Lewis Hamilton drückte dem zweiten Spielberg-Wochenende seinen
Stempel auf. Es konnten aber nicht alle Piloten so glänzen wie der
Weltmeister. Wir haben alle 20 Fahrer in der Einzelkritik ...
Lewis Hamilton: 10/10 - Das war vielleicht die Runde seines
Lebens. 1,2 Sekunden Vorsprung im Regen sind eine Demütigung für
die Konkurrenz, auch wenn man in einem Mercedes sitzt. Bottas fährt
ja auch einen Silberpfeil. Im Rennen revanchierte sich der
Weltmeister für die Niederlage eine Woche zuvor. Er kontrollierte
Tempo und Gegner, war schnell, wenn er schnell sein musste. Nur die
beste Rennrunde war ihm nicht vergönnt.
Valtteri Bottas: 8/10 - Im Freitagstraining schien sich der
Höhenflug von Bottas fortzusetzen. Doch im Regen brachte der Finne
seine Reifen nie in das magische Temperaturfenster. Mit seinem
vierten Startplatz war die Niederlage schon besiegelt. Bottas
brauchte sechs Runden, um an Sainz vorbeizukommen und 67 Runden, um
Verstappen von Platz 2 zu verdrängen. Hamilton war da längst am
Horizont verschwunden.
Max Verstappen: 9/10 - Verstappen war der Frust anzumerken. Er
spürt langsam, dass er auch in dieser Saison keine Chance gegen die
Mercedes hat. Ein zweiter Platz lag zwar in Reichweite, doch am
Ende machten ihm ein demolierter Frontflügel und ein Heckflügel,
der sich auflöste einen Strich durch die Rechnung. Am Flügelschaden
vorne ist Max selbst schuld. Er meinte aber, der Schaden habe nicht
den Kampf gegen Bottas entschieden. Eher die hohe
Reifenabnutzung.
Alexander Albon: 8/10 - Albon ist sicher kein Verstappen. Das
zeigen sechs Zehntel Rückstand im Regen und 10,7 Sekunden Abstand
im Rennen. Dabei war Verstappen ein Mal mehr an der Box. Albons
größtes Problem ist die erste Rennhälfte. Mit vollen Tanks auf
Soft-Reifen verliert er zu viel Zeit. In der zweiten Halbzeit
wachte er wie beim ersten Rennen auf. Albon fuhr zeitweise
schneller als die Spitze.
Lando Norris: 9/10 - Der Fehler am Freitag darf nicht passieren.
In einem Training, in dem es um nichts geht, überholt man unter
Gelb nicht drei Autos. So war Norris nicht mehr Sechster, sondern
nur noch Neunter in der Startaufstellung. Im Rennen hielt sich der
Engländer lange zurück, auch weil ihn Schmerzen im
Brustwirbelbereich plagten. Doch dann explodierte er wie vor einer
Woche im Finale. In der 69. Runde war er noch Achter, zwei Runde
später Fünfter.
Lance Stroll: 7/10 - Regen kann der Kanadier. Er machte am
Samstag die bessere Figur als Perez. Das Setup für trockene
Verhältnisse erschwerte den Racing Point-Fahrern die Qualifikation.
Im Rennen hing Stroll ewig hinter Ricciardo fest. Erst zwei Runden
vor Schluss kam er an dem Renault vorbei. Er konnte sich über den
Platzgewinn nicht lange freuen. Norris kochte ihn eiskalt ab. Und
auf Perez fehlten im Ziel 0,066 Sekunden.
Daniel Ricciardo: 7/10 - Der Crash am Freitag wirkte noch am
Samstag nach. Ricciardo wollte im Regen keinen weiteren Fehler
machen und qualifizierte sich drei Plätze hinter Ocon. Die
Strategie mit einem Start auf Medium-Reifen schien zunächst
aufzugehen. Ricciardo war schneller als Ocon und lag lange auf
Platz 5. Doch auf den Soft-Reifen funktionierte der Renault nicht
wie gewünscht. Perez ging vorbei. Lange wehrte sich Ricciardo gegen
Stroll. Einmal passte er nicht auf. Schon waren Stroll und Norris
durch.
Carlos Sainz: 7/10 - Am Samstag sah Sainz noch wie der große
Held im Team aus. Mit seinem dritten Startplatz erzielte er nicht
nur sein bestes Trainingsergebnis, sondern auch das beste für
McLaren seit 2014. Doch im Rennen lief es nur bis zum Boxenstopp
nach Wunsch. Der dauerte 7,2 Sekunden. Um verlorene Plätze
gutzumachen, stresste Sainz die Reifen zu stark und zog zu viel
Saft aus der Batterie. Dafür bezahlte er im Finale. Die schnellste
Runde war ein schwacher Trost.
Daniil Kvyat: 7/10 - Kvyats Qualifikation war nach dem Q2 zu
Ende, während es sein Teamkollege eine Runde weiter schaffte. Im
Rennen dreht der Russe den Spieß um. Auf die unauffällige Art, wie
er es so oft tut. Erst in Runde 45 tauchte Kvyat in den
Punkterängen auf. Er fuhr konstante Rundenzeiten, machte keine
Fehler, verteidigte sich gut nach hinten und musste nur warten, bis
andere in Schwierigkeiten gerieten. Ein WM-Punkt war die Belohnung
dafür.
Kimi Räikkönen: 7/10 - Wieder war für Räikkönen im Q1 Schluss.
Nicht durch seine Schuld. Sein Angriff verpuffte in der roten
Flagge, die sein Teamkollege provoziert hatte. Im Rennen zeigten
die Alfa Romeo wie in der Vorwoche eine klare Steigerung. Um der
Ferrari-Kollision auszuweichen musste Räikkönen fast anhalten. Die
Aufholjagd von Platz 20 bis auf Rang 11 zeigt, dass er alte Mann
noch kämpfen kann. Der letzte WM-Punkt lag aber noch 7,8 Sekunden
entfernt.
Kevin Magnussen: 7/10 - Diesmal schaffte Magnussen den Sprung
ins Q2. Doch bei Startplatz 15 ist für Haas-Piloten zur Zeit
Schluss. Mehr geben Auto und Motor nicht her. Der Höhepunkt in
Magnussens Rennen war der Start. Danach schlug sich der Däne fast
das ganze Rennen lang mit den beiden Alfa Romeo und Teamkollege
Grosjean herum. Auf Räikkönen fehlten im Ziel nur 0,271
Sekunden.
Romain Grosjean: 6/10 - Grosjean rodelte in der Qualifikation
durchs Kiesbett bevor er sich verabschiedete. Eine defekte
Wasserpumpe beendete sein Training. Weil die Mechaniker zu lange am
Auto unter Parc Fermé-Regeln arbeiteten, musste Grosjean aus den
Boxen starten. Der Ferrari-Crash schenkte ihm drei Positionen. Im
Prinzip war Grosjean so schnell wie Magnussen. Im Ziel trennte die
beiden nur eine halbe Sekunde.
Antonio Giovinazzi: 4/10 - Trotz der schwierigen Bedingungen am
Samstag blieben alle Fahrer auf der Strecke. Nur Giovinazzi nicht.
Es ist der zweite Quali-Unfall in diesem Jahr. Damit musste der
Italiener vom Ende des Feldes starten. Sein bester Part war die
Startrunde. Da machte Giovinazzi vier Positionen gut. Doch dann
wurde er sukzessive von den beiden Haas-Piloten und Teamkollege
Räikkönen aufgeschnupft. Punkte lagen außer Reichweite.
Pierre Gasly: 6/10 - Das Wochenende hatte für Gasly zwei Seiten.
Der siebte Startplatz war mehr als das Auto hergab. Gasly machte im
Regen alles richtig. Im Rennen fiel der Franzose nach 20 Runden aus
den Punkterängen. Er hatte kein Vertrauen in das Heck des Autos.
Möglicherweise liegt der Grund in einer Kollision mit Ricciardo
gleich nach dem Start. Auch eíne Zweistopp-Strategie konnte das
verpatzte Rennen nicht mehr retten.
George Russell: 6/10 - Die Qualifikation war eine Offenbarung.
Endlich belohnte sich Russell mal mit dem Aufstieg ins Q2. Der
elfte Startplatz in einem Williams rang allen Respekt ab. Doch in
der 4. Runde verspielte der Engländer die gute Basis mit einem
Ausritt in Kurve 6. Russell fand nie mehr richtig ins Rennen zurück
und konnte am Ende nur noch Latifi überholen.
Nicholas Latifi: 5/10 - Trotz überfluteter Strecke hielt Latifi
seinen Williams am Samstag auf der Strecke und qualifizierte sich
sogar vor Giovinazzi. Am Sonntag fuhr der Kanadier ein solides
Rennen. Diesmal musste er sogar in einen Zweikampf. 53 Runden lang
konnte er seinen Teamkollegen in Schach halten, dann setzte sich
Russells größere Erfahrung durch. Nach zwei Rennen kann Latifi von
sich sagen: Zwei Mal ins Ziel gekommen.
Esteban Ocon: 7/10 - Ocon zeigte am Samstag, dass er ein starker
Regenpilot ist. Der fünfte Startplatz machte Hoffnung auf mehr. Im
Rennen demonstrierte der Franzose bis zu seinem Ausfall seine
Zweikampfqualitäten. Ricciardo biss sich 18 Runden lang an dem
Teamkollegen fest, obwohl er zu dem Zeitpunkt das schnellere Auto
hatte. Ocon ist ein harter Knochen. Das musste schon Perez bei
Force India erfahren.
Charles Leclerc: 2/10 - Leclerc suchte keine Ausreden. Die
Kollision mit Vettel in der dritten Kurve geht auf seine Kappe.
Seine Ehrlichkeit war auch das Beste, was der Star des ersten
Spielberg-Rennens im Angebot hatte. In der Quali verlor er das
Duell gegen Vettel knapp. Doch er leistete sich einen weiteren
Fehler. Weil er Kvyat zwei Kurven lang behinderte, verschenkte er
drei Startplätze. Da war der Ehrgeiz groß, die gleich in der
Startrunde wieder wettzumachen.
Sebastian Vettel: 6/10 - Der einzige Erfolg, den Vettel für sich
verbuchen konnte war, dass sein Ferrari wieder funktionierte. Doch
das Paket ist insgesamt zu langsam. Nur einer der Ferrari-Fahrer
schafft es ins Q3. Der eine war diesmal Vettel. Der Regen zeigte,
dass der Ferrari nicht nur zu wenig Power, sondern auch zu wenig
Abtrieb hat. Im Rennen wäre die Niederlage wahrscheinlich etwas
weniger dramatisch ausgefallen, doch Vettel schaffte es nur bis in
die dritte Kurve.