Toyota TS040 für Le Mans 2015

Toyota hat beim obligatorischen Saisonvortest der Sportwagen-WM in Paul Ricard seinen neuen LMP1-Rennwagen TS040 präsentiert. Die Tatsache, dass er den gleichen Namen trägt wie der Vorgänger, könnte man als irreführend bezeichnen, denn 80 Prozent aller Bauteile wurden einem kompletten Redesign unterzogen. Wir haben die Details.
Viele haben es schon wieder vergessen: Die Tatsache, dass ein japanischer Hersteller die beiden deutschen Premium-Marken Audi und Porsche in der letzten Saison klar gebügelt hat und beide WM-Titel (Fahrer und Hersteller) gewann, ist eigentlich eine Sensation. Auch deshalb, weil das Budget von Toyota in der LMP1-Schlacht bestenfalls halb so groß ist wie das der deutschen Konkurrenz.
"Wir hatten 2014 eine tolle Saison mit dem Gewinn beider WM-Titel", hält Technikdirektor Pascal Vasselon fest. "Ich glaube, es ist fair zu sagen, dass wir 2014 das beste LMP1-Auto hatten, umso schmerzlicher ist es natürlich, dass wir in Le Mans nicht gewonnen haben!" Vasselon ist sich bewusst, dass die deutschen Hersteller alles versuchen werden, um Toyota 2015 von der Spitze zu verdrängen. "Also haben wir ein aggressives Entwicklungsprogramm aufgesetzt: wir wollten unsere Stärken ausbauen und unsere Schwachstellen eliminieren."
Toyota bleibt in der 6MJ-Hybrid-Einstufung
Die Stärken von Toyota waren eindeutig: die Japaner hatten das beste Reifenmanagement, sprich der Drop über einen Stint viel deutlich geringer aus als bei Audi und Porsche. Zweitens hatte Toyota zwei starke Aero-Pakete mit viel Abtrieb für die WM-Strecken und mit weniger Abtrieb für den Sonderfall in Le Mans. Und drittens hatte Toyota Vorteile beim Powertrain: die Kombination aus V8-Sauger und Doppel-KERS an Vorder- und Hinterachse war laut FIA-Simulationen die effizienteste Lösung im LMP1-Feld.
Aber Toyota hat sich nicht auf den Lorbeeren von 2014 ausgeruht: das Basiskonzept blieb zwar gleich, aber 80 Prozent aller Bauteile wurden einem Redesign unterzogen: "Entweder um die Teile weiter zu optimieren, oder um Gewicht einzusparen - oder beides", so Vasselon.
Toyota musste Gewicht investieren, um die Anzahl der Superkondensatoren zu erhöhen und damit die Hybridleistung über eine Renndistanz stabiler zu halten. Dieses Zusatzgewicht musste bei anderen Bauteilen wieder eingespart werden. Toyota verbleibt aber in der 6 MJ-Klasse, und geht nicht wie Porsche auf die höchste ERS-Klasse (8 MJ). "In Summe ist das aus unserer Sicht die beste Lösung", so Vasselon.
Toyota TS040 für 2015 mit großem Aero-Update
Der zweite Fokus lag auf dem Thema Aerodynamik: "Das Ziel bestand darin, bei gleichem Abtrieb den Luftwiderstand zu senken", so Vasselon. Weil die Motoren bei der zur Verfügung stehenden Energiemenge begrenzt sind, ist Aero-Effizienz essentiell, denn man will keinen Nanoliter Kraftstoff wegen eines zu hohen Luftwiderstandes verplempern.
Die neue Aero-Konfiguration machte übrigens auch eine neue Crash-Struktur an der Vorderachse des TS040 Hybrid erforderlich. Gleichzeitig wurde die sogenannte Aero-Flexibilität - das gezielte Verformen des Bodyworks, um den Luftwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten zu senken - vom Reglement limitiert, was den Spielraum bei der Weiterentwicklung einengte.
Laut Insidern hat Toyota 60 Punkte bei der Aero-Effizienz gewonnen, auf einer bis 300 reichenden Punkteskala, also sich um 20 Prozent verbessert. das bedeutet nicht, dass Toyota 20 Prozent mehr Abtrieb hat, sondern dass sich die Effizienz - also Abtrieb bei Luftwiderstand - um 20 Prozent verbessert hat.
Zum Verständnis: wenn eine Lösung bei der Aerodynamik mindestens 3 bis 5 Punkte bringt, wird sie in der Regel umgesetzt. Sprich: Toyota hat hier einen massiven Sprung nach vorne gemacht. "Wir haben sicher nicht geschlafen", grinst Vasselon, fügt aber an: "Wir glauben zu wissen, dass auch Porsche und besonders Audi bei der Aerodynamik massiv nachgelegt haben."
Die Summe aller Verbesserungen soll die Performance im Bereich von 2 Prozent verbessern, was auf allen Strecken außer Le Mans fast exakt 2 Sekunden pro Runde entspricht. Die Zielsetzung für 2015 wird vom TMG-Team aus Köln klar formuliert: man will beide WM-Titel verteidigen - und endlich zum ersten Mal beim 24h-Rennen in Le Mans siegen!
In unserer Galerie zeigen wir Ihnen die Neuerungen am Toyota TS040 und haben Vergleichsbilder mit dem Vorgänger-Modell.