Plante Hamilton Foul gegen Rosberg?

Mit Nico Rosberg im Schlepptau überquerte Lewis Hamilton die Linie ganz knapp vor Ablauf der Zeit im letzten Qualifying-Abschnitt von Silverstone. Wollte der Brite seinen deutschen Konkurrenten austricksen? Oder ging alles mit fairen Mitteln zu?
Das Qualifying von Silverstone hatte einige Highlights zu bieten. Die Regenlotterie sorgte für Hektik in den Cockpits und an der Boxenmauer. Besonders stressig wurde es am Mercedes-Kommandostand in den letzten Minuten. Lewis Hamilton stand nach dem ersten Q3 ganz vorne im Klassement. Nico Rosberg hatte provisorisch Platz 2 in der Startaufstellung inne.
Doch ein Run blieb beiden Piloten noch, auch wenn die Strecke zunächst nicht danach aussah, dass sie noch Zeitenverbesserungen zulässt. Doch Mercedes schickte seine Piloten dennoch raus. Allerdings passte das Timing nicht ganz. "Im hinteren Streckenteil haben sich die Autos plötzlich gestaut", erklärt Teamchef Toto Wolff. "Es war ganz knapp mit der Zeit."
Rosberg läuft die Zeit davon
Langsam tickte die Uhr runter. Rosberg wurde im Cockpit nervös und funkte an die Box, dass der Teamkollege nicht so trödeln solle. Hamilton wurde informiert, dass sein Teamkollege hinter ihm auch noch rechtzeitig über die Linie will. Doch besonders kooperativ zeigte sich der Brite nicht.
Obwohl die Renningenieure in beiden Mercedes-Autos die Sekunden runterzählten, ließ Hamilton einen Abstand von knapp 4 Sekunden auf den vorausfahrenden McLaren von Jenson Button. 2,2 Sekunden vor Ablauf der Uhr kreuzte der Mercedes mit der Startnummer 44 die Linie. Es war klar, dass Rosberg dahinter keine Zeit mehr hatte, um Abstand zu lassen. Eine Sekunde trennte die beiden Silberpfeile in der Lichtschranke.
Rosberg sah sogar die roten Lichter der Startampel, die sich 134 Meter nach der Ziellinie befindet. Er hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft. Doch im direkten Windschatten von Hamilton hätte er unter normalen Bedingungen nicht schneller fahren können als der Teamkollege. "Ich war direkt bei ihm im Getriebe. Ich wusste, dass ich keine große Chance hatte. Der Plan war, am Ende der Runde einfach noch ein paar Meter näher in seinem Getriebe zu stecken", so Rosberg.
Hätte Hamilton mehr Gas geben müssen?
Aber war die Aktion von Hamilton fair, seinem Konkurrenten kaum eine Chance zu lassen? Hätte Rosberg die Runde nicht mehr starten können, muss man nicht viel Phantasie besitzen, um sich die Schlagzeilen auszudenken. Die Situation erinnerte an Monaco, als Rosberg mit seinem Verbremser in die Auslaufzone für gelbe Flaggen sorgte und der Konkurrenz die Möglichkeit verbaute, ihn noch einzuholen. Das hatte die bisher größte Krise im Verhältnis der beiden Piloten ausgelöst.
Die Beteiligten versuchten nach dem Qualifying die Verschwörungstheorien einzufangen. "Das war eine schwierige Situation. Lewis hat die Information erhalten, dass er Gas geben soll. Und beide sind noch über die Linie gekommen. Aber ideal für Nico war das sicher nicht", gab Wolff zu. "Vorne war aber ein richtiger Stau. Lewis konnte nichts anderes machen, als sich zurückfallen lassen. Er wusste, dass er Abstand nach vorne lassen muss. Der andere hat halt Pech gehabt. Das gehört dazu. Lewis wusste, wie viel Abstand er lassen muss, dass der Teamkollege noch rüberkommt."
Kein Vorwurf von Rosberg gegen Hamilton
Wolff bezeichnete das enge Timing im Finale als "keinen großen Fehler des Teams". Auch Rosberg selbst, wollte seinem Team und seinem Teamkollegen keinen Vorwurf machen. "Ich war nicht sauer auf ihn. Ich habe ja gesehen, dass vor ihm noch Autos herumgefahren sind. Er hat sich da fair verhalten. Ich war aber sauer auf die Situation. Das war nicht ideal. Aber insgesamt hat das Team heute einen guten Job gemacht."