Schwanger vom Iceman

Die
auto motor und sport Formel 1-Reporter
berichten in ihren F1-Tagebüchern von ihren persönlichen
Erlebnissen bei den 19 Grand Prix-Rennen der Saison 2014. In Teil 6
blickt Bianca Leppert hinter die Kulissen des GP Monaco.
Kennen Sie das? Sie fahren in ein südliches Land und erwarten den tollsten Sonnenschein? Stattdessen ist es Zuhause brutal heiß und im Urlaubsland regnet es. Willkommen an der Cote d'Azur. Nun gut, wir sind nicht zum Urlaub machen nach Monaco gereist. Der Empfang von Petrus hätte jedoch etwas freundlicher ausfallen können. Zumal wir einige Stunden Autofahrt hinter uns haben.
Wie immer chauffiert uns Kollege Michael Schmidt von Stuttgart mit Zwischenstopp in Zürich, um Kollege Roger Benoit abzuholen, nach Monaco. Das beherrschende Thema auf der Autofahrt: Motzi, bist du immer noch Vegetarier? "Motzi" bin übrigens ich. Ein Spitzname der mir natürlich völlig zu Unrecht wegen meiner angeblichen Dauer-Klagerei verliehen wurde. Über die Vegetarier-Intoleranz meiner männlichen Kollegen könnte man tatsächlich ständig motzen. Es ist wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Immer, wenn ich Michael und Roger nach ein paar Wochen wiedersehe, wird über den Sinn und Unsinn des fleischlosen Lebensstils diskutiert.
Kürzeste Route nach Monaco./strong>
Zwischendurch bietet allerdings das Navigationssystem eine neue Diskussionsgrundlage. Es zeigt uns für 200 Kilometer eine Fahrtzeit von 4,5 Stunden an. Wir wundern uns doch sehr, schließlich ist kaum Verkehr auf den Straßen in Sicht. Erst ein Blick in die Einstellungen bringt die Erkenntnis, dass nicht die schnellste, sondern die kürzeste Route ohne Autobahn ausgewählt war. Was uns bereits auf der Fahrt auf das Rennen im Fürstentum einstimmt: Ein in Martini-Racing-Design lackierter Fiat Panda, eine Sensation!
Monaco gehört sowieso zu den schönsten Rennen der Saison, auch weil unser Hotel im französischen Menton direkt am Meer liegt und beim Frühstück auf der Terrasse eine wunderschöne Aussicht bietet. Dafür gehört das Pressezentrum zu den ältesten und kleinsten. Heißt: Am besten schon am Dienstag Plätze reservieren, um eine gute Sicht auf die Bildschirme zu haben.
Neue Wege im Fürstentum
Zunächst gilt es aber, den schnellsten Weg von Menton nach Monaco zu finden. Nicht immer ganz einfach, wenn die Formel 1 und die Rahmenserien das kleine Fürstentum mit ihrer Logistik ins Chaos stürzen. Dieses Mal experimentieren wir am Dienstag mit einer neuen Route, die sich am Mittwoch jedoch wegen Straßensperrungen schon wieder als Reinfall erweist. Glücklicherweise fahren Roger und Michael schon seit mehr als 20 Jahren während des Grand-Prix-Wochenendes durch die Gässchen von Monaco. Ein Neuling wäre in dem engen Labyrinth verloren.
Apropos Neulinge. Dieses Mal haben wir tatsächlich eine neue Begleiterin an Bord. Alina Fichter von der ZEIT, die ich über eine Bekannte kennengelernt habe, recherchiert für ein Porträt über Bernie Ecclestone und hängt sich an unsere erfahrenen Formel-1-Experten Schmidt und Benoit dran. An den dynamischen Fahrstil des Kollegen Schmidt muss sie sich allerdings erst noch gewöhnen.
So wie ich mich an den unglaublichen Luxus in Monaco. Traditionell fotografieren wir dort für unsere Leser die tollsten Yachten und teuersten Sportwagen. Nach 3 Tagen Jagd mit der Kamera kommt man sich vor wie ein Hartz-IV-Empfänger. Allerdings sind wir immerhin in der Position, den Formel-1-Zirkus auf der VIP-Seite des Zauns miterleben zu können. Als ich vor dem Casino mal wieder auf Schnappschuss-Tour bin, begegne ich auch einigen Touristen. "Dat is diese Kurve ausm Fernsehen", sagt einer vor der berühmten Loews-Haarnadel. Eine andere meckert ihren Mann an: "Ich will nich nach Chanel."
Rosberg-Verbremser sorgt für Schlagzeilen
Mit viel größeren Problemen schlägt sich Mercedes am Samstag herum. Weil Nico Rosberg sich verbremst und in den Notausgang rollt, ist Hamiltons schnelle Runde vermasselt. "War da etwa Absicht im Spiel?" unken viele im Fahrerlager. Man weiß es nicht. Auf jeden Fall herrscht Eiszeit bei den ehemaligen Kartkumpels Rosberg und Hamilton. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass die eigentliche Eskalation erst in Spa folgen sollte.
Am Sonntag versuchen die Kollegen Schmidt und Benoit mal wieder auf meine Kosten witzig zu sein. Weil ich ein weites Kleid anhabe, vermuten die älteren Herren, ich sei in anderen Umständen. Ihr Tipp auf den Kindsvater: Kimi Räikkönen. Die Kollegen Schmidt und Benoit, die offensichtlich auch Klatsch-Gene haben, interessieren sich nämlich immer brennend dafür, welcher Formel-1-Pilot optisch in meiner Gunst liegt. Und da muss ich zugeben, dass Kimi Räikkönen regelmäßig an erster Stelle liegt.
Ich war natürlich nicht schwanger. Aber irgendwie schienen die beiden Kollegen trotzdem etwas geahnt zu haben. Später in der Saison berichten finnische Medien, dass Räikkönens Freundin Minttu Virtanen ein Kind erwartet.
In unserer Bildergalerie nehmen wir Sie mit hinter die Kulissen des GP Monaco.