Rosberg hat Glück bei Hamilton-Crash
Mercedes heißt der Gewinner des zweiten Testtages in Jerez. Nico Rosberg konnte am Steuer des AMG F1 W05 eineinhalb Renndistanzen zurücklegen. Der Pilot zeigte sich anschließend entsprechend zufrieden.
Mercedes ist der Konkurrenz einen Schritt voraus. Nicht weil der Silberpfeil mit Bestzeiten glänzte, sondern in einer anderen Disziplin, die zu diesem Zeitpunkt des Jahres entscheidend ist: die Zuverlässigkeit. Denn nur wer fährt, kann die neue Technik der V6-Turbomotoren und des Hybridsystems ERS in den Griff bekommen. Insgesamt legte Nico Rosberg 97 Runden zurück, was mehr als 420 Kilometern entspricht. Zum Vergleich: Esteban Gutiérrez im Sauber schaffte als zweitfleißigster Pilot gerade einmal 53 Umläufe.
Rosberg mit seinem Team zufrieden
Entsprechend glücklich zeigte sich Nico Rosberg am Ende des Testtages in Jerez. "Ich hätte nicht erwartet, dass wir heute fast 100 Runden abspulen. Jede problemlose Runde ist sehr, sehr wichtig momentan, weil alles neu ist und man ständig dazu lernt und die Probleme beseitigen kann", sagte der Mercedes-Pilot.
Dass sein Team derart viele Kilometer unter die Räder bringen konnte, hatte man einerseits dem Glück, andererseits den Mercedes-Mechanikern in der heimischen Fabrik in Brackley zu verdanken. Zur Erklärung: Lewis Hamilton war bei seinem Unfall am gestrigen Tag exakt 300 km/h unterwegs. Wäre er nur 3 km/h schneller gewesen als sich die Frontpartie vom Rennwagen löste, wäre beim Einschlag in den Reifenstapel das Chassis in Mitleidenschaft gezogen worden, errechneten die Mercedes-Ingenieure. Das hätte das Ende der Testfahrten bedeutet.
Die beschädigten Teile wurden nach England geflogen, wo sich die Mechaniker die Nacht über um sie kümmern konnten. "Es war eine ganz tolle Teamleistung, weil es gestern ein bisschen in die Hose gegangen ist mit den technischen Problemen, die zum Abflug von Lewis geführt haben. Erste heute Morgen um 5.00 Uhr kamen die Teile an." Sechseinhalb Stunden später war der AMG F1 W05 zur Ausfahrt bereit.
Viertschnellste Zeit für den Mercedes-Piloten
Nach ein paar kurzen Runs zu Beginn absolvierte Rosberg am Nachmittag noch zwei Dauerläufe mit mehr als 20 Umläufen am Stück. Mit einer Rundenzeit von 1:25.588 Minuten landete er auf dem 4. Platz. "Besonders schnell waren wir heute noch nicht unterwegs", meinte Rosberg. "Das Auto ist viel schwerer im Vergleich zum Vorjahr und auch der Abtrieb ist geringer. Es dauert noch ein bisschen, bis wir uns mit der absoluten Geschwindigkeit wieder an das letzte Jahr annähern."
In seiner Pressrunde ging der Wahl-Monegasse darauf ein, inwiefern sich das Fahren verändert hat. "Man benützt höhere Gänge. Zum Beispiel in der Spitzkehre bin ich im dritten Gang gefahren, statt wie im letzten Jahr im Ersten", berichtete der Mercedes-Pilot. "Ansonsten ist einfach die ganze Technologie anders. Die Bremsen sind nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch. Das ist gar nicht so einfach einzustellen."
2014 stellt das Energierückgewinnungssystem doppelt so viel Leistung zur Verfügung wie noch in der letzten Saison, was sich ebenfalls bemerkbar macht. "Das ist unglaublich. Mitte der Gerade schaltet sich das System aus und man verliert die 160 PS. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Aber das ist ja klar, denn man verliert rund 15 Prozent der Gesamtleistung."
Rosberg findet die neuen Regeln "klasse"
Die komplett neue Technik hat auch zur Folge, dass sich für die Fahrer im Cockpit einiges ändert. Um sich daran zu gewöhnen, misst Rosberg dem Simulator eine entscheidende Rolle bei. "Ich kann gar nicht genug damit fahren", sagte der Deutsche. "Mein Lenkrad ist ganz anders, alle Knöpfe sind anders. Mein Bildschirm: Ich habe praktisch ein eigenes Smartphone im Cockpit. Auf dem Bildschirm kann ich alles so positionieren, wie ich es haben will. Aber es dauert bis man sich an alles gewöhnt hat."
Das neue Reglement hat es Rosberg übrigens angetan: "Ich finde die neuen Regeln klasse. Es ist auch zeitgemäß, alles ein bisschen ökonomischer und freundlichen für die Natur zu machen. Mir gefällt es, mich gemeinsam mit den Ingenieuren in die neue Technik hineinzuarbeiten."