Porsche Carrera Targa 4S: Der schöne Erbe
Es gibt Automobile, die auch in der Zeit schneller Modellwechsel lange im Gedächtnis bleiben. Ein Sportwagen, der das Modelljahr 2014 prägte, ist der Porsche Targa. Mit ihm wurde nicht nur eine Legende wiederbelebt. Vielmehr hat der Zwitter aus Coupé und Cabrio die Optik dazu, selbst eine zu werden.
Was hätte bloß Ferdinand Alexander Porsche, den seine Freunde "Butzi" nannten, zum 911 Targa gesagt? Leider erlebte der Designer des Elfers im Allgemeinen und der Variante Targa im Besonderen die neueste Version seines Klassikers nicht mehr. Der geniale Konstrukteur starb im April 2012. Und Anfang 2014 wurde der Targa 4S vorgestellt, in dem nicht wenige Enthusiasten der Zuffenhausener Marke den schönsten Porsche aller Zeiten sehen. Wobei diese Einschätzung natürlich zu relativieren ist, denn nichts bleibt wie es war und jede Epoche hat ihre Highlights. Das war auch so, als der Ur-Targa 1965 auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt enthüllt wurde.
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Eigentlich sind an der extravaganten Konstruktion des Targa die Amerikaner schuld. Weil damals in den Staaten Cabrios ohne Überrollbügel keine Chance auf eine Zulassung hatten, ließ sich Butzi Porsche den Dreh mit dem abnehmbaren Dach einfallen. Und seinen Namen erhielt das neu erfundene Frischluftobjekt von der legendären Hatz über sizilianische Landstraßen, der Targa Florio. Es passte perfekt zur Marketingstrategie, dass Porsche Seriensieger dieses Rennens war und Targa mit "Schild" übersetzt wird. Schließlich bot der breite Dachbügel knapp hinter den Türen den optimalen Schutzschild für den Fall, dass sich das Auto nicht über die Räder, sondern über das Dach bewegte.
Vor allem aber war der Targa in Zeiten, in denen es es bei Porsche den Elfer gab und sonst nichts, eine willkommene Variante. Zwar eine, die sich bei den Verkaufszahlen immer hinten einreihte, aber es gab sie, die neue Zielgruppe. Und fortan war der Targa fester Bestandteil der Elfer-Familie. Jedenfalls bis 2007, dann verschwand die Karosse mit der oben offenen Mitte wegen mangelnder Rentabilität. Butzi Porsche soll darüber übrigens sehr vergrämt gewesen sein.
Targa-Feeling dank Wunderwerk der Mechanik
Für seine Wiedergeburt im Mai vergangenen Jahres ließe sich leicht die Metapher vom Phönix aus der Asche bemühen. Aber weil die ziemlich abgedroschen klingt, ist eher die nüchterne Feststellung angebracht, dass dem Team um Porsche-Designchef Michael Mauer mit dem Carrera 911 Targa einer der schönsten offenen Sportwagen unserer Zeit gelungen ist. Und auch die Momente, die wir in der Allrad-Version 4S erleben, sind speziell. Damit sind nicht die überragenden Fahreigenschaften gemeint, die Porsche-Freunde quer durch die gesamte Produktpalette kennen. Sondern Feinheiten, die dieses Auto von allen anderen unterscheiden. Nennen wir es Targa-Feeling.
Zu diesem gehört, fasziniert ein Wunder der Mechanik zu verfolgen, wenn sich die Techno-Combo aus Riegeln, Bügeln und Glasteilen in Bewegung setzt und das Verdeck in perfekter Harmonie in der Versenkung verschwinden lässt. Das ist ebenso Ingenieurskunst auf höchstem Niveau wie die Strömung des Fahrtwindes so zu leiten, dass einem im Targa auch bei höheren Geschwindigkeiten kein Haar gekrümmt wird. Extravaganz Nummer 3: der Sound des Sechszylinders. Die Musik, die aus dem Heck an die Ohren dringt, ist eine Ode an die Fahrfreude. Logischerweise klangvoller als beim geschlossenen Coupé, aber stilvoller als beim offenen Cabrio. Warum? Weil zwischen Mensch und Maschine ein kleiner, feiner Unterschied sitzt - der Targa-Bügel samt Heckscheibe.
Was Ferdinand Alexander Porsche zum schönsten Targa aller Zeiten gesagt hätte? Wir können seine Freude nur vermuten. Aber wie bereits erwähnt: Vergleiche verbieten sich. Sonst müssten wir die auch bei den Anschaffungskosten anstellen: 34.700 Deutsche Mark kostete der S Targa anno 1973, 124.094 Euro der Targa 4S gute 40 Jahre später. Ohne Extras.
Technische Daten: Viersitziges Sportwagen-Cabrio-Coupé, Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,29 Meter, Radstand: 2,45 Meter, Kofferraumvolumen: 125 (vorn) + 160 (hinten) Liter, Tankinhalt: 68 Liter, Motor: 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxer-Motor, Hubraum: 3.800 ccm, 294 kW/400 PS, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe), permanenter Allradantrieb, maximales Drehmoment: 440 Newtonmeter, Höchstgeschwindigkeit: ca. 294 km/h. 0-100 km/h: 4,4 Sekunden, Durchschnittsverbrauch: 9,2 Liter Super/100 km, CO2-Ausstoß: 214 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 127.605 Euro.