HBO engagiert Intimitäts-Koordinatoren für alle Serien

HBO hat angekündigt, in Zukunft bei jeder Serie, in der es intime oder Sex-Szenen gibt, mit "Intimitäts-Koordinatoren" zusammenzuarbeiten. Der Anstoß dafür kam von einer Schauspielerin der Serie "The Deuce".
HBO geht ganz neue Wege in Sachen Awareness: In jeder Produktion des erfolgreichen Senders, in der es intime oder Sex-Szenen gibt, wird ab jetzt eine Koordinatorin für Intimität eingesetzt, wie HBO auf Twitter ankündigte. Nachdem am Set der Serie "The Deuce" damit experimentiert wurde, waren die Schauspieler und Schauspielerinnen begeistert.
In "The Deuce" geht es mit Maggie Gyllenhaal (40, "Secretary") in der Hauptrolle, um die aufkeimende Porno-Szene im New York der 1970er Jahre - und natürlich gibt es dabei eine Menge Sex. Schauspielerin Emily Meade (29, "The Leftovers"), die in der Serie die Prostituierte Lori spielt, kam schließlich auf die Idee, bei den Serienmachern um professionelle Unterstützung für die Umsetzung der intimen Szenen zu bitten.
As reported in @RollingStone, all @HBO programs with intimate scenes will be staffed by an intimacy coordinator: https://t.co/sdQww5PFrt
—t HBO PR (@HBOPR) October 25, 2018
Für jeden und alles gab es Experten
In einem Interview mit "HBO" erklärt Meade, dass sie sich gewundert habe, warum es am Filmset für praktisch alles Experten gäbe, die die Schauspieler an der Hand nähmen, ihr Wissen einbringen oder sich für die Belangen der Schauspieler (oder Tiere) einsetzen würden - nur bei Sex-Szenen nicht.
"Wenn es um Sexualität geht - die empfindlichste Stelle aller Menschen, von Männern wie von Frauen - dann gibt es keinen Plan", so die Schauspielerin. In Zeiten von #MeToo leuchtete dieses Argument den Machern offensichtlich ein. Vielleicht auch wegen der Diskussionen um James Franco (40), der in "The Deuce" eine Doppelrolle spielt: Anfang des Jahres wurde ihm von Schauspielerinnen außerhalb der Serie "unangemessenes Verhalten" vorgeworfen.
Auch wenn Franco die Vorwürfe abstreitet und es laut des Produzenten am Set der Serie keine Beschwerden gab, stellten die Chefs mit der Anstellung der Intimitäts-Koordinatorin Alicia Rodis klar, dass sie für das Thema sensibilisiert sind.
Was macht die Intimitäts-Koordinatorin?
Rodis erklärt ihren Job so: Sie fungiert als Vermittlerin zwischen den Schauspielern, Showrunnern und dem Regisseur. Zudem begleitet sie "Safety Meetings" vor den entsprechenden Szenen, in denen die Schauspieler und die Regisseure etwa absprechen, was damit gesagt werden soll, was genau passieren wird und wo die jeweiligen Grenzen der Darsteller liegen - "was dann damit auch festgelegt ist", wie Rodis betont. "Sinn und Zweck meines Jobs ist es, sicherzustellen, dass es am Set keine Überraschungen gibt."
Mittlerweile kann sich Emily Meade nicht mehr vorstellen, anders zu arbeiten: "Es fühlte sich so natürlich und notwendig an. Es ist verrückt, dass es so lange gedauert hat, das Thema Sexualität am Set mit der gleichen Sensibilität zu behandeln wie Gewalt, Kinder oder Tiere. Ich hoffe wir kommen an den Punkt, an dem es ein Muss ist und genauso notwendig wie ein Stunt-Koordinator oder eine Begleitperson für Kinder oder Tiere."
Das sehen HBO und "The Deuce"-Co-Creator David Simon ähnlich. Letzterer hatte in einem Interview mit "Rolling Stone" ebenfalls angekündigt, nach dieser Erfahrung nie wieder ohne einen Intimitäts-Koordinator arbeiten zu wollen.