"Mercedes können wir vergessen"

Lotus hat in Shanghai einen klaren Aufwärtstrend gezeigt, steht aber nach wie vor mit null Punkten in der Tabelle. Teamchef Gerard Lopez war dennoch nicht unzufrieden und hofft, dass in Spanien endlich Ergebnisse kommen. Mercedes und Red Bull sieht der Luxemburger aber nicht mehr als Gegner.
Gute Pace aber schlechte Ergebnisse - wie lautet das Fazit zum China-Wochenende?
Lopez: Das war ein verstecktes gutes Wochenende. Nachdem wir beim Test in Bahrain ja gar nicht gefahren sind, hat man wenigstens gesehen, dass wir ein bisschen näher kommen. Im Qualifying hatte das Auto sogar die Pace um auf P5 oder P6 zu landen. Leider ist bei Romain (Grosjean) im Q3 ein Problem mit dem Unterboden aufgetaucht, wodurch er Abtrieb verloren hat. Auch im Rennen ist das gleiche Problem mit dem Diffusor wieder aufgetaucht. Wir glauben, dass sich irgendwo Schmutz reinsetzt und deshalb die Strömung abreißt. Das werden wir uns für Barcelona anschauen müssen.
Zum Ausfall hat aber am Ende das Getriebeproblem geführt, oder?
Lopez: Das kam dann noch dazu - vielleicht hat da auch noch ein KERS-Problem mitgespielt. Auf jeden Fall hat Romain den 4. Gang verloren. Ohne das Problem wäre er vielleicht auf Platz 8 ins Ziel gefahren, wenn es gut gelaufen wäre. Gegen die Fahrer mit Mercedes.Motoren vor uns hatten wir aber keine Chance. Und auch die Red Bull waren zu stark. Das Risiko war es nicht wert, weiterzufahren. Die Teile sind ja limitiert und wir haben schon bei Pastor (Maldonado) den Fall, dass er schon beim 3. Motor ist.
Wie zufrieden sind Sie mit Maldonado im Rennen?
Lopez: Es war schwierig für ihn. Er hing am Anfang hinter Kobayashi fest. Da war nicht viel zu machen. Durch blaue Flaggen hat er immer wieder eine oder anderthalb Sekunden beim Überrunden verloren. Als Letzter loszufahren ist immer sehr schwer. Es hat nicht geregnet. Es sind nur 2 Autos ausgefallen. Und leider fehlt uns der Top-Speed um zu überholen. Man hat es bei den Mercedes.Autos gesehen. Die brauchen fast kein DRS, um an uns vorbeizufahren.
Wann wird das Leistungsdefizit reduziert?
Lopez: Wir haben hier schon einen guten Schritt gemacht. Renault hat uns Motorengeliefert, die besser gehen. Für Barcelona soll es noch ein Update geben.
Wo steht Lotus im Moment?
Lopez: Wenn man sich die Zeiten anschaut, dann konnte Pastor bei freier Fahrt und ähnlichem Reifenzustand schnellere Runden als die McLaren fahren - 6 bis 7 Zehntel. Wir waren auch ein bisschen schneller als Toro Rosso.
Was kommt für Barcelona noch an neuen Teilen ans Auto?
Lopez: Neben dem Motor planen wir mit neuen Flügeln vorne und hinten, Änderungen am Unterboden und neuen Aero-Teilen an den hinteren Bremsverkleidungen. Das sollte schon ein ordentlicher Schritt nach vorne sein.
Wie sehen die Aussichten in der WM aus? Lotus hat immer noch keine Zähler und die Konkurrenz punktet fleißig.
Lopez: Diejenigen, die vor allem punkten, sind die Mercedes. Die können wir vergessen. Da ist sowieso nichts gegen zu machen. Die können von mir aus weiterhin Doppelsiege feiern. Red Bull hat auch große Fortschritte gemacht und ist auch schwierig. Aber dahinter wird es schon interessant. Bei Ferrari fährt Fernando (Alonso) so wie immer. Williams hatten wir mit dem Motor besser eingeschätzt. Force India ist dagegen ganz stark. Platz 3 in der Teamwertung ist aber auf jeden Fall noch drin - zumindest vom Auto her. Das hängt noch von vielen Faktoren ab, aber ich denke mal, dass wir da in dem Bereich mitfahren können.
Kimi Räikkönen war lange bei Lotus. Jetzt tut er sich bei Ferrari schwer. Kommt das für Sie überraschend?
Lopez: Ja, auf jeden Fall. Er war bei uns ein starker Fahrer, deshalb ist der Abstand schon etwas überraschend. Aber ich weiß auch, wie stark Fernando (Alonso) ist. Man stelle sich den mal in den vergangenen Jahren im Red Bull vor. Das wäre eine interessante Sache gewesen. Wir wissen aber auch wie gut Kimi ist. Es ist ein neues Team für ihn. Bei Kimi hängt ja auch viel davon ab, was rund um ihn herum passiert. Bei uns hat das ja immer voll gestimmt. Ich kann jetzt aber natürlich auch nicht genau sagen, warum es bei ihm momentan nicht 100-prozentig läuft.