Rosbergs Zukunft weiter unklar
Nico Rosberg ist offiziell immer noch kein Mercedes-Fahrer für 2017. Weder Team noch Fahrer machen eine klare Aussage über eine weitere Zusammenarbeit. Hat Rosberg eine andere Option?
Die "Corriere della Sera" weiß bereits mehr. "Ferrari flirtet mit Rosberg" hieß es in Italiens berühmtesten Abendblatt. Sebastian Vettel kommentierte die Gerüchte bei den Barcelona-Testfahrten scherzhaft: "Solange er nicht mit mir flirtet."
Teamchef Maurizio Arrivabene dagegen stärkt Kimi Räikkönen den Rücken: "Es gibt so viele gute Fahrer auf dem Markt. Bottas, Hülkenberg, Ricciardo. Es wäre falsch, über Namen zu spekulieren. Wir konzentrieren uns auf Kimi und hoffen, dass es so weiter so gut läuft wie bisher."
Tatsächlich kursieren die Gerüchte, wonach sich Ferrari für Nico Rosberg interessiert, schon länger. Weil es logisch ist. In der Formel 1 gibt es keine Freunde. Man tut das, was einem nutzt und dem Gegner schadet. Würde die Teamleitung von Ferrari nicht an die Option Rosberg denken, wäre sie fehl am Platz. Weil man mit diesem Schachzug Mercedes gewaltig in die Suppe spucken könnte.
Red Bull setzt Gegner mit Fahrerpaarung unter Druck
Es geht auch um den Konstrukteurs-Titel, und dafür braucht ein Top-Team zwei Top-Piloten. Fahrer, die noch ein paar Jahre vor sich haben. Kimi Räikkönen ist 36 Jahre alt, und er hat seit Melbourne 2013 keinen Grand Prix mehr gewonnen. Nachdem er im Kampf gegen Max Verstappen nicht einen einzigen Überholversuch gestartet hat, fragen sich viele: Ist der alte Biss noch da?
Red Bull ist mit Ricciardo und Verstappen für die Zukunft perfekt besetzt. Der eine ist 26, der andere 18. Das macht Druck auf die Konkurrenz. Mercedes hat mit Hamilton und Rosberg im Moment noch die beste Fahrerpaarung. Doch wie lange noch?
Ferrari braucht neben Vettel einen Siegertypen. Ricciardo ist bei Red Bull bis 2018 unter Vertrag, Verstappen ein Jahr länger. Carlos Sainz, Romain Grosjean, Valtteri Bottas, Nico Hülkenberg: Jeder von ihnen kann der richtige Griff sein, aber ohne Garantie. Ferrari ist nicht gerade berühmt dafür, bei der Fahrerwahl große Risiken einzugehen. Rosberg wäre im Moment die sicherste und beste Wahl.
Auch weil Mercedes sich dann schwertut, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Es gibt nur noch Fernando Alonso in dieser Kategorie. Und der ist nicht unbedingt der Wunschpilot von Toto Wolff und Niki Lauda. Man hat mit Hamilton schon einen Grenzgänger im Team.
Für Pascal Wehrlein käme die Aufgabe noch viel zu früh, obwohl der Sigmaringer das selbst anders sieht. Um sich für Mercedes zu qualifizieren, muss er Rio Haryanto deutlicher schlagen als er das im Moment tut. Das andere Supertalent Stoffel Vandoorne ist bei McLaren unter Vertrag.
Warum soll sich Rosberg Ferrari antun?
Rosberg und Mercedes haben immer noch keinen Vertrag für 2017. Es soll eine Option geben, aber keiner weiß, wie die aussieht. Toto Wolff nennt Diskussionen über Rosberg einen "No brainer". Übersetzt heißt das: Es versteht sich von selbst, dass Rosberg die erste Wahl für Mercedes ist.
Doch man könnte auch Gründe finden, warum Mercedes zögert, den Vertrag zu verlängern. Der WM-Spitzenreiter wird für sein Team mit jedem Sieg teurer. Die Erfolge geben ihm gute Argumente in die Hand, so viel zu verlangen wie Teamkollege Hamilton. Und das ist um eine Ecke mehr.
Hamilton ist bei Mercedes noch bis einschließlich 2018 unter Vertrag. Das heißt, man müsste Rosberg entweder weitere 3 Jahre festnageln oder nur für eine Saison. Sonst würden beide Verträge gleichzeitig auslaufen. Das will kein Top-Team. Drei Jahre könnten Mercedes zu viel sein. Ein Jahr Rosberg zu wenig. Die Gerüchte, Ferrari hätte Interesse, passen Rosberg gut ins Konzept. Solange er eine Alternative hat, kann er pokern.
Toto Wolff will nicht ausschließen, dass Ferrari seine Angeln nach seinem Fahrer ausgeworfen hat. "Aus ihrer Sicht würde es Sinn machen." Lauda traut Ferrari so viel Weitsicht nicht zu: "Wir haben alles unter Kontrolle. Warum soll sich Rosberg bei Ferrari einen Vettel antun, der schon zwei Jahre dort ist und alle im Team kennt? Da bist du immer zweite Wahl."