Frust wegen Mercedes-Vorsprung
Red Bull konnte die größten Aero-Probleme aus Ungarn abstellen. Trotzdem wollte nach dem Silverstone-Qualifying keine große Freude aufkommen. So langsam wächst die Erkenntnis, dass man die Saison abschreiben kann.
Früher war Silverstone mal eine Strecke, auf der Abrieb und aerodynamische Effizienz zählten. Weil der Anpressdruck moderner Formel-1-Renner aber so weit nach oben ging, ist heute vor allem Motor-Power entscheidend. Für Red Bull ist das keine gute Entwicklung. Das Honda-Aggregat kann mit dem Mercedes-Triebwerk nicht mithalten. Im Qualifying geht die Schere sogar noch weiter auf als im Rennen.
Das wurde am Samstag noch einmal klar deutlich. Max Verstappen schaffte es zwar auf Startplatz drei. Der Rückstand von mehr als einer Sekunde auf Klassenprimus Hamilton war allerdings indiskutabel. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht frustrierend ist, wenn wir uns den Abstand zu Mercedes anschauen", klagte Teamchef Christian Horner.
Beim ersten Verfolger im Formel-1-Feld kann man aktuell nur Durchhalteparolen absondern. "Wir wissen, dass diese Strecke ihnen ganz besonders gut liegt. Sie sind wirklich unglaublich schnell. Wir müssen aber irgendwie versuchen, den Druck so gut es geht aufrechtzuhalten."
Verstappen hat noch Hoffnung
Auch Max Verstappen winkte trotz einer ordentlichen Leistung im Qualifying ab. "Ich würde eigentlich sagen, dass es für uns ein gutes Qualifying war. Ich habe alles aus dem Auto rausgequetscht. Aber leider haben wir schon sehr früh erkennen müssen, dass Mercedes einfach zu schnell ist – wie es auch schon bei den letzten Rennen der Fall war."
Trotzdem will der Holländer noch nicht zu früh das Handtuch schmeißen. Für den Rennsonntag hat "Mad Max" noch leichte Hoffnungen: "Platz drei gibt uns immerhin die Chance zu kämpfen. Mit einem sauberen Start kann ich sie vielleicht unter Druck setzen. Wir versuchen auf jeden Fall Punkte zu sammeln und mindestens den dritten Platz zu halten. Aber natürlich hofft man immer auf ein bisschen mehr."
Teamkollege Alexander Albon im Schwesterauto wird mit der Vergabe der Podiumsplätze sicher nichts zu tun haben. Der Thailänder flog schon in der zweiten Quali-Runde durch den Rost. Von Startplatz zwölf muss er am Sonntag Schadensbegrenzung betreiben. Grund für die schlechte Vorstellung war ein unplanmäßiger Batteriewechsel im dritten Training, durch den Albon fast die ganze Übungseinheit verpasste.
Albon weiter unter Druck./strong>
"Am Freitag lief es trotz des Crashs im zweiten Training eigentlich sehr gut. Die Balance hat gepasst und die Pace war ordentlich. Da will man natürlich nicht viel am Setup ändern", erklärte der Pilot. "Doch die niedrigeren Temperaturen und der böige Wind, der über Nacht die Richtung geändert hat, haben es sehr schwierig gemacht, sich in der kurzen Zeit auf die Bedingungen einzustellen."
Laut Albon habe Red Bull die Budapest-Probleme mit dem unberechenbaren Fahrverhalten im Grenzbereich in den Griff bekommen. Der Youngster hofft, dass er das Ruder wie schon an den letzten Rennwochenenden am Sonntag herumreißen kann. "Ich hoffe, dass der Reifenverschleiß im Rennen ein großer Faktor wird. Das könnte uns helfen. Die Longruns am Freitag waren sehr gut. Leider konnte ich am Samstag bei den kühleren Bedingungen keine Longruns abspulen. Das hilft natürlich nicht."
Sollte es mit der geplanten Aufholjagd nicht klappen, wird der öffentliche Druck auf Albon sicher zunehmen. Vor allem in den Qualifyings fiel der Abstand zu Teamkollege Verstappen dieses Jahr regelmäßig zu groß aus. Der Pilot nimmt die Kritik aber locker: "Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Saisonstart. Nach dem Pech beim Auftaktrennen waren die Ergebnisse in Ordnung. Es ist nicht immer alles für uns gelaufen. Aber so schlecht war es auch nicht."
Was das Silverstone-Qualifying angeht, gibt sich Albon selbstkritisch: "Heute hat es im Q2 nicht ganz gepasst. Die Runden waren sicher nicht optimal. Ich hätte etwas mehr rausholen müssen und den Einzug ins Q3 schaffen sollen." Dass der Vergleich mit einem Ausnahmekönner wie Verstappen ein Problem sei, verneinte Albon: "Natürlich ist er extrem schnell. Aber wenn ich mir seine Daten anschaue, dann ist das die beste Messlatte, die man haben kann. Da ist nichts Verrücktes dabei. Das setzt mich sicher nicht unter besonderen Druck."