Die unbekannten Berge Sardiniens

In den Bergen Sardiniens, weit weg vom Massentourismus, sind die Traditionen und der Lebensstil der Bauern und Hirten seit vielen Jahrhunderten nahezu unberührt geblieben.
Draußen ist es dunkel geworden. Aus der Locanda "Sa Rosada" in Mamoiada schallt ein vibrierender, stark hauchender Männergesang. Klänge, die an den Kehlkopfgesang der Nomaden in der inneren Mongolei erinnern. Die Barbagia, eine Region, die sich um das Gennargentu-Massiv und den Supramonte auf der felsigen Hochebene im Herzen Sardiniens erstreckt, ist Hirtenland – genau wie die Heimat der mongolischen Nomaden. Vielleicht klingen die Gesänge deshalb ähnlich?
Hier im Landesinneren, weit weg von den Touristenstränden, schlägt Sardiniens wahres Herz. In der Abgeschiedenheit der rauen Landschaft konnten sich über Generationen hinweg alte Bräuche und Traditionen erhalten. Fünf Millionen Schafe, Hunderttausende Ziegen und an die zwei Millionen Kühe weiden heute noch auf der Insel, und immer mehr junge Sarden finden im Hirtenberuf eine Lebensperspektive. Mit innovativen Ideen beleben sie den alten Berufszweig neu und bewahren gleichzeitig altes Wissen.
Mattia Moro ist Hirte und einer der drei singenden Männer. Seine Frau Anna verkauft die eigenen Produkte in ihrem kleinen Laden im Zentrum von Mamoiada. Damit wir sehen, wo das Gemüse, die Milchprodukte und die anderen Eigenproduktionen herkommen, nimmt uns Mattia mit auf seinen Hof.
Das wird ein Abstecher in eine andere Zeit. Anna und Mattia leben dort mit 300 Schafen der alten sardischen Rasse, mit Schweinen und Hühnern. Im Hofgarten gedeiht ein buntes Miteinander der unterschiedlichsten Gemüsesorten. Kastanien und Zwiebeln trocknen in der Sonne. Das Herzstück des Hofes ist eine sardische Hirtenhütte, auch Pinnetta genannt.
In deren Mitte auf dem Erdboden glimmt ein Feuer, an dem Vater Antonio ein Lamm zubereitet, dazu wird Pane carasau gereicht, das hauchdünne, getrocknete Hirtenbrot. Ein Stück Pecorino Sardo, ein würziger Käse aus Schafsvollmilch und wilden Kräutern, sowie ein Gläschen Mirto, ein Schnaps aus der gleichnamigen blauschwarzen Beere, bilden den Abschluss.
Mamoiada bietet auch ideale Bedingungen für den Cannonau, wie die Rebsorte Grenache auf Sardinien genannt wird. Die Rebe liebt das heiße und trockene Klima und gibt einen rubin- bis orangeroten, fülligen und körperreichen Wein.
Einige Flaschen tragen Etiketten mit den finsteren Masken der Mamuthones. Sie gehören zu einer uralten Karnevalstradition in der Barbagia. Immer am 17. Januar zum Fest des Heiligen Antonius tanzen die Mamuthones mit ihren Masken, in Fell gekleidet und mit Glocken behangen, lärmend durch den Ort. Im "Museo delle Maschere Mediterranee" im Zentrum von Mamoiada kann man das ganze Jahr über die Masken und Kostüme bewundern.
Sardiniens Bergwelt: Stolz und Rebellion
Ein Museum anderer Art ist der Ort Orgosolo zehn Kilometer östlich von Mamoiada. Hunderte Wandmalereien, die "Murales", zieren seine Häuser. Sie erzählen vom Widerstand und der politischen und kulturellen Eigenwilligkeit der Einwohner der Barbagia.
Entstanden sind die meisten Murales in den sechziger und siebziger Jahren. Auch repräsentieren sie ein Kommunikationsmittel, das eine Gruppe von Anarchisten, Dioniso genannt, ins Leben gerufen hatte. Die Murales haben das einstige Banditennest Orgosolo heute zu einem international renommierten Freiluftmuseum werden lassen.
Erstaunlich viele Hundertjährige soll es in dieser Bergregion Sardiniens geben. Ob die stolze, rebellische Lebensweise der Menschen hier, die gesunde Ernährung oder die viele Bewegung an der frischen Luft die Lebenskräfte stärkt? Wir fühlen uns jedenfalls so prächtig, dass uns bei einem Badeausflug an die nahe Küste der Trubel nichts mehr anhaben kann.
Das Sardische Hirtenmesser
Bei sardischen Männern gilt es immer noch als Statussymbol, das Hirtenmesser "Sa resolza", und selbstverständlich muss es von Hand gefertigt sein. Es ist ausklappbar, hat eine sorgfältig traditionell geschmiedete Stahlklinge, häufig in der Form eines Myrtenblattes.
Der Griff besteht meistens aus Schafshorn oder Olivenholz. Einer der bedeutendsten Messermacher Sardiniens ist Paolo Pinna aus Mamoiada. Jedes seiner Messer ist ein Einzelstück und wird in aufwendiger Handarbeit in seiner kleinen Werkstatt hergestellt.
Wohnmobil-Stellplätze und Infos Sardinien
1. Camping Car Palmasera
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 130 Mobile im Ortsteil Cala Gonone. Teilweise schattig, geschottert. In der Nähe: Strand. Preis pro Nacht: je nach Saison 20–30 Euro. Strom, Wasser, Entsorgung Grauwasser im Übernachtungspreis enthalten. Dusche: 50 Cent/2 Min. V+E für Durchreisende: 5 Euro. Saison Anfang April bis Ende Oktober.
2. Agriturismo Paulesa
Gebührenpflichtiger Stellplatz außerorts an einer Gaststätte. Überwiegend eben, geschotterter Untergrund mit Wiese. Stellplatz-Reservierung erwünscht. Preis pro Nacht inklusive zwei Erwachsene: 10 Euro. Entsorgung im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig.
3. Agriturismo S'Ozzastru
Gebührenpflichtiger Stellplatz außerhalb des Teilortes Orosei an einem ehemaligen, zur komfortablen hotelähnlichen Anlage verwandelten Bauernhof. Am Platz: Restaurant, Frühstücksangebot, Pool/Schwimmbad. Preise auf Anfrage. Strom, Wasser, WC, Dusche im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig nutzbar.
4. Azienda agrituristica Costiolu
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 5 Mobile außerorts an einem Bauernhof. Überwiegend ebener Untergrund mit Schotterrasen, kein Schatten. Am Platz: Kiosk, Imbiss. Eigene Produkte, Frühstück und Abendessen auf Voranmeldung Preis pro Nacht: 16 Euro. Entsorgung Grauwasser, WC, WLAN im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig nutzbar.
5. Area di Sosta Comunale
Gebührenfreier Stellplatz für 20 Mobile auf einem Parkplatz. Befestigter Untergrund. Entsorgung Grauwasser kostenlos. Ganzjährig.
6. Parcheggio Sorgenti Su Gologone
Gebührenfreier Stellplatz für 5 Mobile auf einem Parkplatz. Stellplatz beleuchtet. In der Nähe: Spielplatz. Wasser im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig.
7. Parcheggio Comunale
Gebührenfreier Stellplatz für 5 Mobile auf einem Parkplatz an einer Sportstätte. Überwiegend ebener, befestigter Untergrund, kein Schatten. Ganzjährig nutzbar.
8. Area Osalla Beach Garden
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile in Orosei, beleuchtet. Ruhige Lage, Picknickplätze. Restaurant in der Nachbarschaft. Strand 100 m, Zentrum 4 km. Preis pro Nacht inklusive zwei Erwachsene: 15 Euro. Strom, Wasser, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC im Preis enthalten. Saison von Juni bis September.
9. Area Sosta Silana
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 10 Mobile außerorts in den Bergen. Überwiegend eben, geschottert, kein Schatten. In der Nähe: ausgewiesene Wanderwege. Preis pro Nacht inklusive zwei Erwachsene: 15 Euro. Ganzjährig nutzbar.
In der Bergregion Barbagia gibt es keine Campingplätze. Wer komfortabel campen möchte, sucht sich einen der schönen Campingplätze an der nahen Ostküste und macht von dort aus Ausflüge ins Landesinnere. Zu den dafür günstig gelegenen Plätzen gehören:
- Campeggio Cala Ginepro, Viale Cala Ginepro 100, I-08028 Orosei, campingcalaginepro.net
- Camping Sa Prama, Loc. Cala Liberotto, I-08028 Orosei, campingsaprama.it
- Sardinia camping Cala Gonone, Via Collodi 1, I-08022 Cala Gonone, calagononecamping.com
Auskünfte: Noch mehr Infos gibt es bei den Tourist-Informationen in den Orten sowie beim Tourismusverband und der Zentrale für Tourismus ENIT.
Anreise: Wir haben wichtig Informationen, die Sie bei der Anreise per Fähre beachten müssen zusammengestellt. Den ganzen Artikel finden Sie hier.