Tatort aus Luzern: Wie gut ist "Zwei Leben"?
Tatort aus Luzern: Der Krimi steht in "Zwei Leben" nur im Hintergrund. © ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler
Der Tatort "Zwei Leben" aus Luzern stellt die Ermittler zunächst vor ein Rätsel: Ist ihr Opfer nicht schon vor 13 Jahren gestorben? Dem Zuschauer kann das fast so egal sein wie den Machern, denn dieser Tatort erzählt eigentlich eine ganz andere Geschichte.
Bevor sie den Täter finden können, müssen die Kommissare erstmal die Identität des Getöteten klären. Ein Mann springt von einer Autobahnbrücke vor einen Fernbus - zumindest scheint es so. Schnell stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen Suizid, sondern um einen Mord handelt und die Identität des Opfers nicht so eindeutig ist wie anfangs angenommen. Handelt es sich um den Bauunternehmer Jakob Conti? Ist der nicht eigentlich schon vor 13 Jahren ums Leben gekommen?
Das wahre Opfer in diesem Tatort ist nicht der Tote
Eigentlich egal, denn das wahre Opfer in diesem Tatort ist jemand anderes. Busfahrer Beni Gisler (Michael Neuenschwander), ein alter Bekannte von Reto Flückiger (Stefan Gubser) kämpft nach dem Unfall mit schweren Belastungsstörungen und aggressiven Ausbrüchen, die die Ermittler zunehmend beunruhigen. Der Film befasst sich mindestens so intensiv mit dem schwer traumatisierten Fahrer wie mit dem Mordfall.
Während
Liz Ritschard
(Delia Mayer) den ersten Spuren nachgeht, versucht Flückiger,
seinem ehemaligen Militär-Kameraden Gisler beizustehen und ihm
zugleich Informationen über die Tatnacht zu entlocken. Die
Ermittlungen werden vor allem in der ersten Hälfte des Films eher
beiläufig abgewickelt, zu sehr beschäftigt das Schicksal des
Busfahrers. Da dieser Erzählstrang jedoch weitaus spannender ist
als der Mordfall, sei das verziehen. Das Leiden des Busfahrers, der
früher als Lokführer gearbeitet hatte und damit bereits dreimal
einen Suizid miterleben musste - übrigens genau die Zahl an
Menschen, die ein Lokführer laut Statistik in seiner Karriere
unfreiwillig überfährt - geht an die Nieren.
Der Fall selbst kommt in "
Zwei Leben" nur
schleppend in die Gänge und scheint ungelenk um Gislers Geschichte
herumkonstruiert worden zu sein. Erst am Ende nimmt auch dieser
Handlungsstrang an Fahrt auf. Was dem Kriminalfall an Spannung und
Eindringlichkeit fehlt macht, die Dekonstruktion eines
traumatisierten Mannes wett. Wie treffend das Ganze ist zeigt sich
schon daran, dass die Schweizer Bundesbahn vor Nachahmern warnt. Am
Ende finden sich beide Handlungen in einem Finale zusammen, das
zwar niemanden überraschen dürfte, aber den
Tatort zu einem halbwegs stimmigen Ende
bringt.
(Quelle: spot on news)