Chinesischer Dacia-Spring-Rivale für Europa
Während der Dacia Spring als einfaches Budget-Auto angeboten wird, will der Leapmotor T03 mit moderner Technologie punkten.
Um sein China-Geschäft zu stärken, war Stellantis mit 1,5 Milliarden Euro beim chinesischen E-Auto-Bauer Leapmotor eingestiegen. Jetzt wird über eine Fertigung der China-Modelle auch in italienischen Fiat-Werken und im polnischen Werk Tichy spekuliert. Konkret geht es um den günstigen E-Kleinstwagen Leapmotor T03.
Der Stellantis-Konzern ist seit Oktober 2023 mit einer Investition in Höhe von 1,5 Milliarden Euro strategischer Anteilseigner beim chinesischen Autobauer Leapmotor. Mit der Investition übernahm Stellantis 20 Prozent am chinesischen Autobauer und erhielt zwei Sitze im Board of Directors.
Die Partnerschaft zielt darauf ab, den Absatz von Leapmotor in China, dem weltweit größten Markt, weiter anzukurbeln. Gleichzeitig soll die globale kommerzielle Präsenz von Stellantis dazu dienen, den Absatz der Marke Leapmotor in anderen Regionen – zunächst in Europa – deutlich zu beschleunigen. Stellantis beabsichtigt, das EV-Ökosystem von Leapmotor in China zu nutzen, um die zentralen Elektrifizierungsziele des Strategieplans "Dare Forward 2030" zu erreichen. Dabei besteht die Möglichkeit, weitere für beide Seiten vorteilhafte Synergien auszuloten. Das Joint Venture wird mit den Auslieferungen in der zweiten Jahreshälfte 2024 starten.
Große Pläne für China und die Welt
Ziel der Partnerschaft ist es, ein äußerst wettbewerbsfähiges, hocheffizientes Innovationszentrum für Elektromobilität in China und weltweit zu schaffen. Beide Unternehmen beabsichtigen, das Joint Venture Leapmotor International zu gründen, an dem Stellantis 51 Prozent halten wird. Das Gemeinschaftsunternehmen besitzt die exklusiven Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Leapmotor-Produkten außerhalb Chinas.
Zum letztgenannten Punkt der Vereinbarung berichtete Automotive News Europe mit Bezug auf Insider Mitte Februar 2024 über den möglichen Bau von Leapmotor-Modellen im italienischen Fiat-Werk in Turin. Im Werk Mirafiori könnten demnach jährlich rund 150.000 Elektroautos für den Kooperationspartner gefertigt werden. Die Produktion könnte 2026 oder 2027 starten. Gegenüber der Automotive News Europe hatte Stellantis-Chef Carlos Tavares angekündigt, dass sein Unternehmen Leapmotor-Fahrzeuge produzieren könne, wenn es ein Geschäftsmodell dafür gebe.
Die mögliche Produktion von Leapmotor-Autos in Europa gehört zwar zur Vereinbarung, ist allerdings wohl eher ein Nebeneffekt der Zusammenarbeit, die Stellantis in erster Linie den Zugang zum chinesischen Automarkt sichern soll. Die mögliche Fertigung in Italien ist wohl eher vor dem Hintergrund zu sehen, dass Stellantis mit der italienischen Regierung eine Produktionssteigerung von 750.000 auf eine Million Autos pro Jahr bis Ende des Jahrzehnts vereinbart hat.
Leapmotor T03 für Europa?
Im März 2024 haben sich die Gerüchte über eine Stellantis-Produktion von Leapmotor-Fahrzeugen für Europa verdichtet. Das Handelsblatt berichtet von Insider-Informationen, denen zufolge bereits im zweiten Quartal 2024 mit der Fertigung des Leapmotor T03 im polnischen Stellantis-Werk Tichy begonnen werden soll. In dem Werk werden aktuell unter anderem der Jeep Avenger und der Fiat 600e produziert.
Für die schnelle Umsetzung einer Produktion des Leapmotor T03 soll eine Fertigung aus Komponenten geplant sein, eine sogenannte CKD (Completely Knocked Down) Produktion. Auf diese Weise ließen sich auch die von der EU bereits laut angedachten Importzölle für chinesische Elektroautos umschiffen.
Der Leapmotor T03 ist ein 3,6 Meter kurzer Elektro-Kleinstwagen, mit dem Stellantis eine passende Antwort auf den Dacia Spring liefern könnte. Der T03 hat dem Dacia Spring einen größeren Akku mit höherer Reichweite, eine deutlich höhere Motorleistung und moderne Assistenzsysteme voraus. In China wird der T03 zu Preisen ab umgerechnet rund 10.000 Euro angeboten.