Suzuka-Wetterproblem hausgemacht

Der GP Japan wurde von dem schweren Unfall von Jules Bianchi überschattet. Regen, einbrechende Dunkelheit und schlechte Sicht gehörten zu den vielen Risikofaktoren an diesem Tag. Der Veranstalter hätte das Risiko minimieren können, hätte er auf den Rat einer Vorverlegung des Starts gehört. Doch er lehnte zwei Mal ab.
Es gab viele unglückliche Umstände, die zu dem Crash des französischen Forme-1-Fahrers Jules Bianchi und zum Abbruch des GP Japan führten. Das Wetter war einer davon. Die einbrechende Dunkelheit ein anderer. Daraus resultierte eine extrem rutschige Strecke und eine immer schlechter werdende Sicht. Doch dieses Problem war hausgemacht. Der Veranstalter hatte die Chance, einem Wetterchaos aus dem Weg zu gehen und sich weniger Zeitdruck aufzuhalsen.
Dass der Taifun Phanfone auf Japan zuraste, war kein Geheimnis. Die Wetterdienste berichteten seit Tagen davon. Im Internet konnte man den wahrscheinlichen Verlauf des Wirbelsturms quasi in Echtzeit verfolgen. Die Prognosen waren über die Tage relativ stabil, so dass man davon ausgehen musste, dass sich Phanfone auch am Renntag daran halten würde. Und da waren für die Startzeit von 15 Uhr die ersten Ausläufer mit starken Regenfällen vorhergesagt.
Angst vor Zuschauerschwund
FIA-Rennleiter Charlie Whiting versuchte deshalb den Veranstalter am Donnerstag und am Samstag vor dem Rennen davon zu überzeugen, die Startzeit zu verlegen, um dem schlimmsten Regen aus dem Weg zu gehen und Luft nach hinten zu haben. Bei einer Startzeit von 15 Uhr ist man gefangen. Um 17.20 Uhr wird es in Suzuka dunkel. Das Formel 1-Rennen wurde um 16.51 Uhr abgebrochen. Schon da war die Sicht grenzwertig.
Mit 11 und 13 Uhr gab es zwei mögliche Zeitfenster für eine alternative Startzeit. Die Formel 1-Teams waren einhellig dafür. Das hätte ihnen mehr Zeit gegeben, das Material zusammenzupacken und die Cargo-Jets losfliegen zu lassen, bevor der Taifun mit voller Stärke auf das Festland treffen würde. Und es wäre dann für die Rennleitung einfacher gewesen, den Start kurzfristig so zu timen, dass der Grand Prix bei möglichst stabilen Bedingungen stattfindet.
Die Bemühungen des Weltverbandes waren nicht von Erfolg gekrönt. Der Organisator weigerte sich aus Angst davor, eine Verlegung auf 11 Uhr vormittags könnte ihn Zuschauer kosten und eine Flut an Schadenersatzforderungen nach sich ziehen. Eine unbegründete Sorge, denn die meisten Zuschauer waren sowieso schon vor Ort. Und der Rest hätte sich bei rechtzeitiger Information in Tokio, Nagoya oder Osaka einfach früher in den Zug gesetzt.
Ecclestone für Zeitplan-Einhaltung
Der Veranstalter hatte sich natürlich auch mit Bernie Ecclestone im fernen London in Verbindung gesetzt. Dem Vernehmen nach riet Ecclestone dazu, den ursprünglichen Zeitplan einzuhalten. Ecclestones Problem sind die gebuchten Satellitenzeiten für die TV-Anstalten. Sie kosten viel Geld. Eine Verschiebung nach hinten ist mit einer Pauschale abgefangen. Nach vorne muss extra bezahlt werden, wenn es überhaupt noch freie Leitungen gibt.
Dafür wurden die Formel 1-Teams zur Kasse gebeten. Viele Flüge mussten am Montag wegen des Taifuns gestrichen werden. Ein Großteil des Trosses wird Sochi erst mit Verspätung und zu hohen Umbuchungskosten erreichen. "Das hätten wir uns wirklich sparen können", kritisierte Niki Lauda. "Manchmal hilft gesunder Menschenverstand."
Die Teams hätten wegen der Problematik des Transports nach Sochi sogar einem Rennen am Samstag zugestimmt. "Das wäre die beste Lösung für alle gewesen. Ich verstehe nicht, warum wir in solchen Fällen so unflexibel sind."