Sie gehören zu den extremen Mittelmotor-Sportwagen: der große
Lamborghini Aventador SV und der kleine Alfa Romeo 4C. Mit beiden
durchs Hinterland von Bologna.
... beide bauen zudem auch auf einem Monocoque aus Kohlefaser
auf, jenem Kunststoff, der durch die Formel 1 berühmt wurde und bei
der Verarbeitung nach wie vor aufwendig und teuer ist.
Mehr noch als die 50 Kilogramm Gewichtsverlust - weniger
Dämmung, Kohlefaser-Interieur, Aluplatten als Fußmatten,
Infotainment nur auf ausdrücklichen Wunsch - macht das Fahrwerk den
SV zu etwas Besonderem.
Statt über Bodenwellen zu bocken, pfeilt der Bolide unbeirrt vor
sich hin, lässt sich mit der neuen, variabel übersetzten Lenkung
problemlos in der Spur halten.
Eher schon sind es die 750 PS, die für Schweißausbrüche sorgen
können. Natürlich handelt es sich um einen reinen Sauger, denn
Lamborghini beweist Rückgrat und fühlt sich nur der reinen Lehre
verpflichtet - CO2-Diskussion hin oder her.
Autos wie den Alfa Romeo 4C bezeichnet man gerne als Flitzer,
was angesichts ihrer geringen Größe naheliegt, aber am Charakter
des Alfa Romeo hart vorbeischrammt.
Der bezieht sich bekanntlich nicht auf Äußerlichkeiten. Und in
seinem Inneren ist der 4C ein so ernsthafter Sportwagen, dass die
Bezeichnung Flitzer eine echte Beleidigung wäre.
Fast spielerisch lässt sich der 4C in die Ecken werfen, stützt
sich an einer imaginären Bande ab, ist agil, aber nicht nervös -
und damit leicht beherrschbar. Ihn aus dem Stegreif an der Grenze
entlangzuführen, fällt deutlich leichter als im Lamborghini.
Der Vierzylinder des Alfa Romeo ist kein edles Triebwerk. Vor
der Hinterachse sitzt quer eingebaut der
1,8-Liter-Vierzylinder-Turbo aus der Giulietta, der es im
Mittelmotor-Sportler ebenso auf 240 PS bringt.
Dafür klingt der Alfa verdächtig nach den seligen
Gruppe-A-Rallyecars, röhrt, sprotzelt und grölt beim Ausdrehen der
Gänge so laut, dass man ihn bis hinunter ins Tal hört.
Die Newtonmeter überrumpeln Fahrer und Fahrzeug geradezu,
schleudern den Lamborghini Aventador LP-750-4-SV in die Anbremszone
der nächsten Kurve. Es herrscht schiere Gewalt, als ließen sich 1,8
Tonnen einfach so wegbeschleunigen.
Natürlich ist der Schub nicht zu vergleichen mit dem
Berserker-Punch des Aventador. Der Ausgang eines Bergrennens auf
den winkeligen Passstraßen wäre dennoch offen. Mit seiner Agilität
macht der 4C sein Leistungsmanko nahezu wett.
SV steht für Superveloce, auf gut Deutsch also sauschnell, und
so sieht er auch aus. Sein Prototyp könnte mit dem Beil aus einem
Holzstamm geschlagen worden sein, so konsequent brutal verhöhnt die
Linienführung des keilförmigen Zweisitzers jedes
Harmonie-Empfinden.
Der Alfa trägt seinen Hauptwerkstoff auch außen stolz zur Schau.
Scheinwerferblenden aus Sichtcarbon und viele LED's verleihen dem
4C einen insektenartigen Blick.
... beide Fahrer würden abgekämpft und voller Adrenalin im Ziel
landen - der eine noch im Kurvenrausch, der andere von der schieren
Gewalt schlicht überwältigt.