Tatort Wien: Ein bis zwei Nummern zu groß, aber sonst...
Was im Tatort "Deckname Kidon" zunächst wie ein Selbstmord aussieht, führt Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer) in die Welt der Waffengeschäfte und Atom-Deals. © ORF
Ein toter Iraner, zwei Mossad-Agenten mit miserablem Schauspiel-Talent und ein österreichischer Graf, der munter Waffen und andere brisante Waren verhökert - und mittendrin zwei einfache BKA-Beamte. Im Wien-Tatort "Deckname Kidon" laufen die Fäden der Weltpolitik in der österreichischen Hauptstadt zusammen, und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) sollen sie entwirren.
Das gelingt nur zum Teil, am Ende behält der Mossad mit zweifelhaften Mitteln die Überhand. Der barockliebende Graf Trachtenfels-Lissé wird von einem Killer-Kommando hingerichtet, der Deal mit teuren Ventilen für Atomanlagen so verhindert. Immerhin kann der überforderte Sonderermittler nun seine 300.000 Seiten Akten schreddern und die Mächtigen in Justiz und Politik müssen sich eine neue Schmiergeld-Quelle suchen.
"Das ist ein Wagen des Innenministeriums!"
Bis dahin ist der Tatort weitgehend spannend erzählt und gut gespielt, von einigen kruden Wendungen einmal abgesehen. Bibi und Moritz sind als BKA-Beamte nun einmal nicht für gemeuchelte Großmütterchen, sondern für die größeren Fälle zuständig. Mossad und iranisches Atomprogramm jedoch sind auch für sie ein bis zwei Nummern zu groß. "Das ist ein Wagen des Innenministeriums!" versucht Moritz dem korrupten Dorf-Beamten verzweifelt seinen Rang klarzumachen, und muss sich dennoch wegen eines abgelaufenen Verbandkastens später vor der Dienstaufsicht verantworten.
Dennoch haben Eisner und Fellner mal wieder bewiesen, warum sie zu den besten Tatort-Teams derzeit zählen. Mit 8,44 Millionen Zuschauern und einem Anteil von 22,8 % (14-49: 2,29 Mio.; 16,6%) sind die Quoten zwar eher durchschnittlich, reichen aber gegen starke Konkurrenz wie den ZDF-Historienschinken "Tannbach" immer noch locker für den Tagessieg. Fazit: " Deckname Kidon" ragt zwar nicht heraus, lässt den oft hölzern inszenierten Sozial-Quatsch anderer Tatorte aber auch mit einem durchschnittlichen Fall noch weit hinter sich.
Die besten Tweets zum Wien-Tatort "Deckname Kidon"
Der erste "Aufreger" schon im Vorspann: Die Namen erscheinen auch in arabischer Schrift. Ist das schon die Islamisierung des Abendlandes?
Kurze Zeit später gab es den Account dann tatsächlich. Währenddessen wurde Zuschauern und Kommissaren so langsam die gesamte Bandbreite der Tatort-Story klar.
Passend dazu gab es denn auch einen an Q erinnernden Hipster-ITler und allerlei technische Spielereien. Höhepunkt war der Mossad-Trojaner auf Eisners Smartphone, der den Akku leer saugte und wundersamerweise auch bei ausgeschaltetem Handy funktionierte.
Und weil der Tatort ja irgendwas mit dem Iran zu tun hatte, dudelte die ganze Zeit orientalische Musik im Hintergrund.
Nach der Verfolgungsjagd mit dem Zug und einem Teilerfolg kam das Tatort-Ende dann reichlich abrupt und sorgte für viele Fragezeichen.