GP USA
Wir klären auf, wer nach dem Rennen in Indianapolis jubeln darf, und wer Asche auf sein Haupt streuen sollte. Und warum der Mann des Rennens Nico Rosberg hieß.
Beim GP USA wurden die Machtverhältnisse zementiert: McLaren-Mercedes beherrschte die Konkurrenz deutlich. Zu schaffen macht den Silbernen höchstens die explosive Situation im Team. Denn Neuling Lewis Hamilton gelang es zum zweiten Mal innerhalb einer Woche, Titelverteidiger Fernando Alonso zu düpieren, was diesen sehr verdrießt.
Mann des Rennens ist Nico Rosberg, obwohl ihm das Pech treu blieb. In der viertletzten Runde musste er, ungefährdet auf Platz sechs liegend, den Williams parken, weil der Toyota-Motor kollabierte und dies mit einem lustigen Feuerchen auch optisch eindrucksvoll illustrierte. Doch zuvor hatte Rosberg es verstanden, dank Einstopp-Strategie von Startplatz 14 in die Punkteränge vorzudringen. Rosberg trug das Aus mit Fassung: "Ich bin gar nicht besonders sauer, weil ich heute sehr gut gefahren bin."
Die Formel 1-Rangliste:
1) McLaren-Mercedes
Die Silberpfeile schafften es, die jahrelange Ferrari-Dominanz
in Indianapolis zu pulverisieren. Lewis Hamiltons zweiter GP-Sieg
im siebten Rennen war nur einmal in Gefahr, als er sich mit dem
ungestüm attackierenden Teammate Alonso ein kerniges
Rad-an-Rad-Duell lieferte. Wie ein großer Champion verteidigte der
22-Jährige die Ideallinie und cruiste dann ziemlich entspannt der
karierten Flagge entgegen.
2) Ferrari
Ferrari weiterhin nur die Nummer zwei - und der Abstand zu McLaren wächst. Auf ihrer einstigen Paradestrecke in Indiana hatten die Roten keine Chance gegen McLaren. Selbst bei 36 Grad im Schatten und einer Asphalttemperatur von stattlichen 58 Grad schaffte es Ferrari nicht, die Reifen schnell auf die optimale Betriebstemperatur zu bringen. Immerhin wurden diesmal keine roten Ampeln ignoriert …
3) BMW
BMW machte nur magere Beute in Indy. Lediglich ein Punkt ging
nach München. Nick Heidfeld war aber auch in Indy für einen
Podestplatz gut. Im ersten Stint konnte er als Vierter das Tempo
von Hamilton, Alonso und Massa annährend mitgehen. Nach einem
Fahrfehler - bei einem Ausrutscher verlor Heidfeld rund acht
Sekunden - war immer noch Rang fünf drin. Doch ein Hydraulikdefekt
stoppte den BMW jäh. Neuling Sebastian Vettel machte seine Sache
sehr gut: Beim Start büßte der 19-Jährige zwar vier Positionen ein,
begünstigt durch Ausfälle reichte es aber noch für Rang acht.
"Überholen ist nicht leicht in der Formel 1", erkannte Vettel. "Die
anderen schlafen nicht."
4) Renault
Heikki Kovalainen, zu Beginn der Saison viel gescholten, mischt neuerdings beständig im Vorderfeld mit. Offenbar hat ihm den glückliche vierte Platz von Kanada Auftrieb gegeben. Diesmal holte der Finne Rang fünf - aus eigener Kraft. Giancarlo Fisichella ärgerte sich über einen selbst verschuldeten Dreher in der ersten Runde. "So konnte ich von meiner Einstopp-Strategie nicht profitieren. Aber auch mit viel Benzin an Bord konnte ich noch eine Menge Konkurrenten überholen."
5) Williams-Toyota
Nico Rosberg lag erneut auf Punktekurs, wieder war das Schicksal gegen ihn. Diesmal versagte der Motor, sechster Platz ade. Alexander Wurz, in Kanada sensationell Dritter, münzte den enttäuschenden 17. Startplatz immerhin noch Rang zehn um.
6) Red Bull./strong>
Zum zweiten Mal in diesem Jahr war Punkte-Zahltag für Red Bull. Mark Webber wurde Siebter. David Coulthard war beim Start-Crash erste Reihe Mitte und mußte aufgeben, weil sich die Nase von Ralf Schumachers Toyota in den Seitenkasten gebohrt hatte. Dabei ging der Ölkühler entzwei.
7) Toyota
Mit den Kölner geht’s langsam aufwärts, wobei die Betonung auf "aufwärts" liegt, und nicht auf "langsam". Jarno Trulli mischte wacker in der Verfolgergruppe mit und holte Rang sechs. Die Toyota-Befehlshaber konnten dieses Glück kaum fassen: "Ich bin ekstatisch", jubelte Vize-Vorstand Tadashi Yamashina. Der designierte Oberbefehlshaber weiß wohl nicht, dass sein Vorgänger für 2007 Siege in Aussicht gestellt hat. Davon war Ralf Schumacher weiter entfernt denn je: Crash in Runde eins.
8) SuperAguri-Honda
Und wieder schlug das SuperAguri-Team zu. Anders als in Kanada reichte es zwar nicht zu WM-Punkten, aber das gelungene Überholmaöver von Anthony Davidson gegen den Werks-Honda von Jenson Button sorgte für Aufsehen - zumindest bei Japanern. Takuma Sato war allzu übermütig: Der drehte sich sang- und klanglos ins Aus.
9) Honda
Rubens Barrichello, neunmaliger GP-Sieger (wenngleich vor langer Zeit) hatte nur kurz Dienst: "Beim Versuch, dem sich drehenden Schuamcher auszuweichen, habe ich zwei andere Autos getroffen." Und jetzt kommt der Gag: "Einer davon Jenson Button." Damit war das Schicksal der Honda-Fahrer schon besiegelt. Der Brite kam als Zwölfter ins Ziel, gedemütigt sogar von einem SuperAguri-Piloten.
10) Toro Rosso
Nach dem Tiefpunkt von Kanada, wo beide Fahrer ihre Autos aus eigener Schuld zerdepperten, lief es für Toro Rosso in Indy etwas relaxter. Die Fahrer rissen sich am Riemen. Platz 13 für Scott Speed kann als solide Ausbeute gelten, und dass Vitantonio Liuzzi kurz vor Schluss mit Wasserleck ausschied, können nicht mal diejenigen dem Italiener anlasten, die ihn am liebsten zum Disco-Türsteher degradieren würden.
11) Spyker
Beide Autos im Ziel - das gab´s bei Spyker schon lange nicht mehr. Adrian Sutil hatte seinen holländischen Teammate Christijan Albers wie gewohnt gut im Griff. Im Trainingsduell erhöhte er auf 6:1. Zeitweise mischte der Deutsche gut im Mittelfeld mit. Mit Orangenen geht´s offenbar langsam aufwärts. Doch es wird wohl noch dauern, bis sie die Rote Laterne abgeben.