schau stellen, die sich bei einer teuren Gala für eine kleine Spende feiern lassen. Ihre Aktionen übertragen die "Bunnies" per Livestream auf ihrer Webseite (gefunden mit "SecSearch"). Doch der neue Wortführer Frank (Thomas Sarbacher) fährt eine härtere Tour: Statt mit Farbpistolen stattet er seine Mitstreiter mit echten Waffen aus und überredet sie, alle Besucher einer Charity-Gala als Geiseln zu nehmen.
Unter den Gästen langweilt sich auch Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller). Heimlich verständigt sie Falke (Wotan Wilke Möhring), der samt MEK und Kumpel Jan Katz (Sebastian Schipper) anrückt und versucht, von außen zu helfen. Doch bald gerät die Anarcho-Aktion aus dem Ruder, ein Gast und die "Künstlerin" des Abends werden erschossen. Was hat der "Bunny"-Anführer vor?
Als die Geiseln in kleine Gruppen aufgeteilt werden, gelingt es Katharina Lorenz, ihren Bewacher Steffen (Lasse Myhr) auf ihre Seite zu ziehen. Offenbar sind auch die restlichen "Bad Easter Bunnies" vom Alleingang des Ober-Hasen überrascht und sitzen in der Zwickmühle. Lorenz, Falke und Katz versuchen fieberhaft die Geiseln zu retten und herauszufinden, was hinter der Aktion steckt.
Problem-Krimi oder Spaß-Tatort?
Unsere Befürchtung, in Falkes Bundespolizei-Fällen gehe es nur noch um Schleuser und Flüchtlinge, erweist sich bei "Frohe Ostern, Falke" als völlig unbegründet. Zwar machen sich sowohl die Charity-Gäste als auch die "Bunnies" – jeweils auf die eigene Art und Weise - für Asylbewerber stark, doch das ist nur der Hintergrund für ein Geiseldrama, das sich an keine Regeln hält. Vom Ansatz her nichts Neues, doch Autor und Regisseur Thomas Stiller gelingt es, mit immer neuen Wendungen die Spannung aufrecht zu erhalten.
Ist die Handlung glaubwürdig?
Schon der Beginn, mit cruisenden "Bunnies" im Ami-Van, Rage Against The Machine im Hintergrund und Schieß-Übungen auf die Bilder diverser US-Präsidenten, ist ziemlich durchgeknallt. Von der absurden Ausgangssituation entwickelt sich der Tatort zum Psycho-Drama mit zahlreichen Überraschungsmomenten. Nicht jede Wendung und jedes Verhalten ist dabei logisch, und vor allem einige Szenen mit reichlich Geballer erinnern eher an ein B-Movie als an einen Falke-Tatort. Bitterer Realismus herrscht allerdings beim Wetter: Dass Falke auf dem Jungfernstieg über Schneehaufen steigen muss, passt leider nur zu gut zu Ostern 2015.
Bester Auftritt
Im Mittelpunkt steht Katharina Lorenz, die ja nun leider nach dem nächsten Fall aufhört. Schade, denn in "Frohe Ostern, Falke" ist sie ganz klar der Star. Ohne die üblichen Hilfsmittel, nur mit Handy und ihrem Verstand bewaffnet, versucht sie die Geiselnahme zu beenden. Falke hingegen ist weitgehend hilflos, er muss von außen und ohne wirkliche Befugnis beinahe tatenlos zusehen, was drinnen passiert. Doch auch die "Bad Easter Bunnies" bekommen einen eindrucksvollen Auftritt: Wenn Sie die abstoßend-jovialen Herren im Smoking mit ihren zumeist jungen und tief dekolletierten Begleitungen aufmischen und dabei die Bigotterie der Veranstaltung vor Augen führen, kann man sich einer gewissen Sympathie nicht erwehren.
Was muss man sich merken?
"Frohe Ostern, Falke" fällt aus der sonstigen Bundespolizei-Arbeit heraus, auch ansonsten gibt es wenig langfristige Handlungsstränge. Falkes Sohn, die gemeinsam Nacht mit Katharina Lorenz aus dem letzten Tatort – es bleibt bei hauchzarten Andeutungen.
Soll man gucken?
Dieser Oster-Tatort ist mehr Thriller als Krimi. Falke und Lorenz sind auf fremdem Terrain und ihrer Handlungsmacht beraubt, wer die Fäden wirklich in der Hand hält, bleibt sehr lange unklar. Die Wendungen halten "Frohe Ostern, Falke" über fast die gesamte Länge spannend, die düsteren Bilder bringen die Atmosphäre beinahe gefühlsecht rüber. Nicht immer ist das Geballer der "Bunnies" notwendig, nicht immer werden platte Klischees (Franks schmierige Anmache der hübschen Empfangsdame oder die "besondere Überraschung") umschifft. Doch unterm Strich ein sehr unterhaltsamer Tatort, der sich wohltuend von den zuletzt etwas angestrengten Falke-Fällen abhebt.