Tatort "Der gute Weg": Befangen in Berlin

Tatort Berlin: Viel zu tun für die Gerichtsmedizin. © rbb/Stefan Erhard
"Wir sind auf einem guten Weg" stöhnt Streifen-Polizist Stracke (Peter Trabner) immer wieder in Richtung seiner Frau. Für ihn bedeutet dieser gute Weg offenbar, möglichst schnell vom verhassten Streifendienst an Berliner Brennpunkten wegzukommen. Nach und nach enthüllt der Tatort, dass sich hinter der gutbürgerlichen Fassade eine zutiefst zerstörte Existenz verbirgt. Der drogensüchtige Sohn vom Vater im Dienst erschossen, die psychisch angeknackste Kollegin nimmt die Schuld auf sich und wird zur Ersatz-Tochter, die Ehefrau flüchtet sich in Schlaftabletten.
Das Szenario, dass die Kriminalpolizei bei minderwertigkeits-behafteten Streifenpolizisten ermittelt, ist wahrlich nicht neu, und wie so oft entpuppt sich auch in " Der gute Weg" der vermeintlich aufrichtige Fels in der Brandung als mieses Würstchen, dass angesichts von jahrelanger Gewalt und Elend längst die Seiten gewechselt hat. Wer einen Film über die harte Arbeit der Uniformierten machen möchte, sollte schon eine etwas einfallsreichere Story parat haben, um wirklich zu überzeugen. Auch das Gehabe mit rappenden Polizisten und dem "passenden" Soundtrack wirkt wie aufgesetzte Assigkeits-Folklore.
Dass der Sohn von Kommissarin Nina Rubin (Meret Becker) in die tödliche Schießerei verwickelt ist, ist offenbar kein Grund, auch nur an Befangenheit zu denken. Selbst für den maximal distanzierten Karow (Mark Waschke) ist es nicht normal, den Sohn der Kollegin zu verhören. Am Ende feuert Nina Rubin die tödlichen Schüsse auf Stracke ab, der ihren Sohn bedroht. Professionelle Distanz und Abwägung der Situation sind völlige Fehlanzeige.
Trotz dieses Kardinals-Fehlers holte der Tatort aus Berlin gute Quoten (9,41 Millionen Zuschauer, 26,8% Marktanteil). Dass es in den letzten zehn Minuten nochmal temporeich wurde, ließ den Dialog- und Detail-lastigen Großteil des Films zumindest ein Stück weit vergessen.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Berlin
Rap, Autoposer und Kottbusser Tor - vor allem zu Beginn will der Tatort aufwändig den "4 Blocks"-Stil imitieren.
Eine der zentralen Fragen: Ist Karow wirklich so ein Arschloch oder klopft er einfach nur Sprüche?
Fazit: Viel Text, viele Namen, wenig Action - bis kurz vor Schluss.