Kommen die drei Konzerngeschwister sich nicht zu nahe? Mit enormen Platzangebot und moderner Ausstattung fordert der Skoda Kodiaq nicht mehr nur den VW Tiguan,...
... sondern sogar den ausstattungsbereinigt 15.000 Euro teureren, ebenfalls neuen Audi Q5. Den gleichen Motor haben sie auch: Mit 190-PS-Diesel rangeln die drei um den Sieg.
Leer überflauscht der Kodiaq mit seinen 18-Zöllern selbst herbe Unebenheiten, und es bedarf schon voller Zuladung und kurzer, harter Kanten, um ihn ins Rumpeln zu bringen.
Der Kodiaq verdeutlicht mit seinem Charakter, dass es ihm nicht um heroische Kurvendynamik geht. Er biegt mit ernsthafter Sicherheit und dezenter Rückmeldung in der Lenkung durch Kurven.
Den Motor teilt sich der Skoda mit dem Q5 und dem Tiguan - die quere Einbaulage nur mit dem VW. Die homogene Kraftentfaltung, fugenlose Gangwechsel und intensive Geräuschdämmung schirmen den Fahrer von der ganzen Wucht des Motors ab.
Damit spricht das Fahrwerk selbst im Comfort-Modus der Adaptivdämpfer (1.045 Euro) trocken auf Unebenheiten an, federt kurze wie lange Wellen nicht so sanft weg, lässt aber wegen des strafferen Set-ups das Wanken sein und bleibt unerschütterlich auf Kurs.
Leicht gedämpft für die viele Kraft und Leistung wirkt auch beim Tiguan das Temperament des Motors. Hier schaltet das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe unaufgeregt. So kann sich der Tiguan hier als leichtester SUV im Antriebskapitel kaum absetzen.
Anders als Tiguan und Kodiaq basiert der Q5 auf dem Längsbaukasten. Das bringt ein knapperes Raumangebot mit sich: Weil der Motor längs eingebaut eben mehr Platz braucht, fehlt der drinnen.
Raumfülle zählt also nicht zu den größten Stärken des Audi. Dafür behält er sich einige technische Schmankerl exklusiv vor: So gibt es die Luftfederung nur für ihn, doch einen Vorteil verschafft sie ihm nur bei voller Beladung.
Also ehrlich: Für 190 PS und 400 Nm fühlt sich der Turbodiesel matt an. Das höchste Gewicht macht dem Einheitsaggregat dieses Tests schwerer zu schaffen.
63,5 cm sitzen Pilot und Co im Audi über der Fahrbahn – tiefer als bei den anderen. Zusammen mit den breiten A-Säulen erklärt das die mäßige Rundumsicht.
Dass der Audi Q5 eigentlich auf ein höheres Segment abzielt, zeigt auch der Preis: Der Testwagen gipfelt nördlich der 70.000 Euro-Marke. Ob eine bessere Verarbeitung und mehr Prestige einen Mehrpreis von 15.000 Euro gegenüber des Skodas tatsächlich rechtfertigen?
Selbst wenn die Bank die ganzen 18 cm nach vorn geschoben wird, reicht die Beinfreiheit für Erwachsene aus – und endlich für die beiden, die auf den Klappsitzen im Laderaum (750 Euro) hocken.
2.065 Liter - Selbst als Siebensitzer hat der Kodiaq so viel Laderaum, dass er nicht nur die anderen, sondern selbst den 35 cm längeren Audi Q7 (1.955 Liter) übertrifft.
Doch, das reicht, 6 cm mehr Platz als im Q5, aber der Skoda hat mehr. Variabilität wie beim Audi, aber serienmäßig: Die Rücksitzbank klappt dreigeteilt, lässt sich verschieben.
Wenn das Bessere des Guten Feind ist, was ist dann der Feind des Besten? Denn in dieser Position sieht sich der Q5 in der Konzernhierarchie. Doch es wird eng für den Audi...
... und das nicht nur im Fond. Auf der Rücksitzbank bietet er erheblich weniger Platz als die anderen. Dreigeteilte Lehne, keine ebene Fläche. Die Rückbank rückt für 320 Euro, aber nach vorn ist wenig Platz dafür.
Die Leuchten schwingen mit hoch, darauf sind sie stolz bei Audi. Einladen ohne Innenkante wäre zielführender. Beim Ladevolumen hat der große Audi aber auch das Nachsehen: 550 bis 1.550 Liter.
Nun wollen wir aber mal nicht so sein - In Sachen Sicherheit, Assistenz und Verarbeitung zeigt sich dennoch der Klassenvorsprung des Audis, was ihn zum Eigenschaftssieger macht. Der hohe Preis disqualifiziert ihn jedoch.
So dreht der Kodiaq mit seinem Preis- und Platzvorteil das Ergebnis locker. Der VW gefällt mir seiner Agilität, büßt aber bei Platz und Komfort ein und der teure Audi müsste eben mehr bieten als etwas bessere Bremsen, hochwertigere Verarbeitung und bequemere Sitze.