Josefine Preuß: Warum ihr Historienfilm "Das Sacher" brandaktuell ist
"Das Sacher. In bester Gesellschaft" ist ein historischer TV-Zweiteiler. Doch die Geschichte rund um das weltberühmte Wiener Hotel ist aktueller denn je. Josefine Preuß, eine der Hauptdarstellerinnen, erklärt im Interview, warum.
Am Montag und Mittwoch führt uns das ZDF in eine längst vergangene Epoche - so scheint es zumindest. Doch der gesellschaftliche und politische Kontext des damaligen Europas weisen erstaunliche Parallelen zu heute auf. Insofern ist der TV-Zweiteiler "Das Sacher. In bester Gesellschaft" (16./18.1., 20.15 Uhr) - samt am Montag anschließender Dokumentation "Die Königin von Wien - Anna Sacher und ihr Hotel" über die reale Figur Anna Sacher - keinesfalls nur etwas für Fans von historischen Filmstoffen. Das sieht auch eine der Hauptdarstellerinnen, Josefine Preuß (30, "Türkisch für Anfänger"), so, wie sie im Interview mit spot on news erklärt.
Wie waren die Dreharbeiten im echten Hotel Sacher in Wien?
Josefine Preuß: Wir haben nur Teile davon im Sacher gedreht, weil wir den offiziellen Hotel-Betrieb natürlich nicht stören durften. Die Eingangshalle und Lobby haben wir im Studio nachgebaut. Aber in bestimmten Privaträumen der Anna Sacher oder im Ballsaal haben wir dann wirklich gedreht und das war grandios. Das Sacher hat sich in 100 Jahren natürlich sehr verändert, aber den alten Charme spürt man schon noch ganz deutlich. Es war eine ganz tolle Drehzeit in Wien mit fantastischen Kollegen in einem unglaublichen Set-up mit tollen Kostümen und einer spannenden Geschichte.
Was haben Sie vor dem Dreh mit dem Sacher verbunden?
Preuß: Eigentlich gar nicht so viel. Ich wusste, dass es ein Hotel ist, ein sehr altes Grand Hotel. Natürlich kannte ich auch die Sachertorte - ich glaube, bevor man das Hotel kennt, kennt man die Torte. Ansonsten fing meine Recherche erst an, als ich das Projekt zugesagt habe: die Geschichte des Hotels, der Familie, die politische Situation damals...
Was ist Ihnen von den Dreharbeiten hängengeblieben?
Preuß: Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Anna Sacher damals im Europa der Jahrhundertwende die erste und einzige Frau war, die ein großes Hotel führen durfte. Außerdem erzählen wir im "Sacher" eine sehr schöne Drei-Frauen-Geschichte [Preuß als Autorin und Fürstin Konstanze von Traunstein, Ursula Strauss als Anna Sacher und Julia Koschitz als Verlegerin Martha Aderhold], die sich auf unterschiedliche Weise emanzipieren.
Warum ist der Film nicht nur aus historischer Sicht spannend?
Preuß: Man dachte damals schon an die große europäische Idee. Wir sind heute ja fast in einer Parallele, nur dass wir Europa dieser Tage zusammenhalten müssen. Da sieht man mal wieder die Bedeutung von Geschichte: Die Vergangenheit führt dazu, wo wir heute stehen. Ich finde es sehr interessant, dass sehr kluge, freidenkende Köpfe schon damals über ein vereintes Europa nachgedacht haben. Da sind wir aktuell gerade, das haben wir hinbekommen. Nur läuft es jetzt umgekehrt: Viele wollen raus und wir müssen versuchen, diese Europäische Union aufrechtzuerhalten.
Das Ensemble im Film ist wirklich herausragend. Macht es einen Unterschied, wie erfahren ein Kollege ist?
Preuß: Ja, das stimmt, der Cast ist Wahnsinn. Und wenn dann so ein Peter Simonischek neben einem steht, ist man schon leicht eingeschüchtert. Alles in allem unterscheide ich privat aber nicht zwischen Hauptrolle, Nebenrolle oder Komparse, denn ein Film ist immer Ensemble-Arbeit. Wir tragen alle unseren Teil dazu bei, eine schöne Geschichte zu erzählen.
Eitelkeiten und Konkurrenzkampf gab es nicht?
Preuß: Absolut nicht. Und die uneitelste, bodenständigste, freundlichste und teamaffinste Frau ist sowieso Ursula Strauss (spielt Anna Sacher). Da können wir uns alle noch eine Scheibe abschneiden. Ich glaube aber auch, dass Oliver Berben (Produzent) und sein Team genau darauf achten, dass es bei der Besetzung passt.
In "Das Sacher. In bester Gesellschaft" spielt auch die Hofschauspielerin Katharina Schratt (gespielt von Nina Proll) eine Rolle. Worin unterscheidet sich der Beruf damals von heute?
Preuß: Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass es noch kein Fernsehen gab. Schauspielerei fand nur auf der Bühne statt. Und so wie sich die Zuschauer heute am Sonntagabend den "Tatort" angucken, sind sie damals einmal in der Woche oder einmal im Monat ins Theater gegangen. Das war quasi deren Kino.
Ist der Beruf heute angesehener oder war er es damals?
Preuß: Ich glaube damals, weil sich heute viel mehr Menschen Schauspieler nennen, die ich nicht so bezeichnen würde. Die Darsteller in den Reality-Scripted-Formaten sind für mich nicht unbedingt Schauspieler - damit will ich ihnen natürlich nicht zu nahetreten. Wohingegen wenn du damals am Wiener Hoftheater gespielt hast, warst du der Superstar.
"Das Sacher" ist wieder ein historischer Mehrteiler. Warum mögen Sie die so gern? Was reizt Sie daran?
Preuß: Es geht um eine Zeit, in der wir noch nicht existiert haben. Man spielt mit anderen Requisiten, du siehst anders aus, trägst andere Kostüme. Es ist ein ganz anderes Set-up. Du fährst nicht mit dem Auto, sondern mit einer Kutsche. Man lässt sich in eine andere Welt entführen. Für uns Schauspieler ist ein historischer Dreh immer wie ein riesiger Abenteuerspielplatz.
Kann man die Dreharbeiten für einen historischen Film vielleicht etwas mehr mit dem Theaterspiel vergleichen?
Preuß: Die Bühne auf jeden Fall. Kamera und Licht stören dann vielleicht ein bisschen, aber die muss man sich ja eh wegdenken (lacht).