"Taxi nach Leipzig": Der 1000. Tatort im Kreuzverhör
Der 1000. Tatort: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Borowski (Axel Milberg) sitzen in einem Taxi nach Leipzig. © NDR/Meyerbroeker
Wohl kaum ein Tatort in diesem Jahr wird so heiß erwartet wie "Taxi aus Leipzig". Der 1000. Fall soll herausragen, etwas Besonderes sein. Zu Recht, denn welche TV-Reihe, abgesehen von einigen Soaps, kann schon 1000 Episoden und eine über 45-jährige Geschichte vorweisen? Der Tatort ist etwas Besonderes, da kann man auch schon mal ein üppiges Jubiläum feiern.
"Taxi nach Leipzig" heißt nicht nur genauso wie der allererste Tatort aus dem Jahr 1970, sondern ist auch voll von Anspielungen und Hommagen. Gastauftritte von den ehemaligen Kommissaren Karin Anselm und Günter Lamprecht sowie Hans Peter Hallwachs, der im ersten Tatort mitspielte, und Friedhelm Werremeyer. Kann der Film die große Last tragen?
Ein mobiles Kammerspiel
Der Jubiläums-Tatort setzt zunächst mal auf eine ungewöhnliche, wenn auch nicht neue Idee: Statt die Kommissare in ihrer Stadt zu einem Mord zu schicken, geschieht der Mord direkt vor ihren Augen im Taxi von Rainald Klapproth (Florian Bartholomäi, der König der Tatort-Nebenrolle). Auf dieser Basis entspinnt sich ein mobiles Kammerspiel, bei dem jede der Figuren eine Zeitlang ihre eigene Sichtweise und Gedankenwelt präsentiert. Die Stationen der Reise sind dramaturgisch wenig überraschend, aber wirkungsvoll: Auftakt, drohende Eskalation, Annäherung, Ausbruchsversuch, und das Ganze von vorne.
Im Taxi sitzen bekanntlich die Kommissare Borowski (Axel Milberg) und Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die auf einer gemeinsamen Polizei-Tagung schon früh gemerkt haben, dass sie sich nicht leiden können. Auch der Zuschauer muss feststellen: So richtig sympathisch ist keiner der beiden, solange das Adrenalin der Mördersuche fehlt. Dritter Mann an Bord ist Nervensäge Sören Affeld (Hans Uwe Bauer), der zuerst Borowski und dann Taxifahrer Klapproth dermaßen auf dem Keks geht, dass letzterer ihn mit einem gezielten Griff den Nacken bricht.
Dass Klapproth eine tickende Zeitbombe ist, merken die geschockten Borowski und Lindholm schnell. Als ehemaliger KSK-Mann kennt er jedoch auch die Gesprächs- und Hinhalte-Taktik seiner Geiseln. Im Laufe der Zeit kriegen entfaltet sich die Geschichte des Geiselnehmers: Einsatz in Afghanistan, zivile Todesopfer, psychische Probleme, von der Freundin verlassen – und dann heiratet Nicki (Luise Heyer) auch noch seinen Ex-Chef, der Schuld am Trauma trägt. Eine Nummer kleiner hätte es auch getan.
Viel Stoff für 90 Minuten
Während das Taxi Richtung Osten rollt, feiert der zukünftige Mann von Klapproths Ex (Trystan W. Pütter) seinen Junggesellenabschied, nicht ohne die Braut unterdessen von einem Security-Mann überwachen zu lassen. Alles steuert auf einen Showdown zu, bei dem nicht alle Beteiligten überleben werden.
" Taxi nach Leipzig" ist – unabhängig von der historischen Position, die ihm zugedacht wird – ein solider Tatort, dessen Spannungsbogen trotz kleinerer Durchhänger nie ganz auf den Boden kracht. Man sollte seine Erwartungen aber nicht zu hoch schrauben. Unterm Strich ist es dann doch "nur" der Tatort zwischen Nummer 999 und Nummer 1001.
Übrigens: Direkt im Anschluss nimmt Ulrike Folkerts alias Lena Odenthal die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Tatort-Geschichte. Außerdem dabei in "Sonntagsmörder": Axel Prahl, Jan Josef Liefers und viele andere Tatort-Stars!