Oberklasse-Kombis mit Diesel im Test

BMW 530d Touring, Mercedes E 350 d T, Volvo V90 D5 AWD Front

Drei Oberklasse-Kombis, die allesamt die Spitze erobern wollen. Wir vergleichen BMW, Mercedes und Volvo jeweils mit starken Dieselmotoren unter der Haube. Ob der Volvo-Vierzylinder mit den Sechszylindern aus München und Stuttgart mithalten kann?

So viel vorneweg: Wir sind hellauf von den Luxus-Kombis begeistert. Und zwar so sehr, dass man sich fragt, warum derartige Oberklasse-Kombis immer mehr von den SUVs verdrängt werden. Die drei unterscheiden sich vor allem im persönlichen Geschmacksempfinden und zeigen ganz klar ihre Markenphilosophie auf.

Wie bisher spielt auch der neue 5er Touring seine Stärken in der Fahrdynamik voll aus. Der Hinterradantrieb steigert in Verbindung mit dem geringsten Gewicht der drei Kontrahenten (1.866 kg) den Fahrspaß. Er geht besonders leichtfüßig um die Ecken.

Auf der Langstrecke beweist der Touring seine neue Gelassenheit in Form von hervorragender Geräuschdämmung und Federung. Uns ist sofort aufgefallen, dass der Touring hier sehr nahe an die E-Klasse herangerückt ist. Er strahlt Ausgewogenheit und Harmonie aus.

Erfreulich beeindruckt uns der 265 PS starke Reihensechszylinder. Und zwar ganz besonders in Verbindung mit der Achtgangautomatik, die immer den richtigen Gang parat hält. Wir hoffen, dass es diesen Motor noch eine ganze Weile zu kaufen gibt, weil auch noch der Verbrauch stimmt.

7,9 Liter Diesel benötigt der 535d bei den Verbrauchsfahrten im Schnitt auf 100 Kilometer und ist damit der sparsamste. Der Mercedes kommt auf 8,1, der Volvo auf 8,4 Liter/100 km. Vom gut gedämmten Sechszylinder ist auf der Autobahn kaum etwas zu hören.

Zwar werden die Instrumente digital dargestellt, doch Lünetten sorgen für eine analoge Anmutung. Connectivity und Infotainment sind nach wie vor seine Stärke. Der spürbare Technikvorsprung in diesem Bereich wird besonders den Digital Natives gefallen.

Der BMW bietet den reisetauglichsten Fond und leistet sich hier keine Schwächen. Kopf- und Beinfreiheit sind mehr als ausreichend. Ebenfalls ein Faktor, der uns zeigt, dass vor allem im Bereich Komfort eine deutliche Weiterentwicklung erfolgt ist.

Legt man die Rücksitze um, ergibt sich ein leicht ansteigender Ladeboden. Zudem lässt sich bei Bedarf die Rücksitzlehne etwas steiler stellen, um so den Laderaum zu vergrößern, ohne gleich die Sitze umklappen zu müssen.

Die Heckscheibe lässt sich seperat öffnen. Das kennen wir von BMW schon länger, hat aber nach wie vor seinen Nutzen. Das kleine Gepäck lässt sich auf diese Weise viel bequemer beladen.

Aüßerst praktisch ist hier der flache, aber doppelte Ladeboden. Dieser ist so konstruiert, dass die zweigeteilte Rollo-Schatulle problemlos darin verstaut werden kann. Der Mercedes nutzt den vorhandenen Platz unter dem Kofferraum ähnlich clever.

Seit 40 Jahren ist das T-Modell der Pate aller großen Kombis. Und sofort kristallisiert sich der Stuttgarter nach wie vor als der souveräne Gleiter heraus. Komfort konnte das T-Modell der E-Klasse ja schon immer.

Jetzt kann es auch noch überzeugend Dynamik. Hinzugekommen ist der "Sport plus" Modus, der den V6 bissiger ans Gas lässt und das Ansprechverhalten steigert. Nicht nur der BMW ist näher an den Mercedes herangerückt, sondern der Mercedes auch näher an den BMW.

Er stampft nahezu ähnliche Performancewerte in den Asphalt, lässt sich nicht vom BMW abschütteln. Die Lenkung ist präzise und gibt erfreulich gute Rückmeldung. Bodenwellen werden von der Luftfederung einfach aufgesaugt.

Wie im BMW ist auch der Sechszylinder in der E-Klasse sehr gelungen und bietet eine hohe Laufruhe. Im Standardsprint liegt er aber dennoch 0,6 Sekunden zurück und kann nicht ganz folgen. Trotzdem gefällt der V6 durch seine Ausgeglichenheit.

Zwei Bildschirme unter einer gemeinsamen Haube. Die E-Klasse hat nahezu alle Innovationen aus der S-Klasse an Bord. Hier drinnen fühlt man sich sofort wohl.

Wie bei BMW: Die Lehne lässt sich in zwei Positionen arretieren. Die Lehne ist allerdings zu stark geneigt, und wie in der C-Klasse wünschen wir uns auch hier mehr Auflagefläche für die Oberschenkel.

Das neue Design birgt leider auch Zugeständnisse: 130 Liter maximales Ladevolumen verliert das T-Modell im Vergleich zu seinem Vorgänger. Dennoch bleiben ganze 1.820 Liter übrig, was immer noch deutlich mehr ist als bei beiden Konkurrenten. Und praktischer ist er auch noch, denn nur der Mercedes bietet bei versenkten Rücksitzlehnen eine wirklich ebene Ladefläche.

Das T-Modell hat das größte Fach unter dem Ladeboden. Hier kann nicht nur der faltbare Einkaufskorb unter gebracht werden, denn auf Wunsch ist sogar genug Platz für eine voll versenkbare Kindersitzbank.

Beim Volvo beeindruckt schon auf den ersten Blick der großartige Auftritt. Das Design macht was her und würde wohl jede Hofauffhart herrlich zieren. Erstaunlich gut schlägt er sich auch bei der Fahrdynamik.

Er hat nicht nur die besten Bremswerte, sondern kann auch bei den Ausweichübungen mit den Konkurrenten mithalten. Den Sicherheitsthemen hat man also eine große Bedeutung zukommen lassen. Dem Fahrwerk fällt es allerdings schwer, Unebenheiten problemlos ausgleichen zu können.

Der Motor zeigt uns einen Blick in die Zukunft und ist ein fortgeschrittenes Beispiel für Downsizing. Es ist der einzige Vierzylinder im Vergleich, denn eine stärkere Dieselmotorisierung gibt es für ihn nicht. Die 235 PS gibt es nur in Verbindung mit Allradantrieb,...

...der für eine gute Traktion sorgen kann. Durch den zusätzlichen Kolbenverdichter bläst der Turbo schneller an, wodurch das Ansprechverhalten verbessert wird. Die Automatik hat allerdings ihre Probleme und schaltet in manchen Situationen etwas hektisch. Bei höheren Drehzahlen ist der Diesel knurrig zu hören.

Im Innenraum setzt sich das ansprechende und etwas außergewöhnliche Design fort. Cool sieht er aus, der aufrecht stehende Bildschirm. Seine Bedienung ist dagegen eher kompliziert als cool.

Speziell auf der Rückbank kommen die Bodenwellen bis zu den Passagieren durch und sind deutlich spürbar. Die Polsterung könnte etwas bequemer sein. Die Kopf- und Beinfreiheit sind dagegen völlig ausreichend.

Dass Volvo dem Thema Sicherheit höchste Priorität zukommen lässt, wissen wir bereits. Zusätzlich bietet er auch für die kleinen Mitfahrer eine clevere Lösung: Die Sitzfläche lässt sich als eine Art Kindersitz auffalten. Ein echter Familienkombi eben.

Praktisch ist er ja schon, der Volvo-Kombi - aber nicht allzu sehr. Der Laderaum ist erstaunlich klein geraten. Im Vergleich zur Konkurrenz passen maximal nur 1.526 Liter in den Kofferraum. Der Volvo belegt damit in dieser Kategorie den letzten Platz.

Das aus dem Ladeboden klappbare Schott kann vor allem kleines Gepäck sichern. Allerdings vermissen wir hier den doppelten Ladeboden. Und auch bei der Zuladung kann der Volvo nicht beeindrucken: 447 Liter sind für einen Kombi dieser Größenordnung etwas wenig.

BMW 530d Touring, Mercedes E 350 d T, Volvo V90 D5 AWD Heck

Am Ende entscheidet der ausgereifte und ausgewogene BMW den Vergleich für sich, liegt in jedem Kapitel vorne. Dem Mercedes fehlt hier nicht viel. Er zeigt nur kleine Schwächen, die ihn zum Zweiten machen. Der Volvo bleibt seiner Marke treu und beeindruckt vor allem durch seine hervorrgende Ausstattung und seinem tollen Design. Man muss diese Kombis einfach mögen.

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