Lotus kämpft "leider" gegen Williams

Lotus hat den Anschluss ans Mittelfeld geschafft. Heikki
Kovalainen überquerte die Ziellinie in Shanghai knapp 20 Sekunden
vor Williams-Pilot Pastor Maldonado. Für Barcelona plant
Technikchef Mike Gascoyne schon den nächsten Angriff.
Im dritten Rennen der zweiten Saison ist Lotus endlich in der Formel 1 angekommen. Vorbei die Zeiten, in denen die Piloten mehrfach überrundet wurden und häufiger in den Rückspiegel als nach vorne schauen mussten. Jetzt wird angegriffen. Die Gegner heißen nun nicht mehr Hispania oder Virgin, sondern Williams und Force India.
In Shanghai kamen erstmals in dieser Saison beide Autos ins Ziel. Nicht nur die Zuverlässigkeit passte dabei, sondern auch der Speed. Die schnellste Runde von Jarno Trulli war besser als die von Ferrari-Pilot Fernando Alonso. Und Heikki Kovalainen fuhr auf Rang 16 über die Ziellinie und ließ mit Pastor Maldonado (Williams) und Sergio Perez (Sauber) zwei Piloten aus den etablierten Team. hinter sich.
Lotus schlägt Maldonado aus eigener Kraft
"Das fühlt sich wirklich gut an", freute sich Teachnikchef Mike Gascoyne nach dem Rennen im Gespräch mit der BBC. "Es ist zwar nur ein 16. Platz, aber es ist der beste 16. Platz, den ich je erreicht habe." Dem Engländer ging es dabei weniger um die Platzierung selbst, sondern vor allem um die konkurrenzfähigen Rennpace. " Wir sind ein echtes Rennen gefahren. Es ist nicht so, dass wir irgendwas geerbt haben. Wir sind gegen etablierte Team. gefahren und haben sie vom Speed her geschlagen. Das ist ein großer Schritt für uns."
Mit dem Anschluss an das Mittelfeld sind die Ziele aber noch längst nicht erreicht. Lotus will die Konkurrenz nun nach und nach aufschnupfen. "Leider ist der erste Gegner wohl Williams", bedauert Gascoyne. "Williams ist ein großer Name und ein großes Team. Deshalb sage ich "leider". Sie sind aber diejenigen, die uns nun als erstes im Weg stehen. Ich bin da vielleicht ein bisschen nostalgisch. Man würde sie lieber näher an der Spitze sehen. Aber wir sind Team Lotus und wenn wir gegen Williams kämpfen können, dann ist das gut für uns."
Windkanal-Tests geben Lotus Hoffnung
In der Türkei soll der Angriff noch nicht kommen. Erst beim GP Spanien erhofft sich Gascoyne einen weiteren Schritt. "Wir planen einige große Updates für Barcelona. Im Windkanal haben wir gerade richtig gute Fortschritte gemacht", gibt sich der Ingenieur zuversichtlich.
Alle Probleme sind aber noch nicht gelöst. Vor allem das Rennen in Melbourne hat gezeigt, dass die äußeren Bedingungen passen müssen, damit der Lotus schnell ist. "Probleme haben wir an kalten Tagen", gibt Gascyone zu. "Wenn die Streckentemperatur niedrig ist, müssen wir richtig kämpfen - vor allem beim Speed auf einer schnellen Runde."
Auch in China hat die Leistung in der Qualifikation noch nicht gepasst. "Wir sind im Rennen gegen Maldonado gefahren und hatten schon in den ersten Runden direkt das Gefühl, dass wir ihn im Griff haben. Aber in der Qualifikation lagen wir noch zwei Sekunden hinter ihm." Mit der Rennpace sei man dagegen sehr zufrieden. Schon bei den Wintertests habe sich diese Tendenz gezeigt, so Gascoyne.
Mittelfeld-Kämpfe gehen im Spektakel unter
Ein bisschen schade ist nur, dass bei den spannenden Rennen zuletzt kaum Zeit bleibt, sich um die Kämpfe im Mittelfeld zu kümmern. Wenn sich vorne Hamilton und Vettel bekämpfen, kommen die grün-gelben Autos nur selten ins Bild. Für Mike Gascoyne ist das kein Problem. Er begrüßt die allgemeine Entwicklung, auch wenn seine Autos dadurch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen.
"Es ist eines dieser Rennen, bei denen wir uns verausgabt haben und am Ende 16. wurden. Damit war es das normalerweise und man fliegt nach Hause. Aber hier will man sich hinsetzen und das Rennen nochmal anschauen", erklärt der Brite.
Risiko von Pirelli zahlt sich aus
Verantwortlich für die neue Spannung sei laut Gascoyne der neue Reifen. "Ehre gebührt Pirelli. Sie sind ein großes Risiko eingegangen. Es gab diese Theorien, dass größere Reifenabnutzung besseren Rennsport produziert. Das Rennen in China hat das absolut bewiesen."
Auch für die Strategen an der Boxenmauer haben die neuen Reifen große Auswirkungen. "Wir fahren mit einer Zwei-Stopp-Strategie gegen Autos, die drei Mal stoppen. In bestimmten Phasen des Rennens sehen wir da komplett unterschiedliche Rundenzeiten. Auch wenn unser Pilot mal zwei Sekunden langsamer als sein Konkurrent ist, fahren sie trotzdem noch im direkten Duell gegeneinander. Das führt zu fantastischen Rennen."