Beim ersten Versuch, im Revier von BMW 3er und Mercedes C-Klasse
zu wildern, hat Jaguar nicht gerade fette Beute gemacht. Der neue
und komplett eigenständige XE soll das nun ändern.
Messen muss sich der Jag unter anderem mit ihm: Dem BMW 320d -
seit jeher eine Instanz in der Mittelklasse und in diesem Jahr im
Rahmen eines Facelifts aufgefrischt.
Die straffere Grundabstimmung mit geänderten Dämpfern ergibt
zusammen mit der variablen Sportlenkung (250 Euro) und dem
adaptiven Fahrwerk (1.100 Euro) ein enorm präzises, agiles und
freudvolles Kurvenverhalten. Leider zu Lasten des Komforts.
Der neue Zweiliter-Diesel legt sich mit seinen nun 190 PS und
400 Nm mächtig ins Zeug. Er wirkt ungemein lebendig und drehwillig,
bekommt von der Sportautomatik treffsicher und fast unmerklich den
passenden Gang serviert.
1.031 km Reichweite bietet der C 250 d, aber erst mit dem
optionalen 66-Liter-Tank. Der serienmäßige Behälter fasst nur 50
Liter. Mit 1.690 kg Leergewicht ist der Benz der schwerste des
Trios.
Der C 250 d scheint jede Dynamikanwandlung des Fahrers bremsen
zu wollen, pflegt stattdessen klassische Markentugenden wie
Qualität oder Komfort und das Gefühl "schwerer Wagen".
Abrupte Fahrmanöver meistert er zwar ähnlich sicher und gelassen
wie die Rivalen, wiegt seine Passagiere aber lieber mit der
optionalen Luftfederung (1.416 Euro) über Holperpisten hinweg.
Selbst der doppelt aufgeladene 2,1- Liter-Diesel mit 204 PS und
500 Nm hält sich akustisch zurück, überspielt mit der Wucht seines
Drehmoments die bisweilen zögerlichen Gangwechsel der
Siebenstufenautomatik und das hohe Leergewicht.
Der coupéhaft flache, sanft ins Heck auslaufende Dachpavillon
hat bei Jaguar Tradition. Dass er Einstieg und Platzverhältnisse im
Fond etwas beschneidet, lässt sich da ebenso verschmerzen wie die
mäßige Sicht speziell nach hinten.
Der Zweiliter-Diesel mit 180 PS ist an die gleiche
ZF-Achtstufen-Automatik wie im BMW gekoppelt. Der Wandler kaschiert
die leichte Anfahrschwäche, doch bei Zwischenspurts oder beim
Herausbeschleunigen aus Kurven agiert das Getriebe etwas langsamer
als im 3er.
Die Sicherheitsausstattung ist reichhaltig und effizient. Der
3er hat so gut wie alle zeitgemäßen Fahrerassistenz-Systeme an Bord
- optional versteht sich.
Der Mercedes C 250 d gibt sich eher als Komfort-Limousine. Mit
64,1 km/h im Slalom und 135,6 km/ beim doppelten Spurwechsel geht
der Benz eher gemächlich an die Fahrdynamik-Disziplinen heran.
Der Jag liegt sowohl bei Messwerten, als auch bei den
Fahrdynamik-Prüfungen zwischen BMW und Mercedes. Dies gilt auch für
den Komfort. Straffer als die softe C-Klasse und gemütlicher als
der harte Bayer.
Weil sich der Jag in der Summe noch ein paar kleine
Detailschwächen leistet, reicht es nicht ganz um der etablierten
Konkurrenz davon zu fahren. Für ihn sprechen allerdings Preis,
Verbrauch und der britische Charme. Noch nie war Jaguar fahren so
vernünftig.