McLaren in Monza auf Podiumskurs
Lando Norris hätte im Monza-Qualifying beinahe Max Verstappen ein Bein gestellt. Mit Startposition vier für den Sprint war der McLaren-Youngster am Ende aber nicht unzufrieden. Im Hauptrennen am Sonntag winkt sogar ein Podium, wenn nichts dazwischenkommt.
Als Lando Norris nach dem Qualifying bei den TV-Interviews stand, schaute plötzlich Teamchef Andreas Seidl bei seinem Youngster vorbei und klopfte ihm auf die Schulter: "Das war ganz ordentlich", grinste der Bayer. Sein Pilot hatte nach Platz vier wohl etwas mehr erhofft: "Das ist alles, was er sagt: Entweder war es ordentlich, oder es war schlecht. Aber das Wort "gut" gibt es in seinem Vokabular nicht."
Natürlich war der kleine Seitenhieb im Scherz gemeint. Die Laune bei McLaren war fünf Tage nach der Enttäuschung von Zandvoort wieder deutlich entspannter. Nur ein Pünktchen hatte Norris von der Reise an die Nordseeküste nach Hause gebracht. "Das war ein gutes Comeback heute. Man könnte sagen, ich bin glücklich enttäuscht. Ich hätte natürlich gerne noch den Bruchteil eines Zehntels gefunden, um Max (Verstappen) zu schnappen."
Fehler im entscheidenden Run
Der Holländer war nach der Session einer der ersten Gratulanten von Norris im Parc Fermé. Neben einer Umarmung gab es aber auch noch einen freundlich gemeinten Tritt ans Schienbein. Norris hatte seinem Buddy das Leben ordentlich schwer gemacht. Nur um 23 Tausendstel setzte sich am Ende Verstappen durch. "Er sieht mich offenbar als Bedrohung", grinste Norris.
Gerne hätte sich der McLaren-Pilot im Duell der Supertalente durchgesetzt: "Ich konnte ihn in den ersten beiden Quali-Runden schlagen. Und ich wusste, wo ich mich noch verbessern kann. Doch dann ist mir im letzten Run der größte Fehler der ganzen Session unterlaufen. In der zweiten Schikane habe ich den Scheitel nicht getroffen. Da ging eine Zehntel verloren. Das wäre der dritte Platz gewesen."
Im Sprint und im Rennen will es der Youngster nun eher konservativ angehen: "Wenn wir da bleiben, wo wir sind, wäre das schon gut. Sollte sich eine Chance ergeben, Max zu attackieren, werde ich sie natürlich nutzen. Ich bin hier, um gegen ihn zu fahren – auch wenn er um den Titel kämpft. Aber mit mehr Sprit sind wir normalerweise etwas weiter von den Top-Teams weg. Da haben sie einen Vorteil mit dem Reifenverschleiß."
Podium dank Bottas-Strafe in Reichweite
In Monza bietet sich für Norris nun die große Chance, zum vierten Mal dieses Jahr aufs Podium zu klettern. Valtteri Bottas wird am Sonntag nach seinem Motorwechsel vom Ende der Startaufstellung losfahren. Damit hätte Norris nur noch Hamilton und Verstappen vor sich. Wenn es optimal läuft, könnte Norris Bottas sogar wieder vom dritten Rang in der Fahrerwertung verdrängen. Aktuell liegen die beiden nur durch neun Punkte getrennt.
Auch im Kampf McLaren gegen Ferrari sieht es gut aus. Norris und Teamkollege Daniel Ricciardo gehen von den Positionen vier und fünf in den Sprint. Carlos Sainz und Charles Leclerc haben von den Plätzen sieben und acht eine deutlich schlechtere Ausgangsposition. Norris traut dem Braten aber noch nicht: "Es gibt zwei Rennen. Manch einer kann Glück mit roten Flaggen haben. Das haben wir ja schon letztes Jahr gesehen. Wir befinden uns in der bestmöglichen Position. Aber ich muss einfach clever fahren." Sollte es am Ende mit dem Podium klappen, gibt es von Teamchef vielleicht sogar ein Lob, das über das Wort "ordentlich" hinausgeht.