"Renault bestimmte die Installation"

Toro Rosso will eine große Lücke schließen. Teamchef Franz Tost gibt für den WM-Siebten des Vorjahres den fünften Platz als Saisonziel aus. Er und sein Technikchef James Key sind zuversichtlich, dass sie es mit dem neuen Toro Rosso STR10-Renault schaffen können. Wir haben die ersten Tehchnik-Infos.
Lotus geschlagen, gegen Force India verloren. Mit WM-Platz 7 erfüllte Toro Rosso im letzten Jahr das Mindestziel. Doch der sechste Platz war weit weg. Force India hatte nach 19 Rennen 125 Punkte mehr auf dem Konto. Der Unterschied? Zum Großteil der Motor. Force India profitierte von der Mercedes-Power. Doch im letzten WM-Drittel waren die Toro Rosso trotz des Renault-Handikaps vom Speed her gleichwertig. Das spricht für gute Entwicklungsarbeit in Faenza.
Den Punkt nimmt auch Technikchef James Key auf. "Vom Speed her waren wir viel näher an Force India und McLaren dran, als es der große Punkteabstand vermuten lässt. Wir haben einfach zu viele Punkte im Rennen verschenkt. Daran müssen wir arbeiten." Teamchef Franz Tost legt noch einen drauf: "Unser Saisonziel ist Platz 5. Wir haben das Personal, die Technik, das Geld und die Fahrer, um das zu schaffen."
Toro Rosso arbeitet näher mit Red Bull zusammen
Der neue Toro Rosso ist nach Einschätzung von Key ein großer Schritt nach vorne. Auch weil Renault kräftig auf seinen Baustellen aufgeräumt hat. Im letzten Jahr verbrachte Toro Rosso den Jerez-Terst hauptsächlich in der Garage. Das wird dieses Jahr nicht mehr passieren.
"Wir sind am Filmtag 96 Kilometer ohne Probleme gefahren", berichtet Tost. Mit einem Jahr mehr Erfahrung hat Renault seine Antriebsquelle kompakter ausgelegt. Und seinen Kunden Red Bull und Toro Rosso die Installation diktiert. "Sie wollten, dass wir in dem Bereich enger zusammenarbeiten."
Im letzten Jahr mussten die Franzosen für vier Kundenautos vier unterschiedliche Lösungen für den Einbau des Motors und seiner Kühlung austüfteln. Die Klientel von Renault ist nun auf zwei Teams geschrumpft. "Das ist ein echter Vorteil", beteuert Key. "Weil es eine Installation für Red Bull und uns gibt, und wir so schneller lernen und reagieren können." Ein Blick auf die Seitenkästen zeigt es. Sie sind extrem schmal und stark eingezogen. Beim neuen Toro Rosso liegt die Verkleidung jetzt so eng an, das Key scherzt: "Unsere größte Sorge ist, dass Verkleidungsteile Feuer fangen."
Bis Melbourne soll neue Nase kommen
Mit seiner langen Nase schloss sich der STR10 der Fraktion von Ferrari, McLaren und Sauber an. Das muss aber nicht so bleiben, verrät Key: "Es könnte sein, dass wir in Melbourne oder etwas später mit einer anderen Nasen-Konfiguration fahren." Der Engländer bestätigte, dass die neue Nasen-Regel zunächst massiv Abtrieb gekostet hat. "Wir mussten viel ändern, um wieder auf die alten Werte zu kommen."
Key spricht bei dem Toro Rosso STR10 wie er in Jerez präsentierte wurde, von einer "Launch-Spezifikation." Ein konservativer Ansatz, mit dem Red Bulls B-Team Kilometer machen will. "Wir sind im letzten Jahr bei den Wintertests viel zu wenig gefahren. Das wollen wir ändern. Unsere beiden jungen Fahrer sollen die bestmögliche Vorbereitung bekommen. So, dass sie in Melbourne mit maximaler Erfahrung am Start stehen. Das Auto wird dann signifikant anders aussehen."
Den größten Fortschritt hat Toro Rosso aber nicht bei den Windkanaldaten erzielt, sondern in der Organisation der internen Abläufe. "Wir gehen mit einer ganz anderen Einstellung in diese Saison. Unser Technikbüro ist besser vernetzt. Wir müssen mit dem Problem leben, dass unsere Aerodynamiker im englischen Bicester sitzen, das Auto aber in Faenza konstruiert und gebaut wird. Bei anderen Teams arbeiten diese Gruppen in einem Gebäude. Deshalb mussten wir die Kommunikation der beiden Gruppen auf eine neue Basis stellen."
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