Aktuell geht fast nichts
Autohäuser müssen derzeit in fast ganz Deutschland die Türen schließen. Jetzt wurde der Lockdown bis mindestens 15. Februar verlängert. Die Branche fordert einen Perspektive für das wichtige Frühjahrsgeschäft.
Die aktuellen Meldungen der einzelnen Hersteller stehen in einem seltsamen Gegensatz zur vorherrschenden Situation in Deutschland. Die Groupe Renault meldet eine Steigerung der Marktanteile, Skoda liefert weltweit zum siebten Mal in Folge mehr als eine Million Autos aus, VW verdreifacht den Absatz von Elektrofahrzeugen, BMW liegt im letzten Quartal 2020 ganze 4,3 Prozent über Vorjahr und Audi hat das Jahr 2020 gar mit dem erfolgreichsten Quartal der Unternehmensgeschichte abgeschlossen.
In der Realität klagen Händler aktuell bundesweit über die anhaltenden Schließungen der Schauräume. Seit Anfang letzten Dezembers verschärft die Regierung die Regeln immer weiter. Von einer Pflicht für Mund-Nasen-Schutz und 1,50 Meter Abstand ging es über eine Begrenzung der Personenzahl im Verkaufsraum bis zum Beschluss, dass nur noch Werkstätten in Betrieb sein dürfen. Nach den aktuellen Beschlüssen des Corona-Krisengipfels Mitte Januar bleiben die Kfz-Werkstätten aufgrund ihrer Systemrelevanz geöffnet, und Automobile können weiterhin produziert werden. Der stationäre Autohandel als Absatzkanal bleibt jedoch zunächst bis Mitte Februar untersagt, sofern die Landesregierungen nicht von der mit dem Bund getroffenen Vereinbarung abweichen. Aktuell können Neuwagen-Kunden lediglich in Thüringen durch die Autohäuser schlendern.
"Mit der Verlängerung des Lockdown wird die Schraube wieder ein Stück weitergedreht und erhöht den wirtschaftlichen Druck auf die mittelständisch geprägten Automobilhändler", zeigt sich ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn besorgt. Ohne Zweifel müsse alles getan werden, um die Verbreitung des Virus und seiner Mutationen nachhaltig zu stoppen. "Wir benötigen jetzt aber sehr schnell eine Perspektive für das existenziell wichtige Frühjahrsgeschäft", so Peckruhn.
Appell an die Verantwortlichen
Der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Jürgen Karpinski, sagte dazu bereits am 12. Januar auf Anfrage von auto motor und sport: "Die aktuell gültigen Lockdown-Regelungen mit dem nach wie vor bestehenden Verbot des stationären Automobilhandels bremsen den Zulassungsschwung aus dem Dezember 2020 gleich wieder ein. Daher appelliere ich an die politisch Verantwortlichen, die Autohäuser so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Dass dies funktioniert, zeigt sich in Thüringen." Die Forderung nach einer Öffnung begründet Karpinski mit der verhältnismäßig geringen Zahl gleichzeitig anwesender Kunden auf vergleichsweise großen Verkaufsflächen und spricht damit sicher der Mehrheit der überwiegend mittelständisch geprägten Branche aus der Seele. Dort füllen sich durch nicht ausgelieferte Autos, Leasing-Rückläufer und Neufahrzeuge zusehends die Lager.
Dass die Bundesregierung dieser Forderung Gehör schenken wird, scheint allerdings unwahrscheinlich. Auch die juristische Durchsetzbarkeit eines Entschädigungsanspruchs bei behördlich angeordneten Betriebsschließungen hält der ZDK nicht zuletzt wegen der Haltung von Bund und Ländern für unrealistisch. Immerhin haben Kunden nun wieder die Möglichkeit, bereits bestellte Autos beim Händler abzuholen. Sofern dabei eine Einhaltung des Hygienekonzepts gewährleistet ist, versteht sich. Diese Situation dürfte allerdings Wasser auf den Mühlen eines onlinegestützten Direktverkaufs der Hersteller sein – deren Zahlen sind schließlich trotz Corona erfreulich.
Falls Sie nun alternativ über den Erwerb eines Gebrauchtwagens nachdenken, können Sie sich in unserer Fotoshow diejenigen Modelle anschauen, bei denen sogar noch ein Wertzuwachs zu erwarten ist.