„Nicht akzeptables Fahrverhalten“
Carlos Sainz ist vier Tage nach dem GP England weiter sauer auf Romain Grosjean. Der Spanier erneuert seine Kritik an der Fahrweise des Haas-Piloten. Grosjean selbst sieht in seinem Verteidigungsmanöver kein Vergehen.
Der Fall wurde von den Reifenschäden überdeckt, köchelt aber weiter im Hintergrund. Romain Grosjean steht wegen seiner Fahrweise in der Kritik. Carlos Sainz wirft ihm schmutzige Tricks bei der Verteidigung vor. Der Spanier spricht von einem nicht akzeptablen Fahrverhalten. Noch immer ist der McLaren-Pilot aufgebracht, dass der Franzose ihm in der 22. Runde des GP England in letzter Sekunde die Tür zuwarf. Und Sainz am Ende der Hangar-Geraden nur mit einem Ausweichmanöver vorbeikam und einen Unfall verhinderte.
Der WM-Zehnte wirft Grosjean vor, sich erst für die rechte Seite entschieden zu haben, nachdem Sainz seinen McLaren bereits dort in der Bremszone hingelenkt hatte. "Es spielt aus Sicht des Hintermanns keine Rolle, ob da rechts noch Platz zum Ausweichen war. Der Vordermann muss sich vorher entscheiden, welche Seite er abdeckt. Er kann das nicht erst machen, wenn der Hintermann sich entschieden hat. Romain hat klar ersichtlich auf meine Aktion gewartet, um dann zu reagieren, um mir den Weg abzuschneiden. Das ist nicht akzeptabel", beklagt Sainz.
Grosjean verteidigt sich
Renndirektor Michael Masi hatte Grosjean zwar die schwarz-weiße Flagge gezeigt, weil er während des Bremsvorgangs die Spur wechselte, und ihn damit verwarnt, doch ansonsten kam der Haas-Fahrer ohne Strafe davon. Sainz will es dabei nicht belassen und Grosjean noch zur Rede stellen. "Ich werde ihn darauf ansprechen, sobald wir uns sehen. Ich denke, er wird sein Fehlverhalten vor mir zugeben, was er in den Medien nicht macht. Bei diesen hohen Speed-Differenzen sollte er wissen, dass es nicht richtig war, was er gemacht hat."
Grosjean sah gegenüber der Presse kein unfaires Fahren. "Ich habe hart um meine Position gekämpft. Das ist mein Job. In unserem Auto bist du selten Fünfter. Ich habe die Tür noch vor dem Anbremsen zugeworfen. Topspeed ist nicht unsere Stärke. Deshalb muss ich etwas kreativ werden. Es war ein Schlüsselmoment für unser Rennen. Ich hoffte, die anderen hinter mir zu halten, und womöglich eine Lücke aufzureißen, um mit einem späten Reifenwechsel hinten heraus in einer guten Position zu sein, mit frischen Reifen das Feld aufzumischen. Meine Verteidigung gegen Carlos war aus meiner Sicht nicht gegen die Regeln."
Nur der Verzicht auf einen Boxenstopp in der zweiten Safety-Car-Phase hatte Grosjean überhaupt in diese Position gebracht. Der 34-jährige Routinier, der Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA ist, verteidigte seine Platz im Vorderfeld mit Händen und Füßen. Auch gegen Daniel Ricciardo. Auch dem Australier warf Grosjean die Tür spät zu – ebenfalls am Ende der Hangar Straight. In diesem Fall aber spricht der Franzose von einem Fehler.
Thema bei Fahrerbesprechung
"Unsere Rückspiegel sind nicht die besten der Welt. Ich habe mir die Wiederholung angesehen, und muss sagen, dass ich bei Daniel nicht viel Spielraum gelassen habe. Ich bin dort zu spät herübergezogen. Ich habe auch ihm eine Wagenbreite Platz gelassen. Doch davon konnte er nicht ausgehen. Es war sehr eng – anders als bei Carlos."
Ricciardo stimmt zu. "Seine Fahrweise war am Limit. Als Romain bei den Stewards das Video sah, wurde ihm bewusst, wie knapp es war, dass ich ihn nicht getroffen habe. Bei diesen Geschwindigkeitsunterschieden durch den Windschatten solltest du nicht darauf reagieren, was der Hintermann macht. Du solltest diese Grauzone auslassen und dich für eine Seite entscheiden. Sonst kann dem Hintermann nicht genug Zeit bleiben, zu reagieren."
Die Rennkommissare beließen es bei einer Verwarnung für Grosjean. Es ist davon auszugehen, dass beide Fälle am Freitag noch einmal ausgerollt werden – im Rahmen der Fahrerbesprechung mit Renndirektor Masi.