Hals- und Beinbruch in Budapest

Die
auto motor und sport Formel 1-Reporter
berichten in ihren F1-Tagebüchern von ihren persönlichen
Erlebnissen bei den 19 Grand Prix-Rennen der Saison 2014. In Teil
11 blickt Bianca Leppert hinter die Kulissen vom GP Ungarn.
Wer die Reise nach Ungarn in diesem Jahr unverletzt übersteht, ist ein Glückspilz. Dazu gehören auch Kollege Michael Schmidt und ich. Wir fliegen ohne Zwischenfälle von München aus nach Budapest. Ganz im Gegensatz zur Mercedes-Führungsriege, die bei einem Zwischenstopp in Wien einen Ausflug auf dem Rennrad einlegt und dabei eine Massenkarambolage auslöst. Teamchef Toto Wolff erwischt es besonders heftig: Er erleidet neben diversen blauen Flecken auch Schlüsselbein, Handgelenks- und Ellbogen-Frakturen.
FIA-Sprecher entgeht knapp einem Horror-Unfall
Doch nicht nur bei Mercedes gestaltet sich der Weg nach Ungarn gefährlich. FIA-Pressesprecher Matteo Bonciani und sein Kollege Pat Behar, der für die Betreuung der Fotografen zuständig ist, bleiben mit ihrem Mietwagen auf der Autobahn liegen und werden auf dem Seitenstreifen von einem LKW gerammt. Ein Glück, dass die beiden zuvor ausgestiegen waren und hinter die Leitplanke flüchteten. Vom Auto blieb nicht mehr viel übrig.
Wir sind bereits am Mittwoch an der Strecke und machen die ersten Bilder für die Fotogalerie. Nur 3 Tage nach der Zieldurchfahrt in Hockenheim geht es chaotisch zu. Nach erledigter Arbeit geht es zurück in die rund 30 Minuten vom Hungaroring entfernte Innenstadt von Budapest. Dort steht traditionell am Abend das Essen mit Kollege Roger Benoit vom Schweizer Blick im "Cyrano" auf dem Programm. Schon der Fußmarsch dorthin ist wie eine kleine Stadtführung. Wir laufen am imposanten Parlamentsgebäude vorbei, das direkt an der Donau liegt.
Zum Glück müssen wir am Donnerstag nicht mehr auf meine FIA-Akkreditierung warten. Ich habe immer noch in guter Erinnerung, wie ich 2 Jahre zuvor mehrere Stunden an der kleinen Tankstelle vor dem Eingang des Fahrerlager. ausharrte, um endlich mein Ticket zu bekommen. Die FIA und die FOM (Rechteinhaber) hatten damals einen Kleinkrieg ausgetragen, unter dem ich leiden musste.
In diesem Jahr ist das alles kein Problem mehr. Kollege Tobias Grüner und ich teilen uns den permanenten Formel 1-Pass. Eine weitere Annehmlichkeit im Fahrerlager an diesem heißen Wochenende: Die Chill-Out-Ecke für die Journalisten vor dem Pressezentrum. Auf grünem Teppich kann man in bequemen Bänken zwischen Grünpflanzen entspannen und sich den Wind der Ventilatoren um die Nase wehen lassen.
Mercedes-Führungsriege angeschlagen
Am Freitag sickert schließlich durch, dass bei Mercedes ab sofort Fahrradverbot herrscht. Toto Wolff, der mit etwas Verspätung aus dem Krankenhaus in Wien eintrifft, begibt sich mit dem Arm in der Schlinge an den Kommandostand. Kollege Schmidt konzentriert sich hingegen ganz auf Ferrari. Er hat die Möglichkeit, in den Trainings mit in der Box dabei zu sein und das Geschehen hautnah mit zu verfolgen – inklusive Kopfhörer für den Teamfunk. Pech für uns im Pressezentrum. Wir müssen auf seine treffenden und lustigen Kommentare zum Training verzichten.
Die eigentliche Show liefert aber das Qualifying. Pünktlich zum dritten Qualifikations-Abschnitt beginnt es zu regnen. Erster Leidtragender ist Kevin Magnussen, der den McLaren in die Bande feuert. Nico Rosberg holt sich die Pole. Lewis Hamiltons Mercedes steht schon zu Beginn des Qualifyings in Flammen.
Fotojagd auf dem Ungarn.Parkplatz
Den Sonntagvormittag, an dem traditionell wenig aktuelles Geschehen auf dem Programm steht, nutze ich, um die Dienstwagen der Piloten zu fotografieren. Eine Besonderheit am Hungaroring ist der Parkplatz direkt vor dem Fahrerlager. Mit Namensschildern bekommen die F1-Stars ihre Stellplätze zugewiesen, was uns Journalisten die Arbeit ungemein erleichtert.
Aus Angst vor Überfällen sind einige Fahrer mit spartanisch ausgestatteten Kompaktmodellen oder unauffälligen Mietwagen angereist. Sebastian Vettel dagegen parkt als Weltmeister mit seinem fetten Infiniti-SUV-Dienstwagen direkt in der Pole Position am Fahrerlager.Drehkreuz. Direkt daneben hat er sein KTM-Bike geparkt. Vielleicht sollte der Heppenheimer mal bei Mercedes über die Gefahren auf 2 Rädern nachfragen.
Im Rennen ist es Vettels Teamkollege Daniel Ricciardo, der wieder einmal die Nase vorn hat und Mercedes schlagen kann. Wir treffen den Australier am Montagmorgen am Flughafen wieder. Und für eine durchfeierte Partynacht, sieht er noch ganz schön fit aus. Zum Feiern ist anschließend auch noch Zeit genug. Nach einer aufregenden ersten Saisonhälfte steht endlich die lang erwartete Sommerpause auf dem Programm.
In unserer Bildergalerie nehmen wir Sie mit hinter die Kulissen des GP Ungarn.