"Weinberg": Zwischen Jagdtrophäe und Geisterscheinung
Eine deutsche Serie, wie man sie nur selten sieht: "Weinberg" spielt irgendwo zwischen Mystery, Thriller und Drama - und bedient sich dabei offensichtlich der Kultserie "Twin Peaks" als Vorbild. Jetzt erscheint "Weinberg" auf Blu-ray und DVD.
Kaltenzell an der schönen Ahr, eine Gemeinde mit vielleicht ein paar Hundert Einwohnern, so wie es sie in Deutschland tausende Male gibt. Das fiktive Örtchen zeichnet sich durch ländliche Gastfreundschaft, tiefkatholische Werte und seinen guten Wein aus. Die biedere Fassade beginnt jedoch schnell zu bröckeln, als ein blutverschmierter Fremder (Friedrich Mücke, "SMS für dich") im Dreck eines nahen, nebelverhangenen Weinbergs aufwacht. Über ihm in den Reben hängt die Leiche einer jungen Frau. Der Mann kann sich an nichts erinnern - weder an das was passiert ist, noch daran wer er ist oder wie er heißt.
Was ist mit der Weinkönigin passiert?
Wie sich später herausstellt, handelt es sich bei dem Leichnam um die örtliche Weinkönigin Sophia Finck (Sinha Melina Gierke). Doch der Fremde, der sich im Dorf als Johannes Fuchs ausgibt, fängt bald an, an seinem Verstand zu zweifeln. Als er mit einem Suchtrupp aus Dorfbewohnern an die Stelle seines Fundes zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. Seltsamer noch: die angeblich Tote geht im Dorf fidel ihrem Weinköniginnen-Amt nach.
Der Fremde dringt immer weiter ein in eine Welt aus Lügen, Intrigen und Affären - und weiß immer weniger, was er noch glauben soll. Zwischen ausgestopftem Eberkopf und heimeligem Weinfest stößt er auf teils skurrile und oft zunächst undurchsichtige Charaktere, deren Leben unter anderem bestimmt scheinen von Lust, Gier und Rachsucht. Noch dazu scheint der an Amnesie leidende Fremde bald Geister zu sehen.
Laura Palmer oder Sophia Finck?
Kein Serien-Junkie muss man sein, um schnell das Vorbild der Macher für "Weinberg" zu finden. Wo in der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Mystery-Miniserie das Rätsel um Sophia Finck eine tragende Rolle spielt, ist es im US-amerikanischen Vorbild "Twin Peaks" die Suche nach dem Mörder von Laura Palmer. Dabei kommt "Weinberg" trotz überzeugender Darsteller wie Friedrich Mücke, Arved Birnbaum, Antje Traue oder auch Gudrun Landgrebe - und einem erfrischend sonderbaren Charakter-Ensemble zwischen bodenständiger Dorffamilie, kaum Deutsch sprechendem Pfarrer und schrulligem Friseur-Medium - nicht an seine geistige Vorlage heran.
Glücklicherweise nimmt sich die Serie an so mancher Stelle selbst nicht zu ernst und mit sechs knapp einstündigen Episoden besitzt "Weinberg" auch genau die richtige Länge, um Zuschauer trotz mancher Ungereimtheit oder kleinerer Länge bei der Stange zu halten. Nachdem die Erstausstrahlung auf TNT Serie bereits Ende 2015 erfolgt ist, erscheint "Weinberg" am 3. November nun auch auf Blu-ray und DVD.