Wer darf die berühmte Panoramastraße befahren?

Die Strada della Forra am Gardasee gilt als eine der spektakulärsten Straßen Italiens.
Die Strada della Forra am Gardasee gilt als eine der spektakulärsten Straßen Italiens. Unter Auflagen darf die Panoramastraße wieder befahren werden.
Nach umfangreichen Sanierungen und intensiver geologischer Überwachung wurde die berühmte Panoramastraße am 1.8.2025 wieder für den Verkehr freigegeben.
Teilöffnung mit Auflagen
Allerdings gilt vorerst eine Einbahnregelung: Die Strecke darf ausschließlich bergauf – also vom Gardasee hinauf in Richtung Pieve di Tremosine – befahren werden. Bergab bleibt die Straße weiterhin gesperrt. Grund dafür ist die nach wie vor bestehende geologische Unsicherheit im Bereich des Camino-Tunnels.
Die Behörden sprechen von einer Übergangslösung. Ziel sei es, den Verkehr zumindest teilweise wieder zu ermöglichen, ohne neue Risiken einzugehen. Gleichzeitig soll das Risiko möglicher Staus und gefährlicher Begegnungsverkehre in den engen Kurven verringert werden. Weitere Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der Strecke sind laut Provinzverwaltung bereits in Vorbereitung.
Neue Bewegungen im Erdreich verhindern Öffnung
Seit einem Unwetter im Dezember 2022 war die Straße aus Sicherheitsgründen vollständig gesperrt. Starkregen und Erdrutsche hatten die Fahrbahn beschädigt und Teile der Felswände instabil gemacht. Die Gemeinde Tremosine veranlasste daraufhin umfassende Sicherungs- und Sanierungsarbeiten. Dabei wurden lose Gesteinsmassen entfernt, zusätzliche Schutznetze angebracht und die Fahrbahn abschnittsweise instand gesetzt.
Doch trotz der Maßnahmen blieb die Streck gesperrt. Auswertungen vom April 2025 zeigten eine Verformung des Erdreichs – es wurden neun Millimeter Verschiebungen innerhalb weniger Wochen gemessen. Die Experten sprachen damals von einem klaren Warnsignal für mögliche erneute Erdrutsche.
Das ist die Strada della Forra
Die Strada della Forra (SP38) befindet sich im Gemeindegebiet von Tremosine sul Garda am Westufer des Gardasees in der Lombardei. Sie begann an der Gardesana-Straße (SS45bis) beim Ortsteil Porto und führte hinauf ins malerische Dorf Pieve di Tremosine. Die Trasse folgte dabei der tief eingeschnittenen Schlucht des Wildbachs Brasa – ein geologisches und landschaftliches Highlight der Region.
Die Straße ist etwa 5,8 bis 6 Kilometer lang und überwindet einen Höhenunterschied von rund 200 Metern. Nimmt man die Zufahrten von Riva del Garda oder Limone sul Garda hinzu, ergibt sich eine Gesamtdistanz von bis zu elf Kilometern. Die Idee zum Bau entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als Tremosine noch weitgehend isoliert war. Der Bau erfolgte zwischen 1908 und 1913 unter Leitung von Arturo Cozzaglio – einem autodidaktischen Ingenieur, Hydrologen und Geologen aus Tremosine. Die feierliche Eröffnung fand am 18. Mai 1913 statt.
Churchill nannte die Straße "das achte Weltwunder"
Technisch war der Bau eine Meisterleistung: Die Straße durchquert mehrere in den Fels gehauene Tunnel – meist wurden drei bis fünf Haupttunnel gezählt –, dazu kommen schmale Brücken, Haarnadelkurven und zahlreiche spektakuläre Abschnitte direkt an der Felswand. Besonders markant ist die Ponte Alto, eine der Brücken entlang der Strecke. Aufgrund der engen und niedrigen Tunnel war die Straße nur für kleinere Fahrzeuge geeignet.
Die Strada della Forra beendete die jahrhundertelange Isolation der Hochplateau-Dörfer und eröffnete neue wirtschaftliche Perspektiven. Sie galt als Schlüsselinfrastruktur für die Entwicklung der Region – sowohl im Hinblick auf Handel als auch auf den Tourismus. Winston Churchill bezeichnete sie einst als "achtes Weltwunder". Auch in der Populärkultur hat sie Spuren hinterlassen: Die Straße diente als Kulisse für die Eröffnungsszene im James-Bond-Film "Ein Quantum Trost".
Strada della Forra: Wer durfte dort fahren?
Bis zur ersten Sperrung durfte die Strada della Forra grundsätzlich von Pkw, Motorrädern, Fahrrädern, E-Bikes, Vans und kleineren Wohnmobilen befahren werden. Auch saisonale Shuttle- und Linienbusse nutzten die Strecke – speziell angepasst an die engen Platzverhältnisse. Für große Wohnmobile, Lkw und Reisebusse war die Straße ungeeignet.
Die zulässige Fahrzeughöhe war auf maximal drei Meter begrenzt. Aufgrund der engen Tunnel, steilen Kurven und geringen Straßenbreite war das Befahren nur mit kompakten Fahrzeugen empfohlen. Fahrzeuge mit einer Länge über sechs bis sieben Meter hatten bereits erhebliche Schwierigkeiten in den Kehren.
In der Hauptsaison – üblicherweise vom 1. April bis 1. November – galt im unteren, besonders engen Abschnitt zwischen Porto und La Forra (Kilometer 0–3) eine Einbahnstraßenregelung bergauf: Zwischen 10:00 und 19:00 Uhr durfte dieser Teilabschnitt ausschließlich bergauf (Richtung Pieve) befahren werden. Außerhalb dieser Zeiten regelte eine Ampelanlage den Verkehr wechselweise in beiden Richtungen. Gastronomiebetriebe entlang der Strecke blieben in beiden Richtungen erreichbar. Die Verkehrsregelung wurde jährlich angepasst und durch lokale Behörden veröffentlicht.