Seit dem 27.10. steht er schon beim Händler - der Mercedes-AMG GT 63 S 4Matic+ 4-Türer Coupé. Er ist die Antwort aus Affalterbach auf Porsches Panamera.
Dem Panamera gleicht der AMG nämlich in Abmessungen, Preis und vor allem Konzept. Wie der Panamera versteht sich der GT 4-Türer als sportliche Luxuslimousine.
Der GT, welcher übrigens auf der E-Klasse basiert, wird in Affalterbach auf Krawall gebürstet: Der Luftfederung verpassen sie eine straffere Abstimmung, der Lenkung eine höhere Grunddirektheit, bei den V8-Modellen eine Hinterachslenkung, dem Motor mehr Leistung und für stürmischeres Beschleunigen einen kürzeren Achsantrieb als beim E 63 S.
Verschließbare Lamellen hinter dem Kühlergrill optimieren die Aerodynamik, an der natürlich auch gefeilt wurde. Mehr Einfluss hat der Heckflügel, der den Anpressdruck zwar automatisch regelt, aber auch individuell in vier Stellungen gebracht werden kann. Einstellen kann man auch das ESP, welches zwischen komplett an und aus noch eine Zwischenstufe besitzt. Und auch der Auspuff hat zwei wählbare Lautstärkevarianten.
Der aus Affalterbach bekannte 4,0-Liter-V8-Biturbo kommt im GT mit zwei im V der Zylinderbänke positionierten Twin-Scroll-Turboladern und 1,5 bar Ladedruck auf 639 PS und 900 Nm - 27 PS und 50 Nm mehr als im E63 S. Damit schafft er den Sprint von null auf 100 km/h in 3,1 Sekunden.
Die serienmäßige 4Matic+ ermöglicht eine vollvariable Kraftverteilung, die in der Spielerei des Drift-Modes gipfelt, in dem alle Kraft an die Hinterräder geht. Alltagslogischer sind die Varianten dazwischen - von Comfort über Sport und Sport+ bis hin zum Race-Modus.
Ambientebeleuchtung per Sprachsteuerung wechseln? Start-Stopp am Lenkrad ausschalten? Geht. Nur: wozu? Generell ist die Bedienung dann doch eher umständlich.
Viele Einstellungen, wie zum Beispiel die Wahl der Fahrmodi, die Aktivierung der Assistenzsysteme oder eben die Deaktivierung des Start-Stopp-Systems erfolgen durch Tasten am Lenkrad oder auf einer Tastenleiste in der Mittelkonsole - manche Einstellungen auch redundant über Lenkrad und Mittelkonsole.
An Auswahlmöglichkeiten mangelt es im beim GT ganz bestimmt nicht. Mancher Kram kann ignoriert werden, Einiges muss aber erst aussortiert und passend konfiguriert werden.
Wer noch eine fünfte Person mitnehmen will, kann im weitläufigen Fond anstatt der zwei Einzelsitze auch eine drei-sitzige Fondbank ( 821,10 € Aufpreis) einbauen lassen. Wer aber zwei Wäschetrockner samt Familie in sportilcher Manier rumkutschieren will, ist natürlich mit dem Mercedes-AMG E 63 S 4Matic als T-Modell immer noch besser beraten.
Die Rückbank lässt sich per Knopfdruck im Verhältnis 40:20:40 umklappen, steigert das Kofferraumvolumen von 461 auf 1.324 Liter und schafft so ein für die Klasse großen Laderaum und eine hohe Variabilität.
Die nicht so große Kofferraumklappe und die hohe Außen- und Innenkante, über die das Gepäck in den flachen Kofferraum gewuchtet werden muss, lassen die Alltagstauglichkeit dagegen sinken.
Beim Panamera besteht die Sensation darin, dass er sich trotz fladiger Ausmaße auf der Landstraße kompakt anfühlt - anders beim GT. Er fühlt sich immer so massig an, wie er ist. Auf breiten, ebenen Renn- und Messstrecken ist er eine Macht, enorm schnell bei Slalom und Spurwechsel. Doch draussen bekommt er das nicht so zusammen.
Für den enormen Aufwand, den AMG für das Handling betreibt, fühlt es sich sperrig an. Und es bleibt immer eine Distanz, die verhindert, dass dich der Viertürer nicht nur voran-, sondern mitreißt.