Karger Lohn trotz bester Saisonleistung

Ferrari hätte mehr verdient gehabt als die Plätze 4 und 8. Das Safety-Car kam zum falschen Zeitpunkt und klaute Fernando Alonso den zweiten Platz. Kimi Räikkönen hätte schneller fahren können, doch er blickte 22 Runden lang in die Auspuffrohre von Valtteri Bottas. Den Ferrari fehlte Top-Speed.
Ferrari setzte ein Ausrufezeichen. Doch das Ergebnis liest sich wie immer. Platz 4 für Fernando Alonso, Rang 8 für Kimi Räikkönen. "Wir wurden unter Wert geschlagen", klagte Alonso. "Seit Hockenheim werden wir Schritt für Schritt besser. Nur die Ergebnisse zeigen es nicht."
Das unterschreibt auch Kimi Räikkönen. "Wir machen große Fortschritte mit kleinen Änderungen. Wenn wir frei fahren können, sind wir schnell unterwegs. Im Verkehr verlieren wir im Heck Abtrieb."
Alonso und Räikkönen verzweifelten in der zweiten Rennhälfte. Obwohl sie frischere Reifen hatten als die Autos, denen sie ins Getriebe schauten. Alonsos letzter Reifensatz war vier Runden jünger als der von Daniel Ricciardo. Räikkönens Sohlen hatten sogar acht Runden weniger auf der Lauffläche als die Reifen von Bottas.
Trotzdem blieben die Ferrari im Verkehr stecken. "Weil wir in den Kurven vor den DRS-Zonen nicht richtig aufschließen konnten und uns dann der Top-Speed fehlte", klagte Räikkönen. Er hing so lange hinter Bottas fest, dass ihn in den letzten Runden noch Jean-Eric Vergne und Sergio Perez mit Supersoft-Reifen ein- und überholten.
Safety-Car wirft Alonso hinter die Red Bull
Alonso pfeilte sich beim Start wie im Vorjahr ganz rechts außen an allen vorbei und lenkte als Zweiter in die erste Kurve ein. Weil er so spät bremste, dass er die Auslaufzone in seine Ideallinie mit einbezog, machte er Sebastian Vettel freiwillig Platz um einer Strafe zu entgehen. Vettel knackte er durch den früheren zweiten Boxenstopp. Das zwang Red Bull zu einer Strategie-Änderung. Vettel nahm für den dritten Stint die härteren Reifen mit, nicht ahnend, dass er bereits seinen letzten Reifensatz aufgezogen hatte.
Alonso spülte der Schachzug auf Platz 2. Er hatte für ein paar Runden sogar Sichtkontakt zu Lewis Hamilton. Der Rückstand auf den Mercedes war auf 5,9 Sekunden angewachsen, als das Safety-Car auf die Strecke ging. "Es kam für uns zum dümmsten Moment. Wir mussten noch auf die härteren Reifen, und haben dadurch Plätze an die Red Bull verloren." Red Bull-Teamchef Christian Horner teilte Alonsos Meinung, dass die Neutralisation Ferrari härter getroffen hat als sein eigenes Team. Einfache Erklärung: "Alonso lag vor uns und kam hinter uns ins Ziel."
Hamilton-Taktik für Alonso nicht möglich
Die Hamilton-Taktik lag für Alonso nicht drin. "Ich hätte auf den Supersoft-Reifen nicht wie Lewis flüchten können. Dazu fehlt unserem Auto noch der Speed. Beim letzten Boxenstopp wäre ich auf Platz 7 oder 8 zurückgefallen. Und mit unserem Top-Speed-Problem wäre ich auch mit besseren Reifen nicht mehr nach vorne gekommen."
Ferrari rechnete zunächst nicht damit, dass die Red Bull mit ihrem dritten Reifensatz das Rennen zu Ende fahren würden. "Als uns klar wurde, dass sie es versuchen, hatte ich zwei Möglichkeiten. Gleich angreifen oder warten. Ich habe mich für Abwarten entschieden, um am Schluss unseren Reifenvorteil auszuspielen", erklärte Alonso. Vielleicht ein Fehler. In den letzten Runden hatte Daniel Ricciardo so weit auf Vettel aufgeschlossen, dass er DRS einsetzen konnte. So war Alonso auch dieser Joker genommen.
Der neue WM-Vierte will trotz des Aufwärtstrends in Singapur dem Frieden noch nicht trauen. "Wir haben uns zuletzt beständig verbessert, aber der ultimative Test wird Suzuka sein. Erst dann wissen wir, wo wir wirklich stehen."