Carthago, Dethleffs und Frankia für Paare
Steht bei Ihnen Gemütlichkeit an erster Stelle? Dann sollten Sie sich unbedingt mal diese drei neuen integrierten Modelle von Carthago, Dethleffs und Frankia genauer anschauen. Ein Vergleichstest.
- Wohnen
- Beladen
- Technik
- Fahren
- Preis und Informationen
- Wertung
- Fazit
Tiefenbachgletscher, 2800 Meter Höhe, Sölden im Ötztal. Draußen rieselt bei minus fünf Gradleise der Schnee vom Himmel. Drinnen ist es muckelig warm und erzgemütlich. Das Abendessen nach dem Tag auf der Piste war besonders lecker. Mit vollem Bauch, einer Tasse Tee und einem Spiel in heiterer Runde – schöner könnte der Skitag auch auf einer urigen Berghütte nicht ausklingen.
Das liegt vor allem an der äußerst großzügigen Hecksitzgruppe des Dethleffs, den wir uns als abendlichen Treffpunkt auserkoren haben. Der Grand Alpa I ist ein Fall für gesellige Menschen, die auch gerne mal Gäste einladen. Denn eigentlich ist er vor allem für zwei Personen gedacht. Al-Pa – alleinreisende Paare sind dem Namen nach die Hauptzielgruppe dieses Modells. Das gilt genauso für den Carthago Liner-for-two und den Frankia I 7400 Plus, die ebenfalls zum Vergleichstest angetreten sind.
Große Sitzgruppe hinten, bequem zugängliche Einzelbetten vorn, diese Grundrissidee machte sich zunächst in Alkovenmobilen breit, bevor die Umsetzung auf die beliebtere integrierte Aufbauform gelang. Frankia war hier einer der Vorreiter, Carthago und Dethleffs zogen nach. Besonders großzügig wird das Ganze obendrein, wenn die Bänke nicht in U-, sondern in C-Form angeordnet sind, also mit seitlichem Zugang zur Sitzrunde und angedockter Winkelküche. Das weitet nicht nur den Raumeindruck, sondern orientiert das Wohnzimmer zur Seite hin, wo ein TV-Gerät optimal platziert werden kann. Carthago und Dethleffs setzen auf diese Anordnung. Frankia belässt es beim ersten Plus-Modell auf dem neuen Sprinter bei der U-Variante,überlegt aber sein "C-Modell" auf Fiat auch noch auf Mercedes anzubieten.
Wohnen
Lässt man sich in die Sofalandschaften der Testkandidaten plumpsen, spürt man diesen Unterschied sofort: hier die formale, symmetrische Strenge der U-Sitzgruppe, dort die luxuriöse Opulenz der C-Varianten – was so ein paar Grad Verdrehung doch ausmachen. Obendrein schmeicheln sich der Carthago und der Dethleffs mit Echtleder-Polsterbezügen ein – wofür 3000 bis 4000 Euro extra zu zahlen sind. Beim Frankia gibt es diese Option ebenso.
Serienmäßig sorgt hier ein fast ein Meter langer Tisch dafür, dass vier Gedecke Platz finden. Dethleffs schafft den Spagat zwischen kompakter Platte für leichteres Reinrutschen und dennoch genügend Fläche im Bedarfsfall durch einen cleveren, wenn auch lärmigen Auszugsmechanismus. Die Tischplatte im Carthago ist – und bleibt – dagegen etwas klein. Der Liner-for-two setzt zumindest beim Essen auf traute Zweisamkeit. Obwohl auch hier optional der Ausbau zum Vier-Personen-Mobil möglich ist. Dann ist der Tisch absenkbar, um ein zusätzliches Doppelbett bauen zu können, und Gurte an der Rückwand ermöglichen zwei weitere Fahrplätze.
Deutlich anders fallen die Gurtoptionen der beiden Kontrahenten aus. Der Dethleffs rüstet gegen Aufpreis die rückwärts gewandte Querbank mit Kopfstützen und Dreipunktgurten aus. Der Frankia versenkt dagegen als Extra in den beiden Längssitztruhen je einen Aguti-Klappsitz mit integriertem Rückhaltesystem – wodurch aber einiges an Stauraum verloren geht.
Im Show-Kampf um den größten Flachbildschirm kann die Carthago-Sitzgruppe punkten. Satte 40 Zoll Mattscheibe surren elektromotorisch aus dem Sideboard rechts empor in bequeme Sichtposition. Der Dethleffs kontert mit einem 32-Zoll-TV, der zusammen mit zwei Lautsprechern anstatt Hängeschränken über dem rechten Seitenfenster prangt. Um Genickstarren zu verhindern, ist der Fernseher absenk- und schwenkbar. Konventioneller ist die TV-Option im Frankia gelöst. Über dem kleinen Sideboard links kann ein 24-Zoll-Gerät mit Schwenkarm installiert werden. Mit einem besonderen Extra lockt zudem der Carthago. Die vordere Querbank ist wahlweise elektrisch ausfahrbar, gleichzeitig stellt sich die Lehne schräg, sodass eine Art Chaiselongue entsteht – gerade zum Fernsehen eine bequeme Sache.
Alle drei nutzen ein Stilmittel, das sowohl praktische als auch raumgestalterische Vorzüge hat: den Tresen. Die Nahtstelle zwischen Sitzgruppe und Küche ist als Abstellbord ausgeführt, das die beiden Wohnbereiche optisch trennt und gleichzeitig funktional verbindet. Bei Dethleffs und Carthago wird dies besonders deutlich, weil der Tresen länger ausfallen kann – besonders hübsch gemacht beim Liner-for-two, wo ein wellenförmiges Band von der Decke über die Seitenwand und den Tresen bis hinunter zum Fußboden wogt.
Die längste Küche weist der Dethleffs auf. Doch der Carthago steht dem kaum nach und protzt dazu mit exquisiten Ausstattungsdetails: der, allerdings optionalen Kunststeinarbeitsfläche, dem soliden bogenförmigen Wasserhahn, dem Kaffeemaschinenfach und einem clever gestalteten Apothekerauszug, der beim Herausziehen gleichzeitig gegenläufig die seitliche Schiebetür öffnet.
Eine Zentralverriegelung für alle Schubladen und Auszüge, die auch zwei Mülleimer integrieren, findet sich dagegen im Carthago wie im Dethleffs. Der deutlich kompaktere Frankia-Küchenblock sieht in seinen Schubladen ebenfalls einen Mülleimer vor, verriegeln muss man sie aber einzeln per Drucktastenschloss. Beim Kocher verzichtet das fränkische Mobil auf eine dritte Flamme – zugunsten von mehr Arbeitsfläche. Die auftisch montierten Brenner sind auch für größere Töpfe und Pfannen geeignet. Einen Dreiflammkocher gibt es optional aber auch. Der Kühlschrank gegenüber fasst serienmäßig 160 Liter, als Extra gibt es einen Backofen dazu. Gleiches gilt für den Carthago. Im Dethleffs sind es in Serie 141 Liter. Gegen Aufpreis wächst der Kühlraum auf 190 Liter plus Backofen.
Waschraum und Dusche stehen sich gegenüber und dienen hier wie da als Vorzimmer zum Schlafabteil. Sie lassen sich ebenso zum Raumbad verbinden, eine Option, die man zumindest beim Frankia besser auch für den Toilettengang nützt, denn der WC-Raum ist eher knapp geschnitten. Schick und modern ist der Ausbaustil. Das Schüsselwaschbecken setzt optische Akzente, ebenso wie das Leuchtpanel an der Duschendecke. Praktische Aspekte kommen aber auch nicht zu kurz, wie der Sprossenheizkörper im Bad und die herunterklappbare Trockenstange in der Duschkabine zeigen.
Das Dethleffs-Raumbad tut sich mit vielen und großen Spiegeln hervor, hat ein Fenster sowie drei Dachhauben zum Lüften und wird von zwei Heizkörpern erwärmt. Große Spiegelflächen kennzeichnen auch das Carthago-Bad, die Einrichtung wirkt dabei gediegener und schlüssiger gestaltet. Nicht jedermanns Geschmack ist jedoch die Dusche mit Wänden in Pseudo-Steinoptik und orangefarbener Beleuchtung. Wer gerne duscht, wird sich vor allem über die elegant in die Dachhaube integrierte Regendusche freuen, die alternativ zur Handbrause benutzt werden kann. Carthago und Dethleffs bringen zwischen Bad und Bett auch gleich die Kleiderschränke unter, sodass man diesen Bereich gut als Umkleideraum nutzen kann.
Bleibt die spannende Frage, wie die Schlafzimmer gestaltet sind. Nur mit bequemen, einfach zugänglichen Einzelbetten lässt sich die anvisierte Kundschaft komfortbewusster Paare überzeugen. Frankia setzt dafür ein eher konventionelles Querhubbett ein, das mittels Auszügen und Einlegepolstern rechts und links zu Längsliegeflächen erweiterbar ist. Zum Bettenbau sind also ein paar Extra-Handgriffe nötig. Um zur Liegefläche bequem hinaufsteigen zu können, zieht man aus dem rechten Unterschrank eine zweistufigeTreppe heraus. Zwischen dieser und der Liegefläche klafft dabei allerdings eine größere Lücke, die vor allem beim Heruntersteigen ein mäßiges Tempo anmahnt, damit der suchende Fuß sicheren Halt findet.
Die Einzelbetten verwöhnen mit einer Liegelänge von 2,04 Meter. Ein großes Ablagebord vorn, Lesespots und eine USB-Ladebuchse komplettieren die gute Ausstattung. Dennoch überzeugen die Betten der zwei Kontrahenten noch mehr. Während im langen Dethleffs das massige Hubbett als Ganzes am Himmel hängt, knickt es im Carthago beim Anheben in der Mitte ab und schmiegt sich weiter vorn an die Decke. So oder so befreien beide den Nutzer nach dem Absenken von jeglichen Umbauarbeiten. Auch der Zustieg fällt komfortabler aus als im Frankia. Im Carthago dient dazu eine zweistufige Ausziehtreppe, im Dethleffs ein dreistufiges Klappmodell. Pfiffig zudem: Die Lücke ins Fahrerhaus wird beim Dethleffs automatisch mit verschlossen, beim Carthago gibt es dafür extra Schiebetüren.
Die Liegelänge der schräg zugeschnittenen Dethleffs-Matratzen erreicht bis zu 2,05 und 2,10 Meter. Im Carthago ist das rechte Bett durchgängig 1,90, das linke 2,00 Meter lang. Eine punktelastische Unterfederung sorgt hier für noch mehr Liegekomfort als auf den Lattenrosten der beiden anderen. Leselampen, USB-Ladebuchsen und Ablagen gibt es hier wie da.
Beladen
Hecksitzgruppe und Fahrradgarage vertragen sich eigentlich nicht. Carthago ist mit dem Liner-for-two zum Gegenbeweis angetreten. Eine abgesenkte Bodenwanne und ein klappbarer Teil der Sitzgruppe ermöglichen lokal 1,14 Meter Innenhöhe – genug selbst für ein hochbauendes Pedelec. Um aber auch noch ein zweites unterzubekommen, muss die Ladechoreografie schon exakt stimmen. Ansonsten ist der Heckstauraum tadellos ausgestattet. Zum Keller-Lademeister macht sich der Carthago aber mit seinem famosen Durchladefach vorn mit abgesenkten Seitenkästen und Innenzugang sowie dem ebenfalls riesigen Doppelbodenfach, das via Bodenluke im Bereich des Einstiegs beladen werden kann.
Der Außenstauraum beim Frankia mit Seiten- und Heckklappe ist mit rund einem Meter Innenhöhe immerhin für Fahrräder mit demontiertem Vorderrad geeignet. Ein robuster Boden, Beleuchtung und Verzurrmöglichkeiten sind hier ebenso vorhanden. Als weitere Außenstauräume gibt es allerdings nur noch ein Fach rechts, in dem man immerhin die markentypische Ersatztoilettenkassette plus Zubehör wie Auffahrkeile unterbekommt. Stauraum im – wegen des Mercedes-Leiterrahmens – deutlich flacheren Doppelboden findet sich ansonsten nur noch im Innenraum in Form von drei kleineren Bodenfächern.
Überraschenderweise gewährt der Dethleffs trotz höherem Doppelboden von innen noch weniger Zugriff auf Kellerfächer – es gibt nur ein relativ kleines an der Sitzgruppe. Ansonsten scheint der Doppelboden weitgehend von Tanks und Installationen belegt – bis man vorn, quer unter dem Raumbad, wie beim Carthago, noch ein Durchladefach mit zwei Außenklappen entdeckt. Eine Bodenluke von innen vermisst man hier allerdings schmerzlich, vor allem wenn kleinere Gepäckstücke verrutscht sind. Den Heckstauraum stattet Dethleffs mit zwei Seitentüren und optional auch noch einer dritten Klappe in der Rückwand aus. Die Innenhöhe reicht nur für klappbare oder teildemontierte Fahrräder. Das Stauvolumen toppt dagegen sogar die anderen beiden, auch weil mittig eine Nische tief in den Doppelboden ragt. Nach vorn gerutschtes Zubehör wie Auffahrkeile ist hier aber nur mühsam wieder erreichbar.
Im Wohnraum halten alle drei in Schränken und Fächern üppige Stauraum-Volumina bereit – zumal für die anvisierte Zweipersonen-Besatzung. Der rund 70 Zentimeter längere Dethleffs hat – wenig überraschend – insgesamt am meisten davon und gönnt sich sogar noch den Platz für eine große Gläservitrine. Der Frankia setzt auf einen sehr großen Kleiderschrank direkt gegenüber dem Einstieg. Dethleffs und Carthago platzieren ihre Exemplare zwischen Bad und Schlafzimmer. Bei Letzterem fällt er zwar etwas schmal aus, dafür halten insgesamt acht Schubladen Wäsche und Reiseutensilien schnell und bequem griffbereit.
Und die Zuladung? Serienmäßig darf der vierrädrige Liner-for-two 4,5 Tonnen wiegen, die beiden sechsrädrigen Konkurrenten je 5 Tonnen. Optional gibt es 300 (Carthago), 400 (Dethleffs) oder gar 500 Kilo (Frankia) obendrauf. Bei Carthago und Dethleffs ist die Auflastung auch angeraten, zumindest bei entsprechend üppiger Ausstattung wie in den Testwagen – nur so bleiben beim Carthago 610 Kilo, beim Dethleffs noch 510 Kilo frei.
Der Frankia bietet auch als Fünftonner wie im Test schon angemessene 550 Kilo Zuladung. Allerdings sollte man ihn bevorzugt im Heck beladen, da die Vorderachse nur noch 200 Kilo verträgt – immerhin kann hier die Auflastung auf 5,5 Tonnen helfen, die vorn auch 100 Kilo mehr zulässt. Überraschend knapp wird es beim Dethleffs auf der Tandem-Hinterachse. Zusammen haben beide Achsen nur noch 170 Kilo frei. Gewichtige Optionen wie die elektrische Markise und das Elektrikpaket summieren sich zu über 400 Extra-Kilo. Da sind die 3,2 Tonnen Traglast der Doppelachse bald erreicht.
Technik
Hochwertig konstruierte Aufbauten mit Doppelboden sind in dieser Preisklasse gang und gäbe. Bei genauerem Hinsehen gerät der Dethleffs allerdings ein wenig ins Hintertreffen. Zwar schützt er Dach und Boden mit GfK, dämmt die Kabine mit solidem XPS-Schaum und setzt auf Rahmenfenster, aber als Abschluss auf der Innenseite bleibt er bei foliertem Sperrholz statt Aluminium, was etwas weniger Stabilität und höhere Empfindlichkeit gegenüber Feuchte erwarten lässt.
Wie im Kapitel Beladen schon angerissen, baut Carthago den Doppelboden besonders aufwendig. Er ist mit 35 Zentimeter nicht nur der höchste, sondern dank abgesenkter Fächer und vielen Zugängen auch der am besten nutzbare. Wegen der heckgetriebenen Sprinter-Basis muss sich der Frankia dagegen mit 12 Zentimeter lichter Höhe begnügen. Die Wassertanks ruhen darum hinten im Sitzgruppenpodest, wo dann 38 Zentimeter Innenhöhe zur Verfügung stehen.
Apropos Tanks, während Dethleffs und Frankia Exemplare mit rund 150 Liter Inhalt installieren, setzt sich Carthago mit 225 Liter Frisch- und 180 Liter Abwasserspeichern hier klar an die Spitze. Zum Entleeren der Tanks und Leitungen montieren alle drei die Ablasshähne gemeinsam an einer gut erreichbaren Stelle im Bereich des beheizten Doppelbodens.
Noch zwei Schritte weiter geht der Frankia, bringt im selben Fach auch gleich einen festangeschlossenen, ausziehbaren Wasserschlauch mit Gardena-Kupplung zum Befüllen unter. Und nebenan findet sich hinter einer Wandklappe zudem sogar ein ausziehbares Stromanschlusskabel mit CEE-Stecker. Beim Bedienungskomfort der Ver- und Entsorgung setzt Frankia tatsächlich damit Maßstäbe in der Klasse. Mit bereits serienmäßig zwei 80-Ah-Gel-Batterien sind auch die Stromspeicherkapazitäten angemessen dimensioniert. Weitere Ausbaumöglichkeiten mit Solaranlage, Wechselrichter bis hin zu Lithium-Batterien sind möglich.
Beim Carthago ist der Serienzustand identisch, weitere Optionen gibt es natürlich auch noch. Lediglich eine 95-Ah-AGM-Batterie bringt dagegen der Dethleffs von Haus aus mit. Bei Wahl des umfangreichen Elektronik-Pakets II für 4899 Euro steigt die Kapazität auf satte 300 Ah, zudem kommt eine potente Kombination aus Ladegerät und 3000-Watt-Wechselrichter an Bord. Zum Family-Paket gehört wiederum die Ambientebeleuchtung an der Sitzgruppe, die per Fernbedienung geschaltet, gedimmt und in der Lichtfarbe angepasst werden kann – nette Spielerei. Insgesamt geizt aber keiner der drei Hersteller bei der Lampenanzahl und -helligkeit. Auch Kleiderschränke und Außenstaufächer sind in den meisten Fällen beleuchtet.
Die Gasanlagen sind jeweils sauber installiert, die Absperrhähne in den Küchen gut erreichbar. Und auch die Gaskästen erschweren das Hantieren mit den Flaschen nicht über das unumgängliche Maß. Carthago und Frankia sehen schon ab Werk als Extra die Installation eines Gasfesttanks vor. Auch eine reizvolle Option für passionierte Wintercamper, denn die serienmäßigen Alde-Warmwasserheizungenkönnen zur Beheizung so großer Integrierter bei zünftigen Minus-graden zwei Elf-Kilo-Flaschen schon mal in vier bis fünf Tagen leernuckeln.
Bereits serienmäßig rüstet sich der Carthago für Einsätze im Schnee mit gezielter Beheizung des Armaturenbretts, einem Heizungsbooster in der Fahrersitzkonsole und einem Motorwärmetauscher. Zudem sind die Fahrerhaus-Seitenscheiben generell doppelt verglast, und an der Sitzgruppe kann man eine aktive Fußbodenheizung mit zusätzlichen Warmwasserschlangen unter dem Podestboden dazubestellen. Beim Frankia sind diese beiden letzten Punkte in der Aufpreisliste aufgeführt – für den Dethleffs gibt es weder das eine noch das andere.
Fahrer- und Aufbautür öffnen bequem per Funkfernbedienung – beim Carthago sogar auch die Außenstauklappen. Diese Zusatzfunktion ist allerdings Teil des Superpakets. Der Frankia geizt etwas mit Fenstern. Carthago und Dethleffs haben zwei zusätzliche vorn im Schlafzimmer, was sich als sehr angenehm erweist, etwa zum Lüften am Morgen. Letzterer bietet außerdem als Einziger ein Fenster im Bad.
Auch bei den Dachhauben und -fenstern gibt sich der Dethleffs generös. Das zweite Heki an der Sitzgruppe ist aber ebenso optional wie beim Frankia. Großzügig ist zudem die Breite der Dethleffs-Aufbautür. Carthago und Frankia verweisen ihrerseits darauf, mit drei statt zwei Schlossfallen noch sicherer zu schließen. Besonders schick und stabil zeigt sich das doppelschalige GfK-Heck des Carthago. Die beiden Konkurrenten kontern mit praktischen Stauraumklappen in der Rückwand.
Fahren
Der handlichste der drei Integrierten ist der Carthago. Das ist ein Verdienst der guten Rundumsicht, die sich dem Fahrer bietet. Insbesondere die Sicht direkt vor den Bug und die großen Außenspiegel setzen Maßstäbe für Integrierte. Allerdings verstellen die wuchtigen Spiegelgehäuse auch relativ stark den Blick in Kurven, und das tief herunterhängende Hubbett blockiert in manchen Situationen die Sicht, etwa auf Ampeln. Beim Frankia ist es gerade umgekehrt, und die hoch verlaufende Gürtellinie der Cockpitverglasung lässt den Fahrer nur ahnen, was da direkt rund um den Bug passiert.
Der Dethleffs-Integrierte sortiert sich als guter Kompromiss dazwischen ein. Die direkte Ducato-Lenkung und die stabile Straßenlage des Tandemachs-Chassis lassen zudem fast vergessen, dass man in einem Achteinhalb-Meter-Mobil unterwegs ist. In engen Kurven und beim Rangieren wird dies aber schnell wieder bewusst.
Auch der Carthago liegt satt auf der Straße, und man hat am Lenkrad den Eindruck, alles im Griff zu haben. Die Federung der verstärkten Vorderachse ist straff, aber nicht unkomfortabel, lässt auf manchen Belägen ein leichtes Zittern durch Fahrzeug und Körper laufen. Der solide Auf- und Möbelbau macht sich unterwegs nur selten akustisch bemerkbar. Da ist beim Dethleffs schon etwas mehr Klappern und Quietschen zu hören, wenn die drei Achsen nacheinander über Unebenheiten hoppeln.
Vergleichsweise leise unterwegs und deutlich komfortabler ist man im beinahe sänftenartig federnden Frankia auf dem Mercedes. Das hat zumindest die heckgetriebene Version auch in der jüngsten Sprinter-Generation nicht verlernt. Eine kleine Unart vererbte sich aber ebenso: Beim Dahinrollen wippt die Karosserie bei Anregung etwas nervös hin und her. Etwas indirekter und gefühlloser als bei den Ducato-Pendants erscheint die Lenkung, ohne dass auf kurviger Strecke ein unsicheres Fahrgefühl aufkommen würde. Vielmehr begeistert der Sprinter bei Wahl des Sechszylindermotors inklusive Wandlerautomatik gerade auf diesem Geläuf durch seinen kraftvollen wie souveränen Vorschub. Beinahe mühelos zieht das Drei-Liter-Aggregat den Fünftonner auch steile Passstraßen hinauf, wie etwa die Gletscherstraße in Sölden.
Carthago und noch mehr der Dethleffs, beide mit Fiat-Ducato-Triebkopf und Alko-Chassis, kommen hier mit dem 177-PS-Topmotor und automatisiertem Schaltgetriebe schon deutlicher an ihre Grenzen. Damit der Schaltroboter nicht völlig kopflos die Gänge wechselt, empfiehlt sich in solchen Situationen, die "Berg-auf-Taste" zu drücken, um frühes Hochschalten zu vermeiden. Ansonsten bietet die sogenannte Comfortmatic schon einen gewissen Komfortgewinn, reicht aber lange nicht an die seidig schaltende Siebengang-Automatik des Sprinter heran.
Von den modernen Sicherheitssystemen des neuen Sprinter hat der Frankia-Integrierten-Fahrer leider wenig: Verkehrszeichen-, Fernlicht- und Aufmerksamkeitsassistent sowie der Abstandsregeltempomat bleiben den Modellen mit Originalfahrerhaus vorbehalten. Relativ schnell freundet man sich mit dem MBUX-Media-System mit Spracherkennung an. Das Navi programmieren, ohne die Hände vom Steuer zu nehmen, steigert Komfort und Sicherheit.
Preis & Service
Pakete sind offenbar auch in der Preisklasse über 100.000 Euro nicht wegzudenken. Dass der Dethleffs, der noch knapp unter dieser magischen Preisgrenze startet, serienmäßig nicht ganz so üppig ausgestattet ist, lässt sich am ehesten nachvollziehen. Das Chassis- und das Family-Paket für zusammen rund 7000 Euro kommen hier fast obligatorisch dazu. Darin sind so unabdingbare Punkte wie Beifahrer-Airbag, Tempomat und Fahrertür enthalten.
Auch beim Carthago Liner-for-two 53, dem mit 128.600 Euro teuersten in dieser Runde, dürfte kaum ein Exemplar ohne das Super-Paket für 7060 Euro extra vom Hof rollen. Es umfasst über 20 Positionen, darunter den Tempomat, die Sitzhöhen- und -neigungsverstellung sowie die Vorbereitungen für Rückfahrkamera, Sat- und Solaranlage.
Frankia stattet alle Integrierten auf Mercedes-Basis schon zum Grundpreis mit dem Luxury-Paket aus, das bei den anderen Baureihen meist extra kostet. Wer sich bewusst für den Sprinter entscheidet, wird aber wahrscheinlich auch noch in das Complete-Chassis-Paket 8780 Euro investieren, das neben dem 190-PS-Motor und der Automatik auch den von 71 auf 93 Liter vergrößerten Dieseltank enthält.
Für etwas Verwirrung sorgt beim Preislistenstudium jedoch, dass die Airbags und der Tempomat als Serienausstattung gelistet sind, aber ebenso als Bestandteile des Chassis-Pakets auftauchen. Laut Frankia soll dies lediglich den Kunden signalisieren, dass diese essentiellen Komponenten stets an Bord sind. Beim Carthago trifft Ähnliches auf den Motorwärmetauscher der Warmwasserheizung zu. Ohnehin sind die Preislisten beider Marken nicht immer auf Anhieb verständlich. Was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass sie eine sehr große Auswahl an Extras und Varianten anbieten. Manches davon, wie etwa die Isolierverglasung der Fahrerhaus-Seitenscheiben, ist beim Carthago Serie, beim Frankia immerhin optional erhältlich – gibt es beim Dethleffs aber weder für Geld noch gute Worte.
Dennoch bietet der große, komfortable und dabei günstige Grand Alpa I das mit Abstand beste Preis-Leistungs-Verhältnis, und er hat obendrein das dichteste Händlernetz. Der Carthago punktet mit zehn Jahren Dichtigkeitsgarantie serienmäßig, der Dethleffs gewährt nur sechs, der Frankia sieben, jedoch mit der Option auf elf für 990 Euro extra.
Basisinformationen
Carthago Liner-for-two 53
Gurt-/ Schlafplätze: 2-4/2-4 Zul. Gesamtgewicht: ab 4500 kg Länge: 7,83 m Preis: ab 128.600 Euro
Dethleffs Grand Alpa I 7820-2
Gurt-/ Schlafplätze: 2-4/2-4 Zul. Gesamtgewicht: ab 5000 kg Länge: 8,54 m Preis: ab 99.499 Euro
Frankia M-Line I 7400 Plus
Gurt-/ Schlafplätze: 2-4/4 Zul. Gesamtgewicht: ab 5000 kg Länge: 7,73 m Preis: ab 121.000 Euro
Wertung
(maximal 5 Punkte)
Carthago Liner-for-two
Wohnen: 4,5 Punkte Beladen: 4,0 Punkte Technik: 4,0 Punkte Fahren: 3,5 Punkte Preis & Service: 3,0 Punkte
Dethleffs Grand Alpa I
Wohnen: 4,5 Punkte Beladen: 3,5 Punkte Technik: 4,0 Punkte Fahren: 3,5 Punkte Preis & Service: 3,5 Punkte
Frankia I 7400 Plus
Wohnen: 4,0 Punkte Beladen: 4,0 Punkte Technik: 4,0 Punkte Fahren: 4,0 Punkte Preis & Service: 3,0 Punkte