Viel Baustelle, aber auch schon viel geschafft: Mit einem so genannten "Delivery Day", was übersetzt nichts anderes heißt als "Auslieferungstag", feiert Tesla den Produktionsstart der Gigafactory in Grünheide.
Weil's Tesla weniger um den genauen Standort in Brandenburg, sondern viel mehr um die strategisch wichtige Positionierung unweit der Hauptstadt geht, heißt die neue Produktionsstätte im Tesla-Sprachgebrauch nur "Giga Berlin".
Firmenchef Elon Musk persönlich wird die ersten 30 in Grünheide gebauten Model Y an ihre Kunden übergeben. Die haben vorher eine ausführliche Werksführung bekommen und können hinterher mit geladenen Gästen die Eröffnung feiern. Zum Start wird übrigens ausschließlich das Topmodell Model Y Performance gebaut.
Die insgesamt vierte Tesla Gigafactory ist gleichzeitig der erste Produktionsstandort des Unternehmens in Europa und seine bisher fortschrittlichste, nachhaltigste und effizienteste Fabrik.
Die Gigafactory Berlin ist neben dem Werk im kalifornischen Fremont sowie den Gigafabriken in Reno (Nevada), Buffalo (New York) und Shanghai (China) die fünfte große Tesla Produktionsstätte weltweit.
Obwohl Tesla bereits im Juli 2021 die ersten in Brandenburg hergestellten Modelle ausliefern wollte, wurde die neue Fabrik in Rekordzeit aus dem Boden gestampft. Nach der Ankündigung im November 2019 begann die Bauphase bereits im Frühjahr 2020.
Bei Vollauslastung werden laut Tesla bis zu 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Autos, Batteriezellen, Batterien, Elektromotoren, Kunststoffteile, Sitze und Achsen herstellen.
Aktuell sind 3000 Mitarbeiter in der Fabrik beschäftigt und haben in den letzten Wochen reichlich Vorserien-Model-Y produziert. "Probebetrieb" nannten sie das bei Tesla, weil zum dem Zeitpunkt die finale Betriebserlaubnis noch gar nicht vorlag.
Mit einer voraussichtlichen jährlichen Produktionskapazität von 500.000 Fahrzeugen (ausschließlich Model Y) und einer avisierten Batterieproduktion von bis zu 50 GWh wird die Fabrik laut Tesla die größte Elektroautofabrik Europas sein
Unklar war bis zum Schluss, ob der regionale Wasserversorger die Gigafactory überhaupt würde beliefern dürfen. Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hatte am 4. März die Genehmigung der Wasserförderung am Brunnen Eggersdorf aus formellen Gründen verworfen – diese Förderung schließt auch Teslas Gigafactory mit ein. Damit wäre laut des zuständigen Wasserverbands Strausberg-Erkner (WSE) die Rechtsgrundlage für die Wasserversorgung entfallen.
Das Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) hat die Rechtsgrundlage mit einer Duldung der Gesamtfördermenge in Höhe von rund 3,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr gerettet. Parallel haben sie bei Tesla auch am Thema Wasser gearbeitet. Auf Basis der Erfahrungen in den Gigafactories Reno und Shanghai will Tesla in Grünheide den Wasserverbrauch pro Auto deutlich unter der Branchenschnitt senken: auf 2,2 Kubikmeter statt der branchenüblichen 3,7 Kubikmeter.
Abgesehen vom großen Produktionsgebäude ist in Grünheide vieles noch Baustelle. Was nicht heißt, dass die Fabrik nicht trotzdem schon ein Hingucker ist.
Die großen Beton-Segmente wurden bereits mit spektakulären Graffitis verziert. Alle mehr oder weniger mit einem Bezug zum Science-Fiction-Klassiker Dune "The Spice must flow".