VW ist wieder Weltmeister

Auf den Schotterstraßen von New South Wales war gegen die Werks-Polos kein Kraut gewachsen. Sébastien Ogier sicherte sich seinen sechsten Saisonsieg und Volkswagen die vorzeitige Titelverteidigung in der Marken-Wertung.
Fünf Punkte wären nötig gewesen, am Ende waren es 43 und damit die maximale Ausbeute für Volkswagen und damit für die Wolfsburger der zweite Marken-Titel im zweiten WM-Jahr. Gegen das VW-Duo Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala war auch auf der anderen Seite der Welt kein Kraut gewachsen. Die beiden Tabellenersten scheuchten sich drei Tage lang gnadenlos über 20 Wertungsprüfungen mit 320 Kilometern. Am Ende fehlten Jari-Matti Latvala nur 6,8 Sekunden. Auf der Strecke blieben beide praktisch fehlerlos, es war ein einziger Reifen, der den Unterschied machte. Weil Latvala in Erwartung von Regen am Samstagmorgen nur zwei harte Gummis an Bord nahm, Ogier aber deren drei, verlor der Finne über zehn Sekunden und damit die Rallye.
Zweiter Marken-Titel im zweiten WM-Jahr für VW
Latvala gab am finalen Sonntag nicht auf, nahm Ogier auf der ersten der sechs ausstehenden Prüfungen zwei Sekunden ab, aber der Franzose antwortete prompt mit einer Bestzeit und 1,4 Sekunden Rückeroberung. Er verlor zwar anschließend wieder zweieinhalb Sekunden auf den Rivalen, doch am Ende reichte eine zweitschnellste Zeit hinter Latvala zum sechsten Saisonsieg des Weltmeisters, der damit seiner Titelverteidigung ein gutes Stück näher rückt.
Bei drei noch ausstehenden Läufen führt Ogier nun mit 50 Punkten Vorsprung. "Mit der falschen Reifenwahl habe ich es verspielt, aber es war trotzdem ein gutes Wochenende", konstatierte der unterlegene Latvala. Immerhin war der Finne sieben Bestzeiten gefahren und hatte seinem Teamkollegen das Leben schwergemacht, im Vorjahr war Ogier ihm in New South Wales noch auf und davon gefahren.
Den VW-Triumph komplettierte Andreas Mikkelsen als Dritter, und damit gelang der überlegenen Mannschaft aus Hannover bei ihrem 23. WM-Lauf in der WRC-Kategorie erstmals ein Dreifachsieg. Dabei war eigentlich Kris Meeke im Citroën mit drei Bestzeiten und einer beeindruckenden Fahrt der drittschnellste Mann des Wochenendes, aber der Nordire verlor seine Position auf dem Treppchen wegen einer Zeitstrafe. Im Bemühen, beim Abkürzen über eine Wiese eine oder zwei Sekündchen zu gewinnen, wurde Meeke erwischt und bekam eine einminütige Zeitstrafe aufgebrummt. So blieb am Ende Platz vier und abermals der Trostpreis, bester nicht VW-Mann gewesen zu sein.
Hirvonen bester Ford-Pilot
Wenig entgegenzusetzen hatte dem Citroën-Fahrer Mikko Hirvonen im M-Sport-Fiesta. Zwar war der 34-Jährige Routinier wieder einmal bester Ford-Pilot, aber mit fast zwei Minuten Rückstand gab der mehrfache Vize-Weltmeister kein allzu überzeugendes Empfehlungsschreiben für die Weiterbeschäftigung ab.
Grund zur Freude hatte dagegen der Sechste: Bei seinem erst vierten Start in einem World Rally Car, war der 27-Jährige erstmals bestplatzierter Fahrer des Hyundai-Werksteams. Lokalmatador Chris Atkinson verspielte seine vielleicht letzte Chance im WM-Zirkus wieder Fuß zu fassen ausgerechnet beim Heimspiel mit einem schwachen zehnten Rang, Thierry Neuville hätte aus eigener Kraft Sechster werden können, verlor aber schon am ersten Tag zwei Minuten wegen einer angeknacksten Radaufhängung und wurde Siebter.
Nach dem Doppelsieg in Deutschland erwartete im Hyundai-Team niemand eine Wiederholung des Wunders von Trier, aber die Mannschaft aus Alzenau wurde dennoch einigermaßen zurechtgestutzt. Vom Tempo der Spitze war man auf den australischen Schotterpfaden doch ein ganzes Stück entfernt.
Dämpfer für Elfyn Evans
Einen Dämpfer bekam auch der zuletzt ermutigend schnelle Elfyn Evans in Diensten des M-Sport-Teams. Die Hoffnung von Teamchef Malcolm Wilson blieb zwar wieder einmal fehlerlos, doch das Ergebnis war ein mäßiger achter Rang mit 5:10 Minuten Rückstand. Immerhin war der Waliser schneller als Teamkollege Robert Kubica. Der Ex-Formel-1-Held landete nach einem kleinen Fahrfehler am Samstag auf Platz neun, darf sich aber immerhin freuen, dass er nach Argentinien und Deutschland zum dritten Mal in dieser Saison nicht vorzeitig ausfiel und nur dank der Rally-2-Regel im Wettbewerb bleiben konnte.
Tief enttäuscht war am Ende ein anderer: Mads Östberg konnte im zweiten Citroën DS3 ohnehin das ganze Wochenende nur staunend zuschauen, wie Kris Meeke im Schwesterauto aufgeigte, zu allem Überfluss ging dem Norweger auf der vorletzten Prüfung noch ein sicherer sechster Platz verloren, als ihm eine Radaufhängung brach. Östberg schwor, er habe nicht die Strecke verlassen und sei unschuldig. Zu allem Überfluss verlor er mit der Nullrunde in der WM-Tabelle Rang vier und damit den Status des bestplatzierten Nicht-VW-Piloten. Dieses Amt bekleidet nun Mikko Hirvonen.
Ogier froh über die Wiedergutmachung
Die Dreifachsieger ließen indes in Coffs Harbour die Korken knallen. Gewinner Ogier verkündete strahlend: "Das war die beste Methode, das Desaster in Deutschland vergessen zu machen." Noch mehr Grund zur Freude hat Ogier beim Blick auf den WM-Kalender: Am ersten Oktober-Wochenende steht in Straßburg der französische WM-Lauf auf dem Programm, bei dem er sich wie schon 2013 vorzeitig zum Weltmeister krönen kann, wenn er wie in Australien sechs Punkte mehr holt als Teamkollege Latvala.