Elektro-Falträder als Alternative für unterwegs

Früher hieß das mal Klapprad. Moderne E-Falträder sind heute technisch High End und fahren sich erwachsen. Gefaltet ist ihr Packmaß so kompakt, dass sie im Heck von Campingbus oder Wohnmobil leicht unterkommen. Sechs Modelle im Praxistest.
Das Fahrrad ist beim Camping das beliebteste Fortbewegungsmittel am Urlaubsort. Manche nutzen den fahrbaren Untersatz zum Brötchenholen auf dem Campingplatz, andere erkunden auf zwei Rädern die Umgebung, machen lange Touren, hält ja auch fit. Doch wie transportieren im Campingbus oder Wohnmobil mit nur kleiner Heckgarage?
Falträder lassen sich einfach transportieren
Ein Fahrrad benötigt viel Platz, der gerade im Camper knapp ist. Der Träger hat den Nachteil, dass die Räder bei der Fahrt dem Wetter ausgesetzt sind und nachts genauso und dazu noch Dieben. Im Fahrzeuginneren sind sie weitaus besser geschützt und besser aufgehoben. Aber dann sind meist Umbaumaßnahmen der Betten und/oder der Räder vonnöten.
Je kleiner das Rad also, desto besser Transport und Aufbewahrung. Doch neben einer annehmbaren Größe sollte der Drahtesel auch eine gewisse Robustheit und Qualität mit sich bringen. Kann also so ein E-Faltrad ein normales Rad beim Fahren ersetzen?
Dem Kompaktheitsanspruch werden faltbare Räder weitestgehend gerecht, die sich mit wenigen Handgriffen in ein annehmbares Maß bringen lassen und so im Heckstauraum nicht allzu viel Platz einnehmen. Zumindest bei Kastenwagen der Ducato-Klasse, für Bulli-Maße sind die Flitzer auch gefaltet meist schon zu groß für den Innenraum. Hier müssen sie dann doch auf den Heckträger.
Sechs E-Falträder für Camper im ausgiebigen Test
Wir machen die Probe und entscheiden uns für sechs Modelle unterschiedlicher Couleur und testen sie ausgiebig. Nach unseren Testkriterien Fahren, Verarbeitung, Technik und Handhabung ergibt sich folgendes Ranking:
- Platz 1: Hercules Rob Fold R5 von Hercules (17 Punkte von 20)
- Platz 2: Bergamont Paul-E EQ Expert (16,5 Punkte von 20)
- Platz 2: tern Vektron S 10*
- Platz 2: Victoria eFolding 7.1
- Platz 5: Gudereit ec 40 Foldo (16 Punkte von 20)
- Platz 6: Asviva Stadtfalter B13* (10,5 Punkte von 20)
In der Bewertung fällt der Asviva Stadtfalter ein wenig ab. Der niedrige Preis kommt hier zum Tragen. Mit am besten schneidet das Rob Fold R5 von Hercules ab, denn es überzeugt mit dem leistungsstarken Bosch-Performance-Line-Motor, praktischem Riemenantrieb und Nabenschaltung. Da es das einzige Testrad ist, bei dem sich der Lenker nicht abklappen lässt, bekommt es hier Abzug.
Besonders sportlich sind terns Vektron S10 und das Paul-E EQ von Bergamont, die jeweils mit sehr steifem Rahmen und hochwertiger Technik trumpfen. Das ec 40 Foldo von Gudereit und das eFolding 7.1 von Victoria rangieren knapp dahinter. Hier handelt es sich um einen sehr spaßigen Allrounder mit einem guten Klappmechanismus und hervorragender Technik, angetrieben von Boschs Active-Plus-Motor.
Asviva Stadtfalter B13
Preis: 1.498 EuroGewicht: 26,5 kgFaltmaße B/H/L: 60 x 85 x 70 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,90 Metermax. Belastung: 100 KilogrammMotor/Leistung: Bafang-Nabenmotor, 250 WDrehmoment: 30 NmAkku: 504 WhSchaltung: KettenschaltungAntrieb: KettenantriebAnzahl Gänge: 7Bremsen: mechanisch, ScheibenReifen: Schwalbe Road CruiserDisplay: LED-Display
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Das preiswerteste Test-Modell bezieht seine Kraft vom günstigen Bafang-Hinterradnabenmotor mit 250 Watt Leistung und eher geringen 30 Nm Drehmoment. Kettenantrieb und Kettenschaltung laufen einwandfrei. Ein Bügel schützt das hinten liegende Ritzelwerk. Asviva setzt auf eine 7-Gang-Shimano-Schaltung mit Drehgriff am Lenker. Bei den Bremsen kommen lediglich mechanische Scheibenbremsen zum Einsatz. Praktisch für kurze Trips ist das Felgenschloss, das der Stadtfalter als einziges Rad im Testfeld mitbringt. Zudem ist unten am Rahmen ein Griff angebracht, der das Tragen des E-Faltbikes erleichtert. Abstriche muss man beim Fahren machen. Der Motor schiebt besonders zu Beginn ungewohnt nach. Zudem sorgen die beiden Federungen an Sattel und vorderer Gabel eher für Irritationen denn für Komfort. Falten lässt sich der Stadtfalter schnell, Abklapppunkte sind in der Rahmenmitte und am Lenker. Allerdings fehlt eine Vorrichtung, damit das Faltpaket nicht wieder auseinanderklappt.
Bewertung:
- Fahren: 2,5 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 3 von 5 Punkten
- Technik: 2 von 5 Punkten
- Handhabung: 3 von 5 Punkten
Bergamont Paul-E EQ Expert
Preis: 3.699 EuroGewicht: 23,1 kgFaltmaße B/H/L: 45 x 84 x 82 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,90 Metermax. Belastung: 130 KilogrammMotor/Leistung: Shimano Steps, Mittelmotor, 250 WDrehmoment: 40 NmAkku: 504 WhSchaltung: NabenschaltungAntrieb: RiemenantriebAnzahl Gänge: 8Bremsen: hydraulisch, ScheibenReifen: Schwalbe Big AppleDisplay: Shimano Steps E5000
Fahrtechnisch besticht das in Hamburg entwickelte Fahrrad durch eine enorme Fahrstabilität. Auch bei hohen Geschwindigkeiten über 50 km/h bleibt das Rad stabil. Die hydraulische Scheibenbremsanlage bringt das Bergamont wieder sicher zum Stehen. Nur beim Überfahren von hohen Bordsteinen setzt der Hauptständer zu früh auf. Der Antriebsstrang mit Nabenschaltung und Riemen überzeugt voll. Auch ohne Elektrounterstützung lässt es sich gut pedalieren. Passend zum sportlichen Auftreten wäre allerdings ein stärkerer Motor. Für das ebene Hamburg sicher ausreichend, könnte im Hügeligen mehr Power nicht schaden. Schwachstelle ist die Akkuhalterung. Das Batteriepaket sitzt beim Testrad zu locker und vibriert sich von den Kontakten, sodass die immer wieder unterbrechen und das Rad "neu gestartet" werden muss. Abgesehen davon ist das Paul-E ein begeisterndes Faltrad. Schnell, kompakt und gut faltbar sowie super sportlich. Ein Traum.
Bewertung:
- Fahren: 5 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 3,5 von 5 Punkten
- Technik: 4 von 5 Punkten
- Handhabung: 4 von 5 Punkten
Gudereit ec 40 evo Foldo
Preis: 3.499 EuroGewicht: 24,5 kgFaltmaße B/H/L: 49 x 90 x 83 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,86 Metermax. Belastung: 120 KilogrammMotor/Leistung: Bosch Active Line Plus, Mittelmotor, 250 WDrehmoment: 50 NmAkku: 500 WhSchaltung: NabenschaltungAntrieb: RiemenantriebAnzahl Gänge: 8Bremsen: hydraulisch, ScheibenReifen: Schwalbe Big AppleDisplay: Bosch Purion
Auch der deutsche Traditionshersteller Gudereit bedient sich aus dem internationalen Teileregal für Falträder. Klapplenker, Faltscharnier und Kettenstrebenenden sind bei vielen Rädern baugleich. Fahrtechnisch ist es sehr ausgewogen und für ein breites Einsatzgebiet. Angenehme Sitzposition, top Bremsen, gute Schaltung und ein sauberer Riemenantrieb. Und falten lässt es sich durchaus gut. Die Rahmenkonstruktion des Foldo ist auch bei wilden Fahrmanövern erstaunlich stabil. Was wie bei den anderen Rädern dann auch entsprechendes Gewicht auf die Waage bringt. Räder und Reifen passen sehr gut in das Gesamtbild. Der Akku ist vorbildlich in den Rahmen integriert. Mit 50 Nm ist das Gudereit gut aufgestellt. Wer viel steile Berge fährt, wünscht sich auch hier manchmal noch eine kleine Schippe mehr. Die Verarbeitung ist zwar tadellos, aber die Liebe zum Detail fehlt. Trotzdem: Technik, Konstruktion und Fahrverhalten sind so, dass man das Gudereit bedenkenlos empfehlen kann.
Bewertung:
- Fahren: 4 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 4 von 5 Punkten
- Technik: 4 von 5 Punkten
- Handhabung: 4 von 5 Punkten
Hercules Rob Fold R5
Preis: 3.599 EuroGewicht: 24,7 kgFaltmaße B/H/L: 45 x 115 x 87 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,95 Metermax. Belastung: 135 KilogrammMotor/Leistung: Bosch Performance Line, Mittelmotor, 250 WDrehmoment: 65 NmAkku: 500 WhSchaltung: NabenschaltungAntrieb: RiemenantriebAnzahl Gänge: 5Bremsen: hydraulisch, ScheibenReifen: Schwalbe Big AppleDisplay: Bosch Intuvia
Das größte Packmaß im Test bringt das Rob Fold mit. Da sich die Lenkerstange lediglich um 90 Grad drehen und nicht abknicken lässt, bleibt das Rad als Paket besonders in der Höhe sperrig. Im Camper dürfte das zu einiger Puzzlearbeit führen. Ein Magnet und eine Metallauflage sorgen dafür, dass die nebeneinander liegenden Räder zusammenbleiben. Ein Griff unten am Rahmen erleichtert das Tragen. Besonders überzeugend beim E-Bike ist dessen leistungsstarker Mittelmotor Bosch Performance Line, dessen 65 Nm Drehmoment den Fahrer mühelos über Hügel radeln lassen. Verbaut ist zudem ein ölfreier Riemenantrieb, der beim Verstauen im Heckraum kaum Dreck verursacht. Qualitativ hochwertig sind auch die 5-Gang-Nabenschaltung sowie die hydraulischen Scheibenbremsen (beides Shimano). Dank des groben Rahmens und der soliden Verarbeitung entsteht beim Fahren mit dem Rob Fold kein unsicheres Gefühl. Die kleine Feder zwischen Lenkstange und Rahmen verleiht beim Steuern mit kleinen Laufrädern Stabilität.
Bewertung:
- Fahren: 4 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 4 von 5 Punkten
- Technik: 4,5 von 5 Punkten
- Handhabung: 4,5 von 5 Punkten
tern Vektron S10
Preis: 4.099 EuroGewicht: 22,5 kgFaltmaße B/H/L: 40 x 85 x 73 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,95 Metermax. Belastung: 125 KilogrammMotor/Leistung: Bosch Performance Line, Mittelmotor, 250 WDrehmoment: 65 NmAkku: 500 WhSchaltung: KettenschaltungAntrieb: KettenantriebAnzahl Gänge: 10Bremsen: hydraulisch, ScheibenReifen: Schwalbe Big AppleDisplay: Bosch Purion
Das tern Vektron S10 im Partnershop kaufen
Beim Fahren ist das Vektron S10 zusammen mit dem Paul-E Spitzenreiter. Durch die robuste Verarbeitung und den dynamischen Rahmen fällt kaum auf, dass man auf einem Faltrad sitzt. Technisch gesehen überzeugen vor allem Boschs Performance-Line-Motor, das Shimano-Deore-Schaltwerk und die hydraulischen Magura-Bremsen. Die Kettenschaltung funktioniert prima, beim Handling mit dem gefalteten Rad wäre eine Nabenschaltung geschickter. Besonders erfreulich für Großgewachsene ist die Teleskop-Sattelstange. Abzüge gibt es für den unpraktischen Seitenständer, der das Klappen erschwert. In der sogenannten Z-Faltung landen die Räder nebeneinander. Ein Magnet am Rad sorgt dafür, dass das so bleibt. Den abgeklappten Lenker hält eine Gummilippe. Zusammengehalten wird alles durch Spanngummis. Um im Paketzustand wenig Angriffsfläche zu bieten, kann zudem das außenstehende Pedal abgemacht werden. Hier sind Fingerspitzengefühl und Vorsicht geboten, da ein Ring entfernt werden muss, der leicht verloren gehen kann.
Bewertung:
- Fahren: 5 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 4 von 5 Punkten
- Technik: 4 von 5 Punkten
- Handhabung: 3,5 von 5 Punkten
Victoria eFolding 7.1
Preis: 3.099 EuroGewicht: 23,1 kgFaltmaße B/H/L: 50 x 90 x 89 ZentimeterMax. Fahrergröße: bis 1,90 Metermax. Belastung: 120 KilogrammMotor/Leistung: Bosch Active Line Plus, Mittelmotor, 250 WDrehmoment: 50 NmAkku: 400 WhSchaltung: NabenschaltungAntrieb: KettenantriebAnzahl Gänge: 8Bremsen: hydraulisch, ScheibenReifen: Schwalbe Big Ben PlusDisplay: Bosch Purion
Solide verarbeitet und gut ausgestattet, das sind die Attribute des Faltrads von Victoria. Die Kombination aus Nabenschaltung und Kettenantrieb funktioniert einwandfrei. Gleiches gilt für die 8-Gang-Shimano-Schaltung und den robusten Rahmenaufbau, der das Fahren mit dem E-Bike angenehm unaufregend macht. Die Querstrebe zwischen Lenkkopf und Rahmen stabilisiert dabei den Radaufbau. Dem Faltrad den nötigen Schwung verleiht der Mittelmotor Bosch Active Line Plus, der mit seinen 50 Nm Steigungen nahezu problemlos bewältigt. Hier hat im Test nur der höhere Bosch-Motor die Nase vorn. Um auf Packmaß zu kommen, klappt man wie bei einigen Mitstreitern die Pedale und den Lenker ab. Dank Klick-Fix-Vorrichtung bleiben dabei die Räder im Faltmodus beieinander. Einen Rahmengriff gibt es nicht. Praktisch hingegen ist der Zweibeinständer, der die Faltung erleichtert.
Bewertung:
- Fahren: 5 von 5 Punkten
- Verarbeitung: 4,5 von 5 Punkten
- Technik: 4 von 5 Punkten
- Handhabung: 3,5 von 5 Punkten
Testkriterien für Klappräder
Wie fährt sich das Fahrrad? Wir wollen wissen, ob sich auch längere Strecken mühelos mit dem Fahrrad zurücklegen lassen und ob die kleinen Laufräder, gerade bergab, Probleme und ein unsicheres Gefühl vermitteln. In puncto Verarbeitung schauen wir auf Schweißnähte, den Klappmechanismus und dessen Sicherung sowie auf etwaige Schwachstellen.
Ebenso wichtig ist uns die verbaute Technik im Fahrrad. Wie gut sind Bremsen und Schaltung? Wie performen Griffe, Sattel oder Klingel? Besitzt das Fahrrad einen robusten Ritzelantrieb oder einen ölfreien, sauberen Kettenantrieb? Wie fahren sich die Motoren, welcher Akku ist verbaut?
Zu guter Letzt gilt unser Augenmerk der Transportierbarkeit des Faltrads. Mit welchem Aufwand lässt es sich zusammenklappen und im Kastenwagen oder Campingbus transportieren? Wie viel wiegen die faltbaren Alleskönner, und sind sie eine Alternative zu Fahrrädern in Standardgröße?
Alle von uns getesteten Modelle besitzen 20 Zoll große Laufräder und wiegen mindestens 22,5 Kilo. Letzteres dürfte einige Camper abschrecken. Das Einladen in den Stauraum kann damit zum Kraftakt werden.
Elektro-Falträder sind recht teuer
Zudem sind die Testbikes, bis auf den Stadtfalter, mit mehr als 3000 Euro hochpreisig. Die gute Verarbeitung, die Faltmechanik und die wertige Ausstattung schlagen hier ordentlich zu Buche. Allerdings bekommt man für das Geld ein Fahrrad, das es in weiten Teilen mit einem herkömmlichen Rad aufnehmen kann.
Die Räder fahren sich erstaunlich stabil. Bergabfahrten mit über 50 km/h meistern sie. Moderne Scheibenbremsen und aktuelle Schaltungen machen Laune. Die Motoren kennt man aus dem Regal gängiger E-Bikes.
Damit machen die Räder problemlos auch lange Touren mit. Fahrdynamisch, ergonomisch und auch von der Akkureichweite her. Konkrete Aussagen zur Reichweite sind schwierig, da Topografie, Fahrergewicht und Fahrweise diesen Punkt sehr beeinflussen. Unter optimalen Bedingungen schaffen die Falträder laut Hersteller bis zu 100 Kilometer. 60 bis 70 Kilometer sind mit einer Akkuladung realistisch.
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