Das muss man über den Super Bowl 2020 wissen
Wer schaltet welche Werbung und wie viel kostet das? Wie viel Hühnchen wird am Super-Bowl-Sonntag gegessen? Wie hoch ist der Stromverbrauch der größten Sportveranstaltung der Welt? Das sind die Antworten.
Wenn heute der 54. Super Bowl steigt, ist es wieder Zeit für Superlative à la USA. Dass es bei dem Mega-Event eigentlich um Sport geht, ist beinahe Nebensache. Das sind die wichtigsten Fun Facts rund um das Spiel zwischen den San Francisco 49ers und den Kansas City Chiefs.
Die wichtigsten Football-Begriffe für Einsteiger
- Wie qualifiziert man sich für den Super Bowl?
In der National Football League spielen 32 Teams um den Titel. Am Anfang findet die NFL Preseason statt, dabei geht es noch um keine Titel. Darauf folgt die Regular Season, die in zwei Ligen gespielt wird: Die National Conference und die American Conference. Die Besten qualifizieren sich dann für die Play-offs. Am Ende stehen die erfolgreichsten zwei Mannschaften der Saison im Super Bowl - 2020 sind das die Kansas City Chiefs und die San Francisco 49ers. - Was ist ein MVP?
Die Abkürung MVP steht für "Most Valuable Player", zu Deutsch also wertvollster Spieler. Nach dem Super Bowl darf eine Jury entscheiden, welcher Spieler den größten Anteil am Ergebnis des Duells hatte. Häufig wird der Quarterback des Siegerteams ausgewählt. - Was macht den Quarterback so besonders?
Der Quarterback ist der Chef der Mannschaft, der Spielgestalter und nimmt so eine zentrale Rolle ein. Er ist nicht nur körperlich topfit, sondern muss auch Spielzüge koordinieren und Anweisungen geben. Am Sonntag treffen Patrick Mahomes (Kansas City) und und Jimmy Garoppolo (San Francisco) aufeinander. - Haben die anderen Spieler auch eine besondere Bezeichnung?
Ja, auch die anderen Spieler haben einen speziellen Namen - je nachdem, wo sie spielen und welche Aufgabe sie haben. Dabei kann man im Groben unterscheiden zwischen "Offense", "Defense" und "Special Teams". - Warum wirft der Schiedsrichter Tücher auf den Boden?
Die "Flag" wird in den Bereich geworfen, wo ein Foul passiert, denn beim Football wird im Gegensatz zum hiesigen Fußball nicht nach jedem Regelverstoß abgepfiffen. - Wie viel ist ein Yard?
Das Football-Feld ist in zwölf jeweils zehn Yard große Abschnitte unterteilt. Doch wie groß ist ein Yard? Ein Meter ist genau 1,094 Yard. Ein Footballfeld ist also etwa 120 Meter lang. - Warum werfen die sich manchmal alle auf einen Haufen?
Wenn der Ballträger zu Fall kommt und den Ball dabei verliert, ist der Ball "frei". Das heißt, jeder kann den Ball nehmen und in die gegnerische Richtung tragen. Der Kampf um das Ei beginnt: Die eine Mannschaft möchte das Spielgerät behalten und wirft sich deshalb darauf, die andere möchte es erobern. - Was ist ein Touchdown und was ist ein Fieldgoal?
Beim Touchdown wird der Ball in die Endzone des Gegners getragen oder geworfen. Schafft es ein Spieler, den Football zu Fuß in die Endzone zu bringen, muss nur ein Stück des Balls über der Linie sein. Wird der Ball in die Endzone geworfen, muss der Fangende komplett in der Endzone sein und anschließend den Boden mit beiden Beinen oder einem Knie berühren. Ein Touchdown bringt dem Team sechs Punkte ein.
Das Fieldgoal wird - wie der Name schon andeutet - aus dem Feld heraus geschossen. Dabei kickt ein Spieler den Ball Richtung Endzone. Dort muss das Ei genau zwischen den zwei Stäben hindurch. Der Flugweg muss ununterbrochen sein, der Ball darf also nicht zuvor den Boden berühren. - Warum ist der Ball nicht einfach rund?
Es gibt mehrere Erklärungen für die Ei-Form des Footballs. Einerseits fliegt der Football besser als ein herkömmlicher Ball, weil die Form die Rotation des Balles begünstigt. Somit eignet sich das ovale Spielgerät perfekt für das Wurf- und Passspiel. Das ist wohl die wahrscheinlichste Antwort. Doch auch die Geschichte hatte möglicherweise ihren Einfluss: Früher waren Rugby- und Football-Bälle aus Schweinsblasen gefertigt und die waren von Natur aus nicht rund, sondern oval. - Ab wann ist etwas ein Foul im Football?
Wie sehen Fouls beim Football aus? Laien, die Football schauen, wundern sich eventuell, ob es hier überhaupt Fouls gibt, denn so manches sieht ziemlich hart aus, wird aber nicht geahndet. Doch auch hier gibt es klare Regeln. Unsportliches Verhalten und Fouls, die den Gegner schwer verletzen können, werden hart bestraft. Als Strafen werden allerdings selten Platzverweise erteilt, auch Strafminuten werden nicht verhängt. Je nach Schwere wird ein Foul mit einem Raumverlust von fünf bis fünfzehn Yards bestraft. Fouls sind beispielsweise Spielverzögerung, Frühstarts oder ein Griff ins Gesichtsgitter.
Der Super Bowl, eine politische Kontroverse
Im Lichte der größten Sportveranstaltung der Welt scheint alles ein bisschen heller, das gilt auch für Werbespots. Der Sender CBS strahlt sogar jährlich eine eigene Sendung aus, die sich ausschließlich mit den Werbefilmen während des Super Bowls beschäftigt. Dementsprechend teuer schlägt die Sendezeit in den Spielunterbrechungen zu Buche - stolze 5,6 Millionen Dollar sind dieses Jahr pro halbe Minute im Durchschnitt fällig. New Yorks ehemaliger Bürgermeister und Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, Michael Bloomberg, greift dabei so tief in die Tasche wie noch keiner vor ihm: Der 77-jährige Milliardär lässt für 60 Sekunden über elf Millionen Dollar springen, wie "Business Insider" Anfang des Jahres berichtete.
Dass US-Präsident Donald Trump (73) solch prominenter Airtime in nichts nachstehen möchte, verwundert kaum - er gönnt sich ebenfalls eine ganze Minute Wahlkampf-Video. Einige der konkurrierenden Unternehmen fürchten allerdings, unmittelbar nach den politischen Beiträgen ausgestrahlt zu werden. Laut einem Bericht von "NBC News" werde darüber diskutiert, welchen Einfluss die genaue Platzierung der eigenen Spots habe. Offenbar möchten manche nicht direkt im Anschluss an die Kampagnenvideos ausgestrahlt werden: "Niemand will diese Handgranate fangen."
Zehn Fun Facts zum Super Bowl
- Die Halbzeit-Show
Die Show ist für viele das Highlight des Super Bowls. 2020 werden Jennifer Lopez und Shakira für musikalische Untermalung sorgen. Demi Lovato wird vor dem Spiel die US-amerikanische Nationalhymne singen. Im vorletzten Jahr bestritt Justin Timberlake die Halbzeitshow, nachdem er 2004 schon einmal aufgetreten war.
Wir erinnern uns: Der Auftritt mit Janet Jackson wurde zum Skandal, weil Timberlake seiner Kollegin ein Teil ihres Oberteils herunterriss - Nippelgate war geboren. Und auch, wenn wir es gewohnt sind, dass die Halbzeit-Show von Superstars wie Michael Jackson, Phil Collins oder U2 bestritten wird - das sah auch schon mal anders aus. Beim ersten Super Bowl 1967 bestand die Show aus zwei Marching Bands, zwei Männern mit Jet Packs und 300 Tauben. Auch schön. - Das Stadion
Der 54. Super Bowl findet im Hard Rock Stadium in Miami Gardens in Florida statt. Das Stadion wurde von 1985 bis 1987 erbaut, damals noch als Dolphin Stadium - da es seit der Eröffnung die Heimstätte der Miami Dolphins ist. Rund 65.000 Leute finden dort Platz. - Da waren Tickets noch bezahlbar
1967 fand der erste Super Bowl statt. Für schlappe zwölf Dollar konnte man sich das Spiel live im Stadion anschauen - und das Event war nicht einmal ausverkauft. Heutzutage unvorstellbar, und das, obwohl man in diesem Jahr Rekordpreise hinblättern muss: Das günstigste Ticket kostet 2020 4.220 Dollar, das teuerste ist für 60.000 Dollar zu haben - dabei handelt es sich dann allerdings um ein All-Inclusive-Paket für zwei in einer privaten Loge an der 35-Yard-Linie, Meet-and-Greet mit einem Promi und einem Sportler sowie Zugang zum Spielfeld nach der Partie eingeschlossen. - So viel Essen!
Der Super-Bowl-Sonntag ist nach Thanksgiving der Tag, an dem in den USA am meisten Essen verzehrt wird. Und die Mengen können sich sehen lassen: 1,3 Milliarden Chicken Wings, über 14 Tonnen Chips und 3,6 Millionen Kilo Guacamole werden verputzt. Auch die Pizzaboten haben gut zu tun: Elf Millionen Pizzen liefern sie an diesem Tag aus. - Werbung
Während des Super Bowls gibt es meist das Beste zu sehen, was die Werbewirtschaft zu bieten hat. Kein Wunder, wo erreicht man auch schon bis zu 111 Millionen Haushalte gleichzeitig? Das muss natürlich auch bezahlt werden: Für einen 30-sekündigen Werbespot soll der übertragende Sender Fox in diesem Jahr etwa 5,5 Millionen Dollar verlangen. Angeblich lässt sich auch US-Präsident Trump diesen "Schnäppchenpreis" nicht entgehen und wird zehn Millionen Dollar für einen einminütigen Wahl-Werbespot ausgeben. - Zeitverzögerung
Seit Justin Timberlake und Janet Jackson mit Nippelgate die Zuschauer schockierten, gehen die Produzenten bei der Übertragung der Halbzeit-Show auf Nummer sicher: Um einem erneuten Skandal zuvorzukommen, wird die Show nun mit fünf Minuten Verzögerung übertragen. - Alles für den Super Bowl
Laut einer Umfrage würden 20 Prozent der US-Amerikaner auf die Hochzeit eines Freundes oder Familienmitglieds verzichten, um den Super Bowl sehen zu können. Ganze 14 Prozent würden sich sogar die Geburt ihres Kindes entgehen lassen. - Das gute Bier
Es wird nicht nur viel gegessen: Während des Super Bowls werden 52 Millionen Dosen Bier verkauft, die Amerikaner trinken am Super-Bowl-Sonntag 120 Millionen Liter Bier. Prost! - Das Abwassersystem-Gerücht
Ein hartnäckiges Gerücht hält sich zum Super Bowl: Das Abwassersystem in den Großstädten droht in der Halbzeitpause zu kollabieren - denn alle Zuschauer nutzen gleichzeitig die Pause für den Toilettengang und betätigen die Spülung. Einen Beweis für diese Theorie oder einen tatsächlichen Kollaps hat es allerdings noch nicht gegeben. - Hangover
Am Montag nach dem Super Bowl melden sich ungefähr zehn Prozent der Amerikaner bei ihrem Job krank.
Der Super Bowl, ein Sprungbrett für Künstler
Wie positiv der Effekt sein kann, wenn man beim Super Bowl dabei ist, zeigen die Halbzeit-Shows der Vorjahre: Maroon 5 ("Memories") konnten seit ihrem Auftritt beim letzten Super Bowl laut einem Bericht von "Forbes" 434% mehr ihrer Musik verkaufen, als im Jahr zuvor. 2018 erlebte Justin Timberlake (38, "Can't Stop the Feeling") nach seinem Auftritt eine Steigerung von 534% und Lady Gaga (33, "Shallow"), Headliner 2017, erlebte eine Steigerung ihrer Verkaufszahlen von sage und schreibe 960%. Kein Wunder also, dass die Künstler für einen Auftritt bei der Halbzeit-Show des Super Bowl gern auf eine Gage verzichten. Dieses Jahr wird die Ehre den beiden Latina-Ikonen Jennifer Lopez (50, "Hustlers") und Shakira (42, "Waka Waka") zuteil.
Der Super Bowl, ein Megawatt-Event
Enorme Dimensionen erreicht auch der Stromverbrauch des Super Bowl. Dem deutschen Energiekonzern Eon zufolge entspricht der Strombedarf allein im Stadion dem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 7.300 Haushalten. Eon-Geschäftsführer Philip Beckmann rechnet vor, dass sich diese Leistung mit einer riesigen Photovoltaikanlage auf dem Stadiondach, das immerhin 58.000 Quadratmeter Fläche hat, generieren ließe: "Nach etwas mehr als einem Tag könnte das Stadion den eigenen Strombedarf für den Super Bowl bereits decken."
Selbst den Energiebedarf für die TV-Übertragungen könnte eine Solarstromanlage auf dem Dach des Hard Rock Stadiums generieren, allerdings weniger schnell. Bei konstanter Sonneneinstrahlung und 100 Millionen Zuschauern in den USA würde es etwas mehr als 300 Tage dauern, bis die 11,8 Millionen Kilowattstunden beisammen sind. Etwas abschauen könnte man sich in Miami beim NRG Stadium in Houston, Texas, oder dem Santa Clara Stadium in San Francisco, Kalifornien. Beide rühmten sich in den vergangenen Jahren damit, unter dem Strich einen emissionsfreien Super Bowl ausgetragen zu haben. Dafür findet dieses Jahr ein anderer Gefallen für die Umwelt statt: Um die riesigen Mengen an Plastikmüll zu vermeiden, bekommen Fans ihre Getränke aus Aluminium- statt Plastikbechern.
Der Super Bowl, ein Wirtschaftsfaktor
Auch kulinarisch ist der Einfluss des Events enorm: Allein in den USA werden laut "Wallethub" am Super-Bowl-Sonntag über 1,4 Milliarden Chicken Wings verdrückt. Dazu kommen über 3.000 Tonnen Guacamole, 4.500 Tonnen Spareribs und 5.000 Tonnen Chips. Dazu braucht es natürlich Getränke: 1,3 Milliarden Dollar geben die Amerikaner am Super-Bowl-Sonntag für Bier aus und jeweils etwas über eine halbe Milliarde Dollar für Wein und Spirituosen. Dazu kommen die vielen Touristen, die für das Spiel des Jahres nach Miami reisen werden. Genaue Zahlen gibt es für 2020 zwar nicht, Schätzungen gehen allerdings davon aus, dass Fans vor Ort im Durchschnitt 305 Dollar täglich ausgeben. Der Region um Miami soll demnach ein wirtschaftlich positiver Effekt von über 500 Millionen Dollar bleiben.