Range Extender? Die Anzeichen verdichten sich
In München denkt man über die Rückkehr zum Range Extender nach. Der könnte demnächst großen Elektroautos wie dem i7 oder einem iX5 zu Reichweiten von mehr als 1.000 Kilometern verhelfen.
Die Gerüchte rund um eine Rückkehr der Range-Extender-Technologie bei BMW halten sich hartnäckig. Wir berichteten zuletzt im Juni 2025 darüber. Jetzt erhält das Szenario neue Nahrung. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg denkt man in München intensiv über Elektroautos mit kleinem Verbrennungsmotor als integriertem Generator nach. BMW wird offenbar das Konzept wiederbeleben, das man bereits beim BMW i3 REx im Serieneinsatz hatte: Ein kompakter Benziner lädt den Hochvoltspeicher während der Fahrt nach und sorgt so für deutlich mehr Reichweite – ohne die Räder direkt anzutreiben, wie es bei Plug-in-Hybriden der Fall ist.
BMW ist Pionier bei Reichweiten-Verlängerern
Als der BMW i3 im Jahr 2013 als eines der ersten deutschen Serien-Elektroautos auf den Markt kam, betrug die realistische Reichweite nur rund 130 Kilometer. Der Akku hatte eine Netto-Kapazität von 18,8 Kilowattstunden. Ein kleiner Verbrennungsmotor als Range Extender zum Laden der Batterie konnte den Einsatzradius dennoch auf rund 300 Kilometer erweitern – allerdings mit einer relativ schlechten Umweltbilanz. Der BMW i3 REx wurde mit einem 647 cm³ großen Zweizylinder-Benzinmotor von Kymco ausgestattet, der ursprünglich auch im BMW C650 GT Maxi-Scooter verbaut wurde.
Mit dem zwischen 2012 und 2023 gebauten i3 bot BMW einst eines der ersten Großserien-Elektroautos überhaupt an. Die Version mit Range Extender erfreute sich großer Beliebtheit, verschwand aber aus dem europäischen Programm, nachdem BMW die Reichweite des reinen Elektro-i3 mit größeren Akkus deutlich gesteigert hatte. In den letzten Jahren verschwand das Konzept eines Reichweitenverlängerers aus den BMW-Planungsbüchern. Bis jetzt.
Nun könnte die Technologie zurückkehren – und zwar in deutlich größeren Fahrzeugen. Laut Insider-Informationen prüft BMW, den nächsten X5 (G65) sowie die 7er-Baureihe inklusive i7 mit einem kleinen Verbrennungsmotor als Energieerzeuger auszustatten. Die großen Karosserien bieten ausreichend Bauraum für die parallele Installation von E-Antrieb und Generator. Offiziell bestätigt BMW die Pläne nicht. Man analysiere "kontinuierlich Nutzungsmuster, Kundenbedürfnisse und Marktentwicklungen", heißt es aus München.
Nächster BMW X5 und iX5 auf CLAR-Plattform
Der nächste X5 könnte ab 2026 als iX5 REx auf der bewährten CLAR-Plattform entstehen, die auch X3 und X7 nutzen. Weitere Varianten – etwa ein iX7 mit Reichweitenverlängerer – gelten als möglich. Die Technologie ließe sich zudem mit BMWs kommender 800-Volt-E-Antriebsgeneration kombinieren, wie sie für die "Neue Klasse" geplant ist.
Aus dem Entwicklerteam heißt es, dass die Integration eines Range Extenders technisch anspruchsvoll sei, da thermische Belastungen und das Energie-Management stark von einem rein elektrischen Antrieb abweichen. Dennoch schätzt BMW den zusätzlichen Aufwand als gut beherrschbar ein – nicht zuletzt dank der Erfahrungen mit dem i3 REx.
China als treibender Markt
Der wichtigste Anlass für das erneute Interesse kommt aus China. Der weltweit größte E-Auto-Markt erlebt aktuell einen deutlichen Trend hin zu REEV-Modellen – also "Range extended electric Vehicles". Marken wie Li Auto, BYD oder Aito verkaufen große SUVs mit Reichweitenverlängerer äußerst erfolgreich. Für deutsche Premiumhersteller bedeutet das: Wer in China konkurrenzfähig bleiben möchte, muss solche Antriebskonzepte anbieten.
BMW verlor zuletzt Marktanteile in China – auch deshalb könnte die Rückbesinnung auf Range Extender ein strategischer Schritt sein. Und während andere Marken mit neu entwickelten Wankel- oder Boxermotoren auf sich aufmerksam machen, hätte BMW kompakte Motoren bereits im Haus. Ob in der Pkw- oder Motorrad-Sparte, sehr kompakte und fertig entwickelte Antriebe gibt es in jeder Leistungsklasse.
Auch USA entdecken den Range Extender
Nicht nur China, auch die USA werden zunehmend interessant. Dort bevorzugen Käufer große Fahrzeuge und legen häufig lange Strecken zurück. Mehr Reichweite ohne lange Ladepausen ist ein entscheidendes Argument – besonders für SUVs und Langversionen, wie sie BMW speziell für die USA und China anbietet.
Volkswagens US-Marke Scout plant ebenfalls von Beginn an REEV-Modelle, und Stellantis bringt mit dem Ramcharger einen Vollgrößen-Pick-up mit Range Extender auf den Markt. In Europa testet Stellantis-Partner Leapmotor den Markteinstieg ebenfalls mit dieser Technik. Selbst Renault diskutiert über REEV-Modelle für zukünftige Baureihen und hält rein batterieelektrische Antriebe bei mittelgroßen und großen Fahrzeugen teilweise für "unsinnig".
Technologieoffenheit als BMW-Strategie
BMW betont seit Jahren den Kurs der Technologieoffenheit. Zwar ist mit dem iX3 der "Neuen Klasse" eine reine Elektroplattform gestartet, dennoch hält der Konzern an einer breiten Antriebsvielfalt fest. Für den nächsten X5 wären sogar bis zu sechs verschiedene Antriebsvarianten denkbar:
- Benziner
- Diesel
- Plug-in-Hybrid
- rein elektrischer X5
- Wasserstoff-Brennstoffzelle
- elektrischer X5 mit Range Extender (in Prüfung)
Auch beim kommenden Facelift von 7er und i7 wären nahezu alle Varianten realisierbar – einzig die Wasserstoff-Brennstoffzelle dürfte im Luxussegment eher keine Rolle spielen.
Warum REEVs wieder attraktiver werden
Range-Extender-Modelle haben sich laut Marktbeobachtern vor allem aus zwei Gründen neu positioniert: Im Kurzstreckenbetrieb fahren REEVs praktisch immer lokal emissionsfrei – ohne die Komplexität eines Plug-in-Hybrids, der auf zwei Antriebsstränge setzt. Und auf langen Fahrten liefert der kleine Verbrenner eine beruhigende Energie-Reserve, wodurch sehr große Reichweiten ohne Ladehalt möglich sind.
Damit zielen REEVs auf Kunden, die zwar elektrisch fahren möchten, aber keine komplette Abhängigkeit von der Ladeinfrastruktur akzeptieren wollen. Ob die möglichen BMW-Modelle mit Range Extender ausschließlich für China oder auch für Europa und die USA vorgesehen sind, bleibt offen. Wenn die Technik jedoch einmal für einen großen Markt bis zur Serienreife entwickelt wurde, dürfte der Rollout in andere Regionen vergleichsweise einfach sein.
