Muss es wirklich die noble V-Klasse sein oder genügt auch der
einfachere Vito? Um das zu klären, waren wir mit dem neuen Vito
Tourer 4x4 am Polarkreis unterwegs.
Die Lösung in diesem Fall heißt Vito Tourer: so nennt sich die
vollverglaste Kombi-Variante, die mit mehreren Sitzreihen geordert
werden kann. Drei Ausstattungslinien bietet Mercedes an: den Vito
Tourer als Base, Pro oder Select.
Beim von uns gefahrenen Vito Tourer in der mittleren
Pro-Ausstattung darf allerdings schon hinterfragt werden, wie viel
Transporter und wie viel Pkw tatsächlich in ihm steckt
Garagenbesitzer wird es freuen, Offroad-Fans dagegen nicht so
sehr: durch die neue Vorderachse ist die bisherige leichte
Höherlegung des Allrad-Vito nicht mehr nötig, der 4x4-Transporter
baut insgesamt neun Zentimeter niedriger als das
Vorgängermodell.
Der Schlechtwege-Vorteil des Vito 4x4 bleibt damit auf die
Traktion begrenzt, unter dem Auto rumpelt es bei tief ausgefahrenen
Löchern oder großen Findlingen im Fahrweg ebenso schnell wie beim
Standard-Vito.
Im Handling hat der Vito 4x4 so ziemlich alles transporterhafte
abgelegt. Die neue elektro-mechanische Lenkung mit variabler
Unterstützung fasst sich bei schneller Fahrt ebenso souverän an wie
beim gemütlichen Gleiten durch Ortschaften oder beim leichthändigen
rangieren.
Das Fahrwerk ist eher in Richtung straff abgestimmt, was zwar
lastwagenartiges taumeln zuverlässig unterbindet, andererseits aber
bei derberen Unebenheiten eine gewisse Souveränität vermissen
lässt.
Mit den 190 PS und der sämigen Siebenstufenautomatik des
Topmodells muss man jedenfalls nichts anbrennen lassen, der Vito
119 CDI 4x4 lässt sich richtig rasch bewegen – für einen so
voluminösen Kastenwagen.
Auf unserer ersten Testfahrt mit dem Vito 119 CDI 4x4 in
Nordschweden lag das Augenmerk allerdings weniger auf
Autobahn-Gebolze, stattdessen waren wir im Auftrag der Traktion
unterwegs.
An einer anderen Stelle kann die Traktionselektronik zeigen, was
in ihr steckt. Ein vereister Bergpfad, Typ verwahrloster Almweg,
mit durchaus nennenswerter Steigung.
Wo frühere Generationen elektronisch geregelter Allradler mit
hektischem Stakkato-Bremsen die Kraft mal an dieses Rad leiten, mal
an jenes, fährt der neue Allrad-Vito einfach hinauf.
Eine Mission, die der Vito 4x4 auf extrem hohem Level erfüllt.
Das Zusammenspiel von Allradantrieb, elektronischen Fahrhilfen,
homogener Leistungsentfaltung und fein abgestimmtem
Automatikgetriebe darf man schlicht als gelungen bezeichnen.
Mit stoischer Ruhe lässt sich der Vito 4x4 über verschneite und
vereiste Strecken treiben, bleibt eine gefühlte Ewigkeit neutral
und sicher, bevor das ESP mit verstärkten Regelimpulsen darauf
aufmerksam macht, es doch bitte etwas weniger flott anzugehen
Beim von uns gefahrenen Vito Tourer in der mittleren
Pro-Ausstattung darf schon hinterfragt werden, wie viel Transporter
und wie viel Pkw tatsächlich in ihm steckt.