Schumacher

Offene Worte vom siebenmaligen Formel 1-Weltmeister: Beim Ferrari-Skimeeting in Madonna di Campiglio sprach Michael Schumacher über seine Rolle im Team, über seine Zukunftspläne und er erklärte, warum er seinem Bruder Ralf von der DTM abrät.
Am Montag (7.1.) waren Sie beim Shakedown des neuen Ferrari mit dabei. Welchen Eindruck haben Sie vom F2008? Schumacher: Das Gefühl war wie immer grundsätzlich positiv. Das neue Auto macht einen guten Eindruck. Man muss aber die ersten zwei oder drei Rennen abwarten, um das wahre Kräfteverhältnis zu sehen.
Werden Sie in diesem Jahr wieder Formel 1 testen?
Schumacher:
Das kann gut sein. Ich bin da und Ferrari weiß, dass ich da bin. Es gibt aber noch keine festen Abmachungen.
Wie lange hat es gedauert, sich in die neue Rolle bei Ferrari einzufinden? Schumacher: Meine Rolle war von vorneherein klar. Die Aufgabenbereiche waren festgelegt. Es macht mir Spaß, weil ich in ganz neue Dinge eingebunden werde, wie in die Entwicklung von Straßenautos. Und im Rennteam bringe ich meine Erfahrungen mit ein.
Wieviele Tage haben sie 2007 ungefähr in diesem Job gearbeitet?
Schumacher:
Das waren in etwa 25 Tage.
Wird dies in Zukunft mehr?
Schumacher:
Es wird nicht unbedingt mehr oder weniger aber konzentrierter auf die Dinge, die wirklich wichtig sind. 2007 habe ich einige Dinge gemacht, die im Endeffekt nicht wirklich entscheidend waren. Zum Beispiel im PR-Sektor. Ich möchte mich auf Sachen konzentrieren, bei denen ich mich wirklich einbringen kann.
Wieviele Formel 1-Rennen wollen Sie 2008 besuchen?
Schumacher:
Die Rennstreckenbesuche sind nicht wirklich ein großes Thema für mich. Zum ersten Europa-GP werde ich sicherlich kommen.
Eine schöne Reise nach Australien erscheint Ihnen nicht verlockend?
Schumacher:
Nicht wirklich.
Sind Sie bei Tests vor der Saison immer dabei?
Schumacher:
Wir haben nach den Tests immer ein Meeting, bei dem alle Informationen gebündelt werden. Das sind die wichtigsten Momente, bei denen ich dabei sein will. Die Fahrer geben ihre Kommentare ab, und die Informationen liegen auf dem Tisch. Ich interpretiere das alles und gebe meinen Input dazu.
Sie geben also die Richtung vor?
Schumacher:
Wir hatten im letzten Jahr einige Dinge, speziell bei Kimi, der noch in der Eingewöhnungsphase war. Da mussten wir schon fragen: Woran liegt es? Wo sind die Schwerpunkte zu setzen? Wie muss man mit Kimi arbeiten? Da habe ich dem Team schon ziemlich viel helfen können.
Kimi sagte gestern: Michael soll ruhig fahren, wenn wir Stammfahrer keine Zeit haben. Fühlen Sie sich da nicht als Lückenbüßer?
Schumacher:
Das Testen ist nicht wirklich ein Teil meiner Abmachung mit Ferrari. Darüber haben wir bis zum Ende des Jahres nicht gesprochen. Dann kam das Team auf mich zu. Eine dritte Meinung ist recht willkommen.
2008 ist die Traktionskontrolle verboten. Auf was kommt es im nächsten Jahr bei der Abstimmung des Autos an?
Schumacher:
Ganz besonders wichtig ist die Fahrbarkeit des Motors. Es geht darum, wie sanft sich die Leistung umsetzen lässt. Man braucht aber keine neue Philosophie beim Setup.
Wie ist es, die Formel 1 als Fernsehzuschauer zu erleben?
Schumacher:
Das geht komischerweise ohne große Emotion. Ich hatte in
keinster Weise das Gefühl unbedingt dabei sein zu müssen.
Sie haben also keine Entzugserscheinungen verspürt?
Schumacher: Das Fahren macht mir sehr viel Spaß.
Aber den ganzen Rest dazu brauche ich nicht mehr.
Wie läuft es denn, wenn Sie zuhause Formel 1 schauen? Erklären Sie Ihren Kindern, was der Papa früher so gemacht hat?
Schumacher:
Nein, die sind da nicht dabei. Ich habe neben dem Fernsehbild auch die Computer-Bildschirme und außerdem höre den Teamfunk mit.
Wie sehen Sie das Kräfteverhältnis 2008?
Schumacher:
In erster Linie muss man sicherlich von Ferrari und McLaren
reden. Mansollte auch Renault und BMW nicht aus den Augen
verlieren. Ich halte esfür möglich, dass diese beiden den Anschluss
finden.
Wird McLaren durch den Weggang von Alonso geschwächt?
Schumacher: Das ist nicht wichtig für mich.
Hat es Sie überrascht, dass Ihr Bruder gezwungenermaßen in Ruhestand geht?
Schumacher:
Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich die Dinge so
entwickeln. Ichhabe ihm aber gesagt, dass es viele schöne Dinge
gibt, die manaußerhalb der Formel 1 machen kann.
Würden Sie Ralf zur DTM raten, falls er Sie fragt?
Schumacher: Nein, ganz sicher nicht.
Warum?
Schumacher:
Ich glaube dass Ralf und ich nicht genug Talent haben, um im DTM-Auto wirklich schnell zu sein.
Wie bitte?
Schumacher:
Ja,ich bin im DTM-Auto zu langsam. Und das beziehe ich jetzt auch gleichmal auf den Ralf. Ich bin ja schon mal DTM gefahren. Wenn man sich vielZeit nimmt und sich zwei Jahre lang in die Materie reinarbeitet, würdees vielleicht gehen. Aber die meisten, die aus der Formel 1 in die DTMkamen, erzielten ein paar Achtungserfolge, aber nicht mehr. Die DTM isteine ganz andere Welt. Die Leistungsdichte ist sehr hoch. Du musst inder DTM genauso hart arbeiten wie in der Formel 1, fährst aber einAuto, bei dem nichts vorwärts geht und das Du nicht so exakt auf deineBedürfnisse abstimmen kannst wie ein Formel 1-Auto.