Fiat 500: Der Kleine kann jetzt auch Gelände
Was der Mini für BMW, das ist der Cinquencento für Fiat: Die Wiedergeburt einer Legende. Ähnlich wie bei den Münchnern mit ihrem Mini Cooper, wird bei den Italienern die 500er-Familie immer größer.
Mit dem Fiat 500 aus dem Jahr 1957 hat der neue 500X nicht viel zu tun. Und doch ist die Verwandtschaft zum Vorfahren Cinquecento aus den Fünfzigern an vielen Details zu erkennen. Das neue Familienmitglied der 500er-Familie ist zwar ein paar Nummern größer, hat aber die gleiche sympathische Ausstrahlung wie der Vorfahre. "Designelemente des ikonischen Fahrzeugs treffen auf ein modernes Crossover-Konzept", sagt der Hersteller über das im Centro Stile bei Fiat gezeichnete Automobil, das nun auch dank Allradantrieb geländegängig geworden ist.
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Der fünftürige Fiat 500X Cross reicht als Allradler - es gibt ihn auch nur mit Frontantrieb - allemal für die kleine Gebirgstour auf die Almhütte. Wer jedoch die Dünen der Sahara überwinden will, der sollte lieber zu einem echten Geländewagen greifen - den die Fiat Group mit dem Chrysler Cherokee ja auch im Portfolio hat.
Design-Anleihen zum Klassiker aus den Fünfzigern sind unter anderem die vier Frontscheinwerfer und eine Heckklappe mit der Anlehnung an den Nummernschildträger des Ur-Cinquecento. Im Innenraum lässt das teilweise in der Außenfarbe lackierte Armaturenbrett den Fahrer in Erinnerungen schwelgen.
Die Armaturen mit ihren modernen Displays gab es damals natürlich noch nicht. Drei große Rundinstrumente befinden sich im Blickfeld des Fahrers, das mittlere ist wie im kleinen Vorfahren mit einem Metallring eingefasst. Die zentrale Anzeige mit TFT-Technologie bietet verschiedene Informationen zur Auswahl, die der Fahrer nach Wunsch konfigurieren kann. Das exzellent in der Hand liegende Lenkrad ist unten leicht abgeflacht, besitzt eine optimale Dicke und bietet Bedienelemente für die hochwertige Audioanlage.
Das Farbdisplay des Navigationssystems in der Mitte gibt es je nach Ausstattung mit fünf oder 6,5 Zoll Bildschirmdiagonale. Drei Bedienknöpfe unter dem Bildschirm nehmen wiederum die Grafik des historischen 500 auf. Außerdem fällt positiv auf, dass die Steckdosen für USB- und Aux-in-Kabel ohne Verrenkungen erreich- und nutzbar sind.
Der Innenraum ist auf Funktionalität ausgerichtet
Die Designer haben den Innenraum hoch funktional gestaltet - viele Ablagen, zwei große Handschuhfächer, Cupholder in der Mittelkonsole, ein Staufach in der Mittelarmlehne und vier großräumige Ablagen in den Türen, in die auch eine Flasche Mineralwasser passt. Praktisch auch: Die Lehne des Beifahrersitzes und der Rücksitzbank kann komplett nach vorne geklappt werden, so dass man auch lange Gegenstände transportieren kann. Auffallend ist die saubere Verarbeitung im Innenraum. Der Klopftest macht deutlich, dass die Materialien keinen Anflug minderer Qualität zeigen. Die Kunststoffteile wirken überall wertig, von Billigplastik keine Spur.
Zum Marktstart stehen Benziner mit einer Leistung von 81 bis 103 kW (110/140 PS) sowie Turbodiesel mit 88 und 103 kW (120/140 PS) zur Wahl. Ein MultiAir-Benziner und 1.6-Liter-Diesel sind mit Sechsgang-Handschaltgetriebe und Vorderradantrieb kombiniert. Ein 1.6 E-torQ-Benziner ist hingegen mit manuellem Fünfganggetriebe ausgerüstet und ein 2.0-Liter-Turbodiesel überträgt seine Kraft über eine Neungang-Automatik auf alle vier Räder. Weitere Motorvarianten sind geplant.
Dazu gehört der Turbodiesel 1.3 16V MultiJet 70 kW (95 PS), der in Verbindung mit Vorderradantrieb und einem manuellen Fünfganggetriebe gebaut wird. Eine zweite Variante des 1.4 Turbo MultiAir leistet 125 kW (170 PS) und bietet Vierradantrieb sowie eine Neungang-Automatik. Als Alternative zur Automatik wird für den 2.0 16V MultiJet auch ein Sechsgang-Handschaltgetriebe das Programm ergänzen.
Der Fiat 500X 1.4 Turbo MultiAir mit 103 kW (140 PS) wird zukünftig auch mit Vorderradantrieb und innovativem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe angeboten, das Maßstäbe in diesem Fahrzeugsegment setzt. Das System vereint in sich zwei herkömmliche Getriebe mit jeweils eigener Kupplung. Während ein Getriebe die Antriebskraft auf die - in diesem Fall - Vorderräder überträgt, hält das zweite Getriebe den nächsten benötigten Gang bereits vor. Beim Gangwechsel trennt eine Kupplung, die zweite schließt blitzschnell. Auf diese Weise erfolgen automatische Gangwechsel praktisch ohne Zugkraftunterbrechung.
Die Fahrleistungen sind schon im kleinsten Vierzylinder-Benziner zufriedenstellend. Der 1.4 Turbo leistet 140 PS - das reicht aus, um den kleinen Geländegänger in 9,8 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h zu erreichen. Der Durchschnittsverbrauch wird mit sechs Litern auf 100 Kilometer angegeben. Besonders beeindruckend ist das in Kombination mit dem Turbodiesel 2.0 16V MultiJet und Allradantrieb angebotene Neungang-Automatikgetriebe. Es schaltet ruckfrei und bietet in jeder Lage das richtige Drehmoment. Das Fahren macht durchaus Spaß und in Sachen Abroll-Komfort und Innenraum.Geräuschpegel gibt es nichts zu kritisieren. Hier hört die Nähe zum Ur-500er auf.
Benzin sparen durch Abschalten des Allradantriebs
Eine Spezialität des 4x4-Systems ist die Entkopplung der Hinterachse, die wie in diesem Segment sonst nur beim Jeep Renegade den hinteren Antriebsstrang bei Nichtbedarf kraftstoffsparend abschaltet. Der Übergang von Vorder- zu Vierradantrieb und zurück geschieht nahezu unmerklich und ohne Einfluss des Fahrers. Die Steuerung des Vierradantriebs ist darüber hinaus mit der elektronischen Fahrstabilitätskontrolle (ESC) verknüpft. Registriert die Elektronik im Modus Vorderradantrieb zum Beispiel in einer Kurve ein Ausbrechen des Fahrzeugs (Über- oder Untersteuern), wird der Antrieb zur Hinterachse blitzschnell eingekuppelt, um einen stabilen Fahrzustand zu erreichen.
Wovon die Konstrukteure des Vorfahren nicht einmal geträumt hätten, ist im neuen 500X in Hülle und Fülle vorhanden: serienmäßige Front-, Seiten und Kopf-Airbags, vier Scheibenbremsen, die im Notfall sogar per Notbremsung in Aktion treten, Spurhalteassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung, Rückfahrkamera, Berganfahrhilfe, aktive Servolenkung, die hilft, Schleudern zu verhindern, elektronische Fahrstabilitätskontrolle und zahlreiche weitere Helfer machen den 500X zu einem Fiat 500 auf technologisch hohem Niveau.
Die Preise reichen von 16.950 Euro für den Basis-Fronttriebler bis über 32.000 Euro für den voll ausgestatteten Allradler mit 9-Gang-Automatik. Betrachtet man die Ausstattung und das Gesamtpaket, darf der Fiat 500X aber durchaus als preiswert eingeordnet werden.