Neue Ordnung im Technik-Büro
Ferrari reagiert mit Umstrukturierungen in Maranello auf den schwachen Saisonstart. Die Scuderia führt in der Organisation der Entwicklungsabteilung eine übergestellten Ebene namens "Performance Development" ein.
In Ungarn wurde Mattia Binotto mehrfach gefragt, wo die Fehler im bei der Entstehung des SF1000 gemacht wurden. Eine konkrete Antwort bekamen die Reporter nicht. Stattdessen antwortete der Teamchef, der bisher auch noch oberster Technik-Direktor war, nun mit einer knappen Pressemitteilung, in der personelle Veränderungen verkündet werden.
Offenbar hat man festgestellt, dass die Führungsebene das Problem darstellt. Deshalb wurde nun über alle Abteilungen des Technik-Büros eine neue Ebene namens "Performance Development" eingezogen. Sie soll quasi das große Ganze im Auge behalten und sicherstellen, dass alle Divisionen Hand in Hand arbeiten.
Chef dieser neuen Abteilung wird Enrico Cardile. Der Italiener soll dafür sorgen, dass Fehler am Auto schneller und einfacher durch die Befehlskette kommuniziert werden. Gleichzeitig werden die Chefs der einzelnen Unterabteilungen mehr Eigenverantwortung bekommen, was sich positiv auf ihre Zielerreichung auswirken soll.
Neue Struktur mit altem Personal
Die weiteren Positionen der Führungsebene bleiben vorerst personell unverändert. Enrico Gualtieri ist nach wie vor dafür verantwortlich, dass auf der Motorenseite mehr Leistung kommt. Simone Resta ist sein Gegenpart auf Seiten des Chassis. Laurent Mekies hat als Sportdirektor das Zepter an der Strecke in der Hand.
Binotto hofft, dass seine Truppe in der neuen Aufstellung künftig schlagfertiger wird: "Mit den Veränderungen im Technik-Büro wollen wir den Design- und Entwicklungsprozess beschleunigen. Um klare Linien bei den Verantwortungsbereichen und den Arbeitsprozessen zu ziehen, war eine Richtungsänderung nötig. Dabei vertraut die Firma aber weiter dem eigenen Talent-Pool an Ingenieuren."
Für die Neustrukturierung setzt Ferrari auf bekannte Gesichter: "Die Abteilung von Enrico Cardile wird unterstützt durch der Erfahrung von Rory Byrne und einigen angesehenen Ingenieuren wie David Sanchez. Es soll damit neue Eckpfeiler der Fahrzeugentwicklung werden", hofft Binotto.
Erst der Beginn eines neuen Fundaments
Auf hochkarätige externe Verpflichtungen will Ferrari erst einmal verzichten: "Wir glauben, dass unser Personal auf höchstem Niveau arbeitet und wir diesbezüglich nicht neidisch auf unsere Mitbewerber blicken müssen. Aber wir mussten wichtige Veränderungen einleiten, um die Messlatte höher zu legen, was die Verantwortung der einzelnen Abteilungsleiter angeht", so Binotto.
Der in der Schweiz geborene Teamchef bittet die Fans aber noch um etwas Geduld: "Wir haben damit begonnen, das Fundament für einen Prozess zu legen, der uns am Ende in eine Phase von anhaltender Siegfähigkeit führen soll. Das Ganze wird aber noch etwas Zeit dauern und wir werden dabei auch Rückschritte erleiden, wie wir sie zur Zeit bei den Ergebnissen und der Performance sehen."
"Dennoch müssen wir auf unsere Defizite mit Stärke und festem Willen reagieren, um so schnell wie möglich wieder an die Spitze dieses Sports zu kommen. Das ist das, was wir alle wollen und was unsere Fans auf der ganzen Welt von uns erwarten."